Vatikanstadt - Mittwoch, 21. Mai 2025, 11:00 Uhr.
Ohne großes Aufheben hat Leo XIV. am Mittwochvormittag bei seiner ersten Generalaudienz nach der Wahl zum Papst vor knapp zwei Wochen „den von Papst Franziskus initiierten Zyklus der Heilig-Jahr-Katechesen“ fortgesetzt. Das Thema lautet also weiterhin: „Jesus Christus, unsere Hoffnung“.
Am 12. Februar hatte Papst Franziskus die letzte Generalaudienz abgehalten. Danach wurde er am 14. Februar mit einer schweren Atemwegserkrankung, die ihn schon in den Tagen und Wochen zuvor heimgesucht hatte, in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert. Nach 38 Tagen kehrte er zurück in den Vatikan, konnte aber kein reguläres päpstliches Programm mehr aufnehmen. Am 21. April, vor genau einem Monat, starb er.
Der neue Pontifex ging am Mittwoch konkret auf das Gleichnis vom Sämann ein, das „von der Dynamik des Wortes Gottes und von den Wirkungen“ spreche, „die es hervorbringt“.
„In der Tat ist jedes Wort des Evangeliums wie ein Same, der auf den Boden unseres Lebens geworfen wird“, erklärte Leo XIV. „Was ist nun dieser Boden? Es ist unser Herz, aber es ist auch die Welt, die Gemeinschaft, die Kirche. Das Wort Gottes macht tatsächlich jede Wirklichkeit fruchtbar und bringt sie hervor.“
„Unter den Menschen gibt es offensichtlich viele verschiedene Situationen“, führte der Papst aus. „Das Wort Jesu ist für alle da, aber es wirkt in jedem Menschen auf andere Weise. Dieser Kontext ermöglicht es uns, die Bedeutung des Gleichnisses besser zu verstehen.“
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So kümmere sich der Sämann nämlich nicht darum, „wohin die Saat fällt. Er wirft die Samen auch dort aus, wo es unwahrscheinlich ist, dass sie Früchte tragen: auf den Weg, auf die Felsen, unter die Dornen. Diese Haltung überrascht den Zuhörer und veranlasst ihn zu der Frage: Wie kommt das?“
„Wir sind es gewohnt, Dinge zu berechnen – und manchmal ist das auch notwendig –, aber das gilt nicht für die Liebe!“, stellte Papst Leo klar. „Die Art und Weise, wie dieser ‚verschwenderische‘ Sämann den Samen auswirft, ist ein Bild für die Art und Weise, wie Gott uns liebt. Es stimmt zwar, dass das Schicksal des Samens auch davon abhängt, wie die Erde ihn aufnimmt und in welcher Situation er sich befindet, aber in erster Linie sagt uns Jesus in diesem Gleichnis, dass Gott den Samen seines Wortes auf alle möglichen Böden wirft, das heißt, in jede unserer Situationen: Manchmal sind wir eher oberflächlich und abgelenkt, manchmal lassen wir uns von der Begeisterung mitreißen, manchmal sind wir von den Sorgen des Lebens belastet, aber es gibt auch Zeiten, in denen wir willig und aufnahmebereit sind.“
Gott sei zuversichtlich und voller Hoffnung, „dass die Saat früher oder später aufgehen wird. So liebt er uns: Er wartet nicht darauf, dass wir der beste Boden werden, sondern er gibt uns immer großzügig sein Wort. Wenn wir sehen, dass er uns vertraut, wird in uns vielleicht der Wunsch geweckt, besserer Boden zu sein. Das ist die Hoffnung, die sich auf den Felsen der Großzügigkeit und des Erbarmens Gottes gründet.“
„Indem Jesus erzählt, wie der Same Frucht bringt, spricht er auch über sein Leben“, betonte Leo in Fortsetzung der Katechesen von Papst Franziskus. „Jesus ist das Wort, er ist der Same. Und der Same muss sterben, um Frucht zu bringen. So sagt uns dieses Gleichnis, dass Gott bereit ist, für uns zu ‚vergeuden‘, und dass Jesus bereit ist, zu sterben, um unser Leben zu verwandeln.“
Die Gläubigen ermutigte er, Gott zu bitten, „mehr an uns zu arbeiten, damit wir ein besserer Boden werden“: „Bitten wir den Herrn um die Gnade, diesen Samen, der sein Wort ist, immer wieder aufzunehmen.“