Redaktion - Sonntag, 20. Juli 2025, 7:00 Uhr.
Über 138 Millionen Christen in Afrika südlich der Sahara leiden unter Verfolgung, mehr als 16 Millionen wurden gewaltsam vertrieben, wie die christliche Hilfsorganisation Open Doors berichtete. Die Verfolgung zeigt sich besonders dramatisch in der systematischen Schließung von Pfarreien und der Zerstörung kirchlicher Strukturen in verschiedenen afrikanischen Ländern.
Nigeria steht dabei im Zentrum der Christenverfolgung in Afrika. Im Bundesstaat Benue musste Bischof Wilfred Chikpa Anagbe von der katholischen Diözese Makurdi seit 2018 insgesamt 17 Pfarreien schließen, wie die afrikanische Partneragentur von CNA Deutsch, ACI Africa, berichtete.
„Jeden Tag hören wir von Morden und Entführungen. Und es ist nicht Aufgabe der Menschen, sich selbst zu verteidigen, denn der Schutz von Leben und Eigentum liegt in den Händen der Regierung“, betonte der Bischof.
Anagbe bezeichnete die anhaltenden Angriffe als „Völkermord“. „Keine Nation sieht zu, wie ihre Bürger wie Tiere abgeschlachtet werden und sagt, es sei nichts zu tun. Es ist Völkermord“, sagte er.
Anagbe forderte die Behörden in Nigeria eindringlich auf, „das Notwendige zu tun“, und fügte hinzu: „Wir sind in unbeschreibliche Not gestürzt worden. Das betrifft nicht nur Makurdi, sondern das ganze Land. Wenn man von irgendeinem Ort dieses Landes aus reist, ist man bis zur Ankunft nicht sicher.“
Die Gewalt gegen Christen hatte sich 2025 noch intensiviert. Bei Angriffen zwischen dem 8. und 14. Juni 2025 wurden im Bundesstaat Benue über 218 Menschen getötet und mehr als 6.000 vertrieben.
Der schwerste Angriff ereignete sich am 13. Juni in Yelewata, wo militante Fulani-Islamisten „Allahu akbar“ riefen und ein Lager für Binnenflüchtlinge mit 400 Menschen überfielen. Etwa 200 Menschen wurden getötet, darunter viele Frauen und Kinder.
Burkina Faso: Kirche im Untergrund
In Burkina Faso sind etwa 30 Pfarreien aufgrund anhaltender Unsicherheit geschlossen oder unzugänglich. Die katholischen Bischöfe des Landes berichteten, dass „die Unsicherheit anhält und ihre Auswirkungen auf das Leben dieser Teilkirchen sehr schädlich sind“.
Muslimische Terrorgruppen wie Jama’a Nusrat ul-Islam wa al-Muslimin (JNIM) und Gruppen, die dem sogenannten „Islamischen Staat“ nahestehen, verfolgen dort gezielt Christen. Diese Gruppierungen wollen ein islamisches Kalifat errichten und betrachten nicht-muslimische und insbesondere christliche Gemeinden als Feindbild.
Pfarrer Jean-Pierre Sawadogo von der Diözese Dori berichtete laut OSV News, die meisten Christen in seiner Diözese seien „am Boden zerstört“ und mieden die Sonntagsmesse „aus Angst vor weiteren Angriffen“.
Martin Ouedraogo, ein ehemaliger Katechist, erklärte: „Es ist ein Verbrechen, sich in diesem Land als Christ zu bezeichnen, insbesondere in den nördlichen und östlichen Regionen.“
In der Diözese Fada N’Gourma wurden fünf der 16 Pfarreien vollständig geschlossen. Priester können aufgrund der Gefahr terroristischer Angriffe nur noch fünf Prozent der Dörfer in den geöffneten Pfarreien betreuen.
Kamerun: Anglophone Krise trifft Kirche
Die anglophone Krise in Kamerun hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Kirche. Seit Jahrzehnten fühlt sich die anglophone Minderheit, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht, politisch, kulturell und wirtschaftlich marginalisiert.
Ausgangspunkt der jüngsten Eskalation war 2016 der Protest von Anwälten und Lehrern gegen die schleichende Verdrängung des englischen Rechtssystems und des Bildungswesens durch frankophone Strukturen.
