Bischof Wilmer: Kirche soll sich „bei parteipolitischen Themen“ zurückhalten

Bischof Heiner Wilmer SCJ
Deutsche Bischofskonferenz / Marko Orlovic

Bischof Heiner Wilmer SCJ hat die Kirche aufgefordert, sich zurückzuhalten „bei parteipolitischen Themen und bei Fragen, die Politiker mit ihrer Kompetenz besser beantworten können“. Der Bischof von Hildesheim sprach am Ende des Evangelischen Kirchentags in Hannover mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

„Schon Jesus Christus hat auf eine Teilung der beiden Bereiche Wert gelegt“, rief Wilmer in Erinnerung. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist. Daher haben Politik und Kirche eine unterschiedliche Verantwortlichkeit.“

„Die Kirche sollte bei sich und bei der Botschaft Gottes bleiben“, so der Bischof. „Wenn dann Leute meinen, diese Position sei näher an dieser oder jener Partei, ist das deren Interpretation. Aber es wäre nicht gut, wenn die Kirche sich von vornherein auf die Seite einer Partei schlüge

Trotz alledem gelte jedoch: „Wenn die Kirche dem Evangelium treu sein will, muss sie politisch sein. Dabei geht es aber um eine Perspektive, die alle Menschen betrifft.“

Wilmer ging auf die Bedeutung des Evangelischen Kirchentags in Hannover ein, indem er ihn für sich als „eine besondere Freude und Ehre“ bezeichnete. Der Kirchentag „fand hier erstmals 1949 statt“, sagte Wilmer, und man sei „hier sehr ökumenisch verbunden“.

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„Ich habe auf dem Kirchentag auch viele Katholikinnen und Katholiken gesehen“, erklärte er. „Die Menschen kamen von überall her – ein großes Familientreffen. Das Wetter spielte mit, die Sonne hat überwiegend geschienen. Es hatte – wie die Italiener sagen – etwas von Serenità: eine heitere Gelassenheit.“

„Mit Blick auf unsere gute Ökumene hier in Deutschland plädiere ich auf jeden Fall dafür, dass alle Verantwortlichen noch intensiver prüfen, ob es in Zukunft gemeinsame Tage von allen Christinnen und Christen geben kann – wo wir als Gläubige zusammen Zeugnis für das eine Evangelium ablegen“, sagte Wilmer.

Insgesamt haben neben den Katholikentagen und den Evangelischen Kirchentagen in Deutschland bereits drei Ökumenische Kirchentage stattgefunden, nämlich 2003, 2010 und 2021. Über eine weitere solche Veranstaltung ist bislang nichts öffentlich bekannt.

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Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hatte sich wie Wilmer zum Evangelischen Kirchentag geäußert. Die Veranstaltung sei „ein beeindruckendes Erlebnis“. Er sei „dankbar, dass an diesem Evangelischen Kirchentag viele Katholikinnen und Katholiken teilnehmen, denn für uns als Christen gilt: wir gehören zusammen“.

Überhaupt zeige sich bei Kirchentagen, aber auch bei Katholikentagen, dem katholischen Pendant, „dass Kirche mit einem breiten theologischen aber auch politischen Anspruch in der Öffentlichkeit auftritt. Es ist gut, wenn sich Christinnen und Christen mit ihrem Glaubenszeugnis öffentlich äußern, auch in unserer Gesellschaft.“