Vatikanstadt - Mittwoch, 29. Oktober 2025, 12:00 Uhr.
Papst Leo XIV. hat über das „Wesen“ eines authentischen interreligiösen Dialogs gesprochen. Nach mehreren Veranstaltungen am Dienstag setzte er somit bei der Generalaudienz am Mittwoch die Feier des 60. Jahrestags der Veröffentlichung der Erklärung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils fort.
Echter Dialog sei „ein Austausch, der entsteht, wenn Menschen sich einander mit Aufrichtigkeit, aufmerksamem Zuhören und gegenseitiger Bereicherung öffnen“, sagte der Pontifex. „Es ist ein Dialog, der aus Durst entstanden ist: Gottes Durst nach dem menschlichen Herzen und der menschliche Durst nach Gott.“
Dabei verwies Leo auf die Begegnung Jesu mit einer Samariterin am Jakobsbrunnen von Sychar. Jesus habe „die Barrieren von Kultur, Geschlecht und Religion“ überwunden: „Er lädt die samaritanische Frau zu einem neuen Verständnis der Anbetung ein, die nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt ist – ‚weder auf diesem Berg noch in Jerusalem“ –, sondern in Geist und Wahrheit verwirklicht wird.“
„Dieser Moment erfasst den Kern des interreligiösen Dialogs selbst“, zeigte sich Papst Leo überzeugt, nämlich „die Entdeckung der Gegenwart Gottes jenseits aller Grenzen und die Einladung, ihn gemeinsam mit Ehrfurcht und Demut zu suchen“.
Das Konzil habe mit der Erklärung Nostra aetate „einen neuen Horizont der Begegnung, des Respekts und der spirituellen Gastfreundschaft“ eröffnet, sagte der Pontifex. „Dieses leuchtende Dokument lehrt uns, den Anhängern anderer Religionen nicht als Außenstehenden zu begegnen, sondern als Weggefährten auf dem Weg der Wahrheit; Unterschiede zu achten und dabei unsere gemeinsame Menschlichkeit zu bekräftigen; und in jeder aufrichtigen religiösen Suche einen Widerschein des einen göttlichen Geheimnisses zu erkennen, das die gesamte Schöpfung umfasst.“
Ausführlich ging Leo auf die Beziehungen der Kirche zum Judentum ein und betonte, seit der Erklärung von 1965 „haben alle meine Vorgänger den Antisemitismus mit klaren Worten verurteilt. Und so bekräftige auch ich, dass die Kirche den Antisemitismus nicht toleriert und ihn auf der Grundlage des Evangeliums selbst bekämpft.“
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„Der Geist von Nostra aetate erleuchtet weiterhin den Weg der Kirche“, fuhr der Papst fort. „Sie erkennt an, dass alle Religionen ‚einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet‘ und Antworten auf die großen Geheimnisse der menschlichen Existenz suchen, sodass der Dialog niemals nur intellektuell sein darf, sondern zutiefst spirituell.“
Der Pontifex rief zum gemeinsamen Handeln der Religionen auf. „Mehr denn je braucht unsere Welt unsere Einheit, unsere Freundschaft und unsere Zusammenarbeit“, sagte er. „Jede unserer Religionen kann dazu beitragen, menschliches Leid zu lindern und für unser gemeinsames Haus, unseren Planeten Erde, zu sorgen.“
„Unsere jeweiligen Traditionen lehren Wahrheit, Mitgefühl, Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“, so Leo. „Wir müssen uns jederzeit erneut zum Dienst an der Menschheit bekennen. Gemeinsam müssen wir wachsam sein gegenüber dem Missbrauch des Namens Gottes, der Religion und des Dialogs selbst sowie gegenüber den Gefahren, die von religiösem Fundamentalismus und Extremismus ausgehen.“
„Wir müssen uns auch mit der verantwortungsvollen Entwicklung der künstlichen Intelligenz auseinandersetzen, denn wenn sie als Alternative zum Menschen konzipiert wird, kann sie dessen unendliche Würde schwer verletzen und seine grundlegenden Verantwortlichkeiten neutralisieren“, fuhr er fort. „Unsere Traditionen können einen immensen Beitrag zur Humanisierung der Technologie leisten und damit zu ihrer Regulierung anregen, um die grundlegenden Menschenrechte zu schützen.“
„Wie wir alle wissen, lehren uns unsere Religionen, dass Frieden im Herzen des Menschen beginnt“, erklärte der Papst. „In dieser Hinsicht kann Religion eine grundlegende Rolle spielen. Wir müssen die Hoffnung in unserem persönlichen Leben, in unseren Familien, Nachbarschaften, Schulen, Dörfern, Ländern und unserer Welt wiederherstellen. Diese Hoffnung basiert auf unseren religiösen Überzeugungen, auf der Überzeugung, dass eine neue Welt möglich ist.“





