Vatikanstadt - Mittwoch, 5. Januar 2022, 12:10 Uhr.
Papst Franziskus hat die Gläubigen erneut aufgerufen, mehr Kinder zu bekommen und seine Warnung vor einem "demografischen Winter" in Europa verschärft.
Bei der Generalaudienz am 5. Januar sagte der Pontifex in der Audienzhalle des Vatikans wörtlich: "Unsere Zivilisation ist ein wenig verwaist". Alle kinderlosen Ehepaare ermutigte Franziskus am heutigen Mittwoch, Kinder zu adoptieren.
Der Papst ruft seit Jahren nicht nur Europas Gläubige mit ermutigenden Worten auf, sich zu trauen und wieder mehr Kinder zu bekommen. Er warnt auch vor den Konsequenzen einer Gesellschaft, die aus ideologischen Gründen – sei aus Konsum oder vermeintlichem "Umweltschutz" – am eigenen Leben vorbei auf Kinder verzichtet.
Den deutschen Katholiken legte er dieses Anliegen schon 2019 sogar direkt in seinem Brief "an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland" ans Herz. Ländern mit niedriger Geburtenrate sagte er bereits 2017, dass dies ein "Werk des Teufels" sei.
Franziskus unterstützte auch eine Initiative gegen den Kindermangel der italienischen Regierung und prominenter Persönlichkeiten, wie CNA Deutsch berichtete.
In Deutschland kamen im Jahr 2020 rund 773.000 Kinder zur Welt. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 5.000 Kinder weniger als im Vorjahr (-0,6 %). Damit setzte sich der Rückgang fort, der nach dem letzten starken Anstieg der Geburtenzahlen im Jahr 2016 eingesetzt hatte.
Der Geburtenmangel wird im deutschen Sprachraum oft als "demographischer Wandel" bezeichnet. Kritiker sagen, dass dieser Begriff problematisch ist, weil er beschönigend und deterministisch wird.
Ein lachender und ein ernster Papst
Franziskus machte sich darüber heute sogar lustig: "Viele, viele Paare haben keine Kinder, weil sie nicht wollen, oder sie haben eines und nicht mehr – aber sie haben zwei Hunde, zwei Katzen ... Ja, Hunde und Katzen ersetzen Kinder. Das bringt einen zum Lachen, das verstehe ich, aber es ist die Realität!"
Doch wurde der Papst schnell sehr ernst: "Diese Verleugnung der Vater- und Mutterschaft setzt uns herab, nimmt uns die Menschlichkeit. Und so wird die Gesellschaft älter und unmenschlicher, weil der Reichtum der Vaterschaft und der Mutterschaft verloren geht".
Noch provokativer fuhr Franziskus fort: "Das Vaterland leidet, weil es keine Kinder hat. Wie einer mal etwas humorvoll gesagt hat: Wer zahlt jetzt die Steuern für meine Rente, wenn es keine Kinder gibt? – Er lachte dabei, aber es ist die Wahrheit. Wer wird sich um mich kümmern?" fragte der Pontifex, der bereits oft die "Sterilität" Europas kritisiert und Geburtenrückgänge beklagt hat.
Einem starken und schweigsamen Vater war am heutigen Mittwoch auch seine Katechese gewidmet: Dem heiligen Josef.
"Ich bitte den heiligen Josef um die Gnade, das Gewissen zu wecken und darüber nachzudenken: Kinder zu bekommen", sagte Papst Franziskus.
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So wie Josef ein Adoptivater Jesu gewesen sei: So seien auch heute katholische Familien aufgerufen, Kinder zu haben – entweder die eigenen oder eben auch adoptierte.
Seinen Zuhörern in der Audienzhalle und in aller Welt legte der Papst ans Herz wenn Ihr keine Kinder bekommen könnt, denkt über eine Adoption nach! Es ist ein Risiko, ja: Ein Kind zu bekommen ist immer ein Risiko, ob auf natürlichem Wege oder durch Adoption. Aber es ist riskanter, keine zu haben. Riskanter ist die Verleugnung der Vaterschaft, die Verleugnung der Mutterschaft, sei sie real oder geistig. Aber ein Mann und eine Frau, die keinen Sinn für Vaterschaft und Mutterschaft entwickeln, denen fehlt etwas, etwas Wesentliches, etwas Wichtiges.
"Vaterschaft und Mutterschaft sind die Fülle des Lebens eines Menschen! Denken Sie einmal darüber nach. Gewiss, es gibt eine geistliche Vaterschaft für diejenigen, die sich Gott weihen, und eine geistliche Mutterschaft; aber diejenigen, die in der Welt leben und heiraten, denkt daran, Kinder zu bekommen, das Leben zu schenken, denn sie sind es, die Eure Augen schließen werden, die von euch etwas in die Zukunft hineintragen werden" – so der Papst mit Blick auf den Tod eines jeden Menschen.
Herzlich grüßte der Papst doe Gläubigen deutscher Sprache. "Der heilige Josef sei uns allen Fürsprecher, auf dass wir beständig im bedingungslosen Vertrauen auf Gott, unseren Vater, wachsen, der uns immer mit seiner Weisheit und seiner Liebe begleitet und führt".
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