Redaktion - Donnerstag, 14. August 2025, 9:00 Uhr.
Prälat Karl Jüsten, der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, hat zum 100-Tage-Zwischenstand der schwarz-roten Bundesregierung und Kanzler Friedrich Merz (CDU) die persönliche Ausstrahlung vieler Minister hervorgehoben. Er habe, berichtete Table Media, „viele neue Gesichter“ gesehen, die „nahbar, offen, zielstrebig“ wirkten und „gewillt“ seien, das Land „auf Reformkurs zu bringen“.
Das Katholische Büro in Berlin fungiert als Schnittstelle zwischen den deutschen Bischöfen und der Bundespolitik. Auch auf Landesebene gibt es Katholische Büros.
Besonders beeindruckt habe ihn, so Jüsten, „wie viele Kabinettsmitglieder die Eidesformel mit dem Zusatz sprachen: so wahr mir Gott helfe“. Dies zeige „Demut und Zuversicht“. Jüsten betonte, bei „so manchem, was die Koalition sich vorgenommen hat“, sei der „Anfang gemacht“. Zahlreiche Gesetze würden zudem im Herbst in den Bundestag eingebracht.
Zugleich machte er deutlich: „Dass wir als Kirchen die Migrationswende kritisch sehen, verwundert nicht“, und auch „die Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit halten wir für falsch“. In der Klima- und Umweltpolitik müsse man „viel ambitionierter werden“.
Diese kritische Haltung zur Migrationswende steht im Kontrast zu den Meinungen großer Teile der Bevölkerung. Laut einer Umfrage vom September 2024 sagten 77 Prozent der Befragten „Ja“ auf die Frage, ob Deutschland eine grundsätzlich andere Asyl- und Flüchtlingspolitik braucht.
In einer weiteren Befragung im Januar 2025 meinten 85 Prozent, der Staat könne die Zuwanderung aktuell weniger gut bis schlecht kontrollieren, während nur neun Prozent diese Steuerung als gut bewerteten.
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Auch bei konkreten Maßnahmen findet eine restriktivere Politik breite Zustimmung: 66 Prozent unterstützen einen „faktischen Einreisestopp“ für Menschen ohne gültige Papiere, 57 Prozent wollen eine „grundsätzliche Zurückweisung“ an der Grenze. Dauerhafte Grenzkontrollen halten 67 Prozent für richtig, und 68 Prozent sprechen sich für Abschiebungen nach Afghanistan aus – auch ohne Einstufung als sicheres Herkunftsland.
Migration gilt zudem als zentrales politisches Thema: Im Januar 2025 nannten 37 Prozent diese Frage das „wichtigste gesellschaftliche Problem“, im Juli stand sie zum zehnten Mal in Folge an der Spitze des Sorgenbarometers.
Unterdessen gerät die Regierung in den Umfragen unter Druck. Laut Forsa kommt die Union aktuell auf 24 Prozent, die SPD auf 13 Prozent. Zusammen erreichen beide Parteien 37 Prozent – „rund zwei Millionen Wähler weniger“ als bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025.
Im ARD-DeutschlandTrend fiel die Zustimmung zur Arbeit der Regierung auf 29 Prozent, 69 Prozent äußerten sich unzufrieden. Kanzler Merz liegt mit 32 Prozent Zustimmung deutlich unter den Werten früherer Kanzler nach 100 Tagen, während die AfD mit 26 Prozent erstmals vor der Union liegt.
Merz hatte sich unmittelbar nach der Wahl von der klassischen CDU/CSU-Position abgewandt, wonach die Schuldenbremse nicht aufgeweicht werden soll. Stattdessen sorgte er dafür, dass ein riesiges Schuldenpaket noch vom alten Bundestag verabschiedet wurde, in dem er die dafür nötige Mehrheit hatte, obwohl der neue Bundestag schon gewählt war und sich hätte konstituieren können.
Unter Katholiken sorgte im Juli das klare „Ja“ von Merz zu der Frage, ob er für eine Richterin am Bundesverfassungsgericht stimmen könnte, die Abtreibungen bis kurz vor der Geburt für zulässig hält, für große Verstimmung.





