Santiago de Chile - Dienstag, 17. November 2015, 18:34 Uhr.
Die Bischöfe Chiles haben ihre 110. Vollversammlung beendet und den Gläubigen einen Hirtenbrief übergeben, der am vergangenen Sonntag in allen Pfarreien des Landes verlesen wurde. Durch ihn wollen sie, im Hinblick auf das bevorstehende Heilige Jahr der Barmherzigkeit und angesichts der schwierigen sozialen Umstände des Landes, eine Botschaft der Hoffnung und des Mutes senden.
Am Ende der Begegnung, die vom 9. bis 13. November stattfand, hielten die Bischöfe eine Pressekonferenz, in der sie den aufrichtigen und offenen Dialog unter den verschiedenen sozialen Akteuren betonten; sie bezogen sich hierbei auf das Thema der Schulung zur Prävention von sexuellem Missbrauch.
“Wir würdigen die Stärke, mit der viele von Ihnen in allen Lebensbereichen verkünden, dass Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist”, liest man im Brief der chilenischen Bischöfe.
“Angesichts eines Zusammenlebens, das angespannt ist aufgrund von Skandalen, die das soziale Umfeld überschatten und die Institutionen herausfordern, verlieren wir jene Hoffnung nicht, die uns das Versprechen Jesu einflößt: ´Ich bin bei euch alle Tage´(Mt 28, 20)” heißt es weiter.
“Für die chilenische Gesellschaft und ihre Verantwortlichen – vor allem in Politik und Wirtschaft – sind es turbulente und herausfordernde Zeiten; sie sind es auch für uns. Als Hirten wissen wir, dass die Fehler und Handlungsweisen einiger geweihter Personen, die dem Evangelium widersprechen, Anlass zu Konfusion, Schmerz und Unsicherheit waren. Wir verstehen Ihr Unbehagen und danken Ihnen für die Aufrichtigkeit und Offenheit, mit der sie es ihren Gemeinden mitteilen. Das Anerkennen der Wahrheit und die brüderliche Zurechtweisung, die in Demut und Respekt geschieht, werden uns immer gut tun” erklären die Prälaten.
Das Schreiben lädt die Gläubigen ein, das von Papst Franziskus ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit mit der Haltung des Barmherzigen Samariters zu leben und eine “präsente, aktive, fröhliche, missionierende, als Gottesvolk pilgernde, betende, großzügige und solidarische Kirche zu sein. Nur aus der evangelischen Demut heraus werden wir eine Kirche sein die ´zuhört, verkündet und dient´, eine vertrauenswürdige und glaubwürdige Kirche, eine prophetische Stimme für das Chile von heute und von morgen” so der Text weiter.
Der Vorsitzende der Chilenischen Bischofskonferenz (CECh) und Erzbischof von Santiago, Kardinal Ricardo Ezzati, drückte seine Zufriedenheit über das “Klima der Brüderlichkeit und Gemeinschaft” aus, das sich in der Versammlung gebildet hatte.
Der Kardinal erinnerte daran, dass am ersten Tag der Versammlung auch der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Gerhard Müller, anwesend war und mit den Bischöfen über verschiedene Themen des kirchlichen Lebens diskutiert hatte.
Der Bischof von Rancagua und Vizepräsident der CECh, Monsignore Alejandro Goic, erklärte seinerseits, dass einer der zentralen Punkte des Treffens der Bischöfe die Schulung zur Prävention von sexuellem Missbrauch war – anhand der Leitlinien “Cuidado y Esperanza” (Achtsamkeit und Hoffnung), die seit vergangenem 16. Juli in allen Diözesen in Kraft sind.
"Wir sprechen über die Notwendigkeit, zuhören zu lernen, mitfühlen zu lernen mit dem Schmerz und dem Grauen, das die Opfer des Missbrauchs erlebt haben und uns zu fragen, warum diese Dinge in der Kirche geschehen sind, mit dem Ziel, dass sie sich nicht wiederholen", erläutert er.
“Wir haben den Vorsatz, zusammen mit der ganzen Kirche weiterhin zu sensibilisieren und zu arbeiten, so wie wir es in in diesem Jahr sehr intensiv getan haben" sagte er mit Verweis auf 1900 ausgebildeten Mitarbeiter in Pastoral und Erziehung, die bisher tätig waren und jene, die es in den verschiedenen Instanzen der Diözese weiter sein werden.
Der Fall Karadima
In Zusammenhang mit der Klage gegen die Erzdiözese von Santiago wegen angeblicher Vertuschung des Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima, verwies Kardinal Ricardo Ezziati auf den Gesetzentwurf, den er fertigstellen will, um bei einem Prozess aussagen zu können, was bislang nur für bestimmte Autoritäten des Landes, wie den Präsidenten, die Staatsminister und einige Ordensleute vorgesehen ist.
Diesbezüglich sagte Kardinal Ezzati: “Wir beabsichtigen auch weiterhin, auf ein Sonderrecht zu verzichten. Wir sind Bürger wie alle anderen auch und in diesem Sinne werden wir selbst es anregen" und fügte hinzu "wir schätzen uns glücklich, dass sie uns als Bürger ansehen, als Bürger mit Rechten und Pflichten wie alle anderen."
Auf die Frage nach der Haltung der Kirche hinsichtlich der Weitergabe vertraulicher Korrespondenzen zwischen den Kardinälen verurteilte Kardinal Ezzati diesen Akt erneut und kündigt an, dass er zur Anzeige gebracht werden wird “damit die Gesellschaft erfahre, dass es eine rechtswidrige Handlung war”; es wird jedoch keine Klage eingereicht, die mit Kosten für das Erzbistum verbunden wäre, weil “kein Peso der Gläubigen seinem pastoralen Zweck entzogen darf” endete er.