Trotz Angriffen durch Siedler: Christen in Taybeh geben ihre Heimat nicht auf

Pfarrer Bashar Fawadleh mit Kindern aus seiner Gemeinde.
Mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Bashar Fawadleh.

Nach der Auferweckung des Lazarus „ging Jesus nicht mehr öffentlich unter den Juden umher, sondern zog sich von dort in die Gegend nahe der Wüste zurück, in eine Stadt namens Efraïm“ (Joh 11,54).

Diese Stadt ist heute als Taybeh bekannt — das letzte vollständig christliche Dorf in der Westbank, in Jerusalem und im Gazastreifen. Taybeh ist auch für seine Bierbrauerei bekannt.

Seit mehreren Tagen wird das kleine Dorf von israelischen Siedlern angegriffen. Ziel sei es, „die Würde der Bewohner zu untergraben und die Heiligkeit dieses Landes zu entweihen“, so eine gemeinsame Erklärung der Priester der drei christlichen Gemeinden vor Ort: der lateinischen, der griechisch-orthodoxen und der melkitischen Kirche.

Die Angreifer steckten historische Gebäude und wichtige Olivenhaine in Brand und verbreiteten Angst unter den Einwohnern.

Pfarrer Bashar Fawadleh, seit 2021 lateinischer Pfarrer in Taybeh, schilderte CNA die aktuelle Lage. Obwohl er kein Spanisch spricht, verbindet ihn eine besondere Beziehung zu Lateinamerika: Seine Mutter wurde in Valencia, Venezuela, geboren und kehrte mit 16 Jahren nach Palästina zurück.

„Wir sind ein friedliches Volk“

„Die Siedler haben die Kirche des heiligen Georg in Brand gesteckt — eine byzantinische Kirche aus dem 5. Jahrhundert, in der ich regelmäßig die Messe feiere“, berichtete Fawadleh. Jugendliche aus der Gemeinde hätten Schlimmeres verhindert und das angrenzende Friedhofsgelände gerettet.

Nur noch 250 bis 300 Menschen leben derzeit in Taybeh. Die meisten früheren Bewohner seien in andere Länder ausgewandert, um der Gewalt und wirtschaftlicher Not zu entgehen. Die Zurückgebliebenen leben hauptsächlich vom Olivenanbau und der Produktion von nativem Olivenöl extra für den Export.

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„Seit Beginn der Angriffe haben unsere Landarbeiter Angst, ihre Felder zu betreten – sie wurden mehrfach attackiert“, sagt Fawadleh. Er stammt selbst aus Aboud, einem Dorf nahe Ramallah, und betont: „Solche Übergriffe habe ich vorher nie erlebt.“

„Ihr Ziel ist es, mehr Land zu besetzen und uns zu sagen: Dieses Land gehört uns, nicht euch. Sie wollen uns vertreiben, damit wir die Heimat Taybeh verlassen. Sie säen Angst“, so der Pfarrer weiter.

„Wir sind ein friedliches Volk. Wir verursachen keine Probleme, wir haben keine Waffen, niemand von uns ist aggressiv“, sagte Fawadleh.

Hoffnung trotz Leid

Mit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas habe sich die Lage drastisch verschärft, erklärte der Priester. „Viele Bewohner von Taybeh haben ihre Arbeitsplätze in Jerusalem verloren — Palästinenser dürfen nicht mehr einreisen.“

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Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem hilft den Menschen mit Grundversorgung und finanzieller Unterstützung – etwa bei der Bezahlung von Schul- und Studiengebühren. Doch Fawadleh betont: „Das reicht nicht.“

„Was wir brauchen, ist ein Ende dieses Krieges. Wir müssen für Frieden und Gerechtigkeit beten — denn nur aus Gerechtigkeit erwächst der wahre Friede“, so der Pfarrer.

Trotz allem habe die Gemeinde ihre Hoffnung, Freude und ihr Gottvertrauen bewahrt: „Denn wir sind Christen. Unsere Hoffnung ist die Auferstehung Jesu und das leere Grab.“

Fawadleh ruft Menschen aller Religionen dazu auf, für Taybeh zu beten. Er fordert die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die verantwortlichen Regierungen auszuüben, damit „diese Angriffe aufhören und alle Kontrollpunkte und Militärbarrieren im Westjordanland geöffnet werden“.

„Kommt und seht“

Der Priester appelliert auch an alle Menschen guten Willens, selbst nach Taybeh zu reisen: „Kommt und seht — ihr könnt bei uns wohnen“, sagte er mit Anspielung auf Jesu erste Worte an die Jünger (Joh 1,39). Der Tourismus sei ein wichtiger Hoffnungsschimmer für das Dorf.

„Wir sind lebendige Steine“, sagt Fawadleh. „Ihr müsst uns besuchen, um uns zu ermutigen, zu bleiben. Denn das hier ist das Land der Heimat Jesu.“

Taybeh definiert seine Identität aus der Begegnung mit Christus vor 2000 Jahren. „Jesus hat uns damals gezeigt, dass wir seine Jünger sind. Daher müssen wir unsere Kultur, unsere Traditionen, unsere Kirche und das ursprüngliche Feuer des Christentums bewahren.“

„Wer uns besucht, kann die Wahrheit über Taybeh erzählen“, betont er.

Am kommenden Montag, dem 14. Juli, wollen die Oberhäupter der christlichen Kirchen im Heiligen Land Taybeh besuchen. „Das zeigt: Der Herr verlässt uns nicht“, sagte Fawadleh. Gemeinsam wollen sie in der Kirche des heiligen Georg für den Frieden beten.

„Von Taybeh aus beten wir für Frieden — nicht nur für Palästina, sondern für die ganze Welt. Wenn wir einander lieben, können wir Gottes Stimme hören“, so sein abschließender Appell.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.