Redaktion - Montag, 7. Juli 2025, 15:30 Uhr.
Der ukrainische Staat unter Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem ukrainisch-orthodoxen Metropoliten Onufrij die Staatsbürgerschaft entzogen, wie der Nachrichtendienst Östlicher Kirchen (NÖK) berichtet. Der Geistliche, der Teil des Moskauer Patriarchats ist, soll laut ukrainischen Geheimdienst seit 2002 auch russischer Staatsbürger sein. Seine Kirche bestreitet dies und will klagen.
Laut dem Geheimdienst SBU gibt es Belege dafür, dass Onufrij die russische Staatsbürgerschaft verheimlicht hat. Gemäß ukrainischem Recht ist der Besitz eines russischen Passes ein Grund für den Entzug der ukrainischen Staatsbürgerschaft. Konkrete Belege wurden jedoch nicht vorgelegt. Dem 80-jährigen Westukrainer droht nun eine Abschiebung.
In der Ukraine existieren derzeit zwei große orthodoxe Kirchen: die ukrainisch-orthodoxe Kirche unter Onufrij, die mit der russisch-orthodoxen Kirche verbunden ist, und die im Jahr 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine, die von der ukrainischen Regierung unterstützt wird.
Ukrainisch-Orthodoxe Kirche bestreitet Vorwürfe
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche widersprach der Darstellung des ukrainischen Staates vehement. „Seine Seligkeit Metropolit Onufrij hat klargestellt, dass er nur den Pass eines Bürgers der Ukraine hat und außer dem ukrainischen keinen anderen Pass besitzt, auch nicht einen der Russischen Föderation“, teilte der Leiter des Pressedienstes der Kirche, Metropolit Klyment, laut Domradio mit. Onufrij habe sich nie um die Staatsbürgerschaft eines anderen Staates bemüht.
Der Metropolit hatte bereits 2023 eine ausführliche Erklärung zu diesem Thema abgegeben. Demnach wurde er beim Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 durch seine Meldeadresse im heutigen Russland automatisch als russischer Staatsbürger angesehen. Er habe jedoch nur die ukrainische Staatsangehörigkeit angenommen.
Nach der Verschlechterung der ukrainisch-russischen Beziehungen 2013 habe er auf die russische Staatsbürgerschaft verzichtet: „Ich sehe mich als keinen anderen Staatsbürger an, als den meiner Heimaterde – der Ukraine“, erklärte er damals.
Eskalation des Kirchenkonflikts
Mit dem Entzug der Staatsbürgerschaft wurde der jüngste Schritt in einer Reihe staatlicher Maßnahmen gegen die ukrainisch-orthodoxe Kirche unternommen. Zwar hatte sich diese im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und ihre „völlige Selbstständigkeit und Unabhängigkeit” erklärt. Die ukrainischen Behörden zweifeln jedoch die Aufrichtigkeit dieser Loslösung an.
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Im August 2024 verabschiedete das ukrainische Parlament ein Gesetz, das die Tätigkeit religiöser Organisationen verbietet, die mit der russisch-orthodoxen Kirche verbunden sind. Betroffene Religionsgemeinschaften haben neun Monate Zeit, um ihre Verbindungen nach Russland abzubrehen und somit einem Verbot zu entgehen.
Bereits zuvor musste die ukrainisch-orthodoxe Kirche schwere Rückschläge hinnehmen. So kündigte das ukrainische Kulturministerium im März 2023 den Nutzungsvertrag für das berühmte Kiewer Höhlenkloster, in dem Onufrij seinen Hauptsitz hatte.
Begründet wurde dieser Schritt damit, dass das Kloster die Bestimmungen über die Nutzung von Staatseigentum verletzt habe. Trotz des staatlichen Drucks blieben die Mönche zunächst in der Anlage, mussten diese aber schließlich räumen.
Äußerungen von Papst Leo XIV. zum Ukraine-Krieg
Papst Leo XIV., der im Mai 2025 gewählt wurde, hat sich wiederholt deutlich zum Ukraine-Krieg geäußert. Bei seinem ersten Sonntagsgebet rief er von der Mittelloggia des Petersdoms: „Nie wieder Krieg!“
Er trage „das Leid des geliebten ukrainischen Volkes im Herzen“ und forderte „so schnell wie möglich einen echten, gerechten und dauerhaften Frieden“: „Mögen alle Gefangenen freigelassen und die Kinder zu ihren Familien zurückgebracht werden.“
In einer Ansprache an ukrainische griechisch-katholische Pilger erklärte Leo XIV.: „Ich teile Ihre Trauer um die Gefangenen und Opfer dieses sinnlosen Krieges. Ich vertraue dem Herrn Ihre Anliegen, Ihre täglichen Kämpfe und Tragödien und vor allem Ihren Wunsch nach Frieden und Gelassenheit an.“
Bei seinem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Putin appellierte Leo XIV. an Russland, „eine Geste zu machen, die den Frieden fördern würde“, wie CNA Deutsch berichtete. Der Papst betonte dabei „die Bedeutung des Dialogs für die Verwirklichung positiver Kontakte zwischen den Parteien und die Suche nach Lösungen für den Konflikt.“





