Redaktion - Dienstag, 30. September 2025, 16:30 Uhr.
Ein Menschenrechtsexperte warnt vor einer gezielten Strategie zur Auslöschung der Christen in Nigeria. Emeka Umeagbalasi, der sich seit drei Jahrzehnten für die Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland einsetzt, betont: „Das ist nicht einfach nur Gewalt.“
„Wir haben den koordinierten und systematischen Mord an einer ganzen Volksgruppe dokumentiert. Es handelt sich eindeutig um einen Völkermord an Christen“, sagte er im Gespräch mit ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.
Christen beten heimlich im Norden
Umeagbalasi ist Direktor der International Society for Civil Liberties and Rule of Law (Intersociety). Seine Organisation hat einen Bericht mit alarmierenden Zahlen zur täglichen Gewalt gegen Christen veröffentlicht. Demnach leben im Norden Nigerias etwa 40 Millionen Christen, die aus Angst vor Übergriffen ihren Glauben nur im Verborgenen praktizieren können.
„Sie beten heimlich, meist nachts. Niemand wagt es, sich offen zum Christentum zu bekennen — wer es doch tut, riskiert, wegen angeblicher Blasphemie getötet zu werden“, warnt der Menschenrechtler.
Staatliche Mittäterschaft
Eine der gravierendsten Erkenntnisse von Intersociety ist die „Mittäterschaft“ staatlicher Stellen. Diese sei Teil einer „expansiven Politik zur Islamisierung des Landes“, so Umeagbalasi.
Besonders während der Amtszeit von Präsident Muhammadu Buhari (2015–2023), einem ehemaligen Militär und Angehörigen der Fulani-Ethnie, habe sich die Sicherheitslage massiv verschlechtert.
„Die Dschihadisten haben sich der politischen Macht bemächtigt und verfolgen seither ein nationales Islamisierungsprojekt“, stellt Umeagbalasi fest.
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Geiselnahmen trotz Militärpräsenz
Ein besonders erschütterndes Beispiel sei die Massengeiselnahme im Bundesstaat Kaduna: „Mehr als 850 Christen werden weiterhin in mehreren Lagern in der Region Rijana festgehalten — und das in unmittelbarer Nähe einer Militärbasis.“ Die Entführungen begannen im Dezember 2024 und dauern bis heute an. Zwischen Dezember und August 2025 seien über 100 Geiseln getötet worden, berichtet Umeagbalasi.
Gewalt gegen Geistliche
Die nigerianische Bischofskonferenz verzeichnete seit 2015 mindestens 145 entführte katholische Priester. Intersociety nennt sogar 250 angegriffene katholische Geistliche sowie 350 betroffene Geistliche anderer Konfessionen.
„Die katholische Kirche in Nigeria — auch die Bischöfe — tun, was sie können. Aber es gibt Grenzen, was öffentlich gesagt werden kann“, so der Experte. Viele Pfarreien im Norden seien aus Angst vor Angriffen weitgehend verlassen.
Entführungen als lukratives Geschäft
Laut der afrikanischen Sicherheitsberatungsfirma SBM Intelligence erzielen die Entführer auf dem Schwarzmarkt bis zu 10 Millionen Naira (rund 6.700 US-Dollar) für gestohlene Fahrzeuge von Geistlichen.
Umeagbalasi warnt abschließend: „Die Lage im Norden Nigerias macht ein christliches Leben dort nahezu unmöglich. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird Nigeria in 50 Jahren kein Land mit religiösem Pluralismus mehr sein.“
Übersetzt und redigiert aus dem Originalartikel von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.