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Bischof Andrew Nkea Fuanya von der Diözese Mamfe musste 16 Pfarreien schließen, da „alle Menschen in diesen Pfarreien weggelaufen sind und wir die Priester zu ihrer eigenen Sicherheit herausholen mussten“.
Ein Priester wurde erschossen. Obwohl neun der 16 Pfarreien inzwischen wieder geöffnet wurden, sei „die Situation immer noch sehr schwierig“.
In der Diözese Buea wurden etwa zehn Pfarreien und Missionsstationen zur Aussetzung ihrer Seelsorgearbeit gezwungen. Außerdem mussten 40 katholische Grundschulen seit 2016 geschlossen werden.
Mosambik: Terror in Cabo Delgado
In der Provinz Cabo Delgado in Nordmosambik leiden Christen unter anhaltenden Angriffen muslimischer Extremisten. Der Passionist Kwiriwi Fonseca berichtete: „Viele Christen leiden. Einige Kapellen wurden ebenfalls niedergebrannt, ebenso wie ihre Häuser. Die sozialen Projekte funktionieren nicht mehr, und die Menschen sind verzweifelt.“
Die Terroristen führten Plünderungen, Brandstiftungen, Entführungen und „selektive Morde“ durch. Über 700.000 Menschen sind in der Provinz Cabo Delgado immer noch aus ihren Häusern vertrieben.
Internationale Handlungsmöglichkeiten
Die internationale Gemeinschaft hat verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Situation von Christen in Afrika entwickelt. Ein zentraler Diskussionspunkt ist die Einstufung Nigerias durch die USA als „besonders betroffenes Land“ mit Blick auf die Religionsfreiheit.
Mehrere US-Senatoren und Kongressabgeordnete haben wiederholt gefordert, Nigeria wieder auf die Liste der schlimmsten Verletzer der Religionsfreiheit zu setzen.
Im März 2024 schrieben die Senatoren Josh Hawley, Marco Rubio – inzwischen US-Außenminister – und Mike Braun an den damaligen US-Außenminister Antony Blinken: „Wir schreiben Ihnen erneut mit tiefer Enttäuschung über die Weigerung des Außenministeriums, Nigeria als besonders betroffenes Land zu bezeichnen.“ Sie betonten ihre Sorge über „den sich verschlechternden Zustand der Religionsfreiheit in Nigeria“.
2020 hatte das US-Außenministerium Nigeria als „besonders betroffenes Land“ eingestuft, weil es sich an „besonders schwerwiegenden Verletzungen der Religionsfreiheit“ beteiligt oder diese toleriert habe. 2021 entfernte die Biden-Regierung Nigeria jedoch wieder von dieser Liste.
Die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) forderte in ihrem Bericht im Jahr 2025 erneut, Nigeria als „besonders betroffenes Land“ zu bezeichnen. Der Kongressabgeordnete Chris Smith, Vorsitzender des Unterausschusses für Afrika im Repräsentantenhaus, legte eine Resolution vor, die „die Notwendigkeit ausdrückt, Nigeria als besonders betroffenes Land zu bezeichnen“.
In der „Lomé-Erklärung über die Notlage der Christen in Afrika südlich der Sahara“ aus dem Jahr 2023 wird die internationale Gemeinschaft aufgefordert, den wachsenden Notstand für Christen in dieser Region als Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit anzuerkennen.
In der Erklärung werden konkrete Maßnahmen wie die Unterstützung von Regierungen beim Aufbau friedlicher, inklusiver und gerechter Gesellschaften sowie die Priorisierung des Problems der Christenverfolgung in nationalen und internationalen Gremien verlangt.
Trotz der Bemühungen blieben die internationalen Reaktionen laut ADF International unzureichend. Die Vereinten Nationen haben es versäumt, die Verbrechen gegen Christen als Völkermord anzuerkennen, obwohl Experten diese Einschätzung unterstützen. Gleichzeitig nutzen einige Länder ihre Mitgliedschaft im UN-Menschenrechtsrat, um Resolutionen zu blockieren, die ihre Vergehen ansprechen würden.





