„Zu sehr auf die Zahlen fixiert“: Generalsekretär von Bonifatiuswerk über Kirchenstatistik

Msgr. Georg Austen
Bonifatiuswerk / Wilfried Hiegemann

Der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Msgr. Georg Austen, hat angesichts der schwindenden Mitgliederzahlen der Kirche in Deutschland betont, er glaube, „dass wir viel zu sehr auf die Zahlen fixiert sind“. Das Bonifatiuswerk ist das katholische Hilfswerk, das sich besonders auf die Diaspora in Deutschland, in Nordeuropa und im Baltikum konzentriert.

„Wir sind so getrimmt auf Zahlen, und natürlich ist es schmerzhaft, zu erleben, wenn Menschen die Kirche, im Respekt zu ihrer persönlichen Entscheidung, verlassen“, so Austen am Sonntag im Kölner Domradio. „Aber es kommt doch längst nicht nur auf die Zahlen an.“

„In Deutschland sind etwa noch fast 50 Prozent der Bevölkerung Mitglied einer christlichen Kirche“, hielt Austen fest. „Da müsste doch auch etwas vom christlichen Geist zu spüren sein, wenn wir das leben würden, was das Evangelium uns gibt.“

Laut jüngster Kirchenstatistik leben in Deutschland nur noch weniger als 20 Millionen Katholiken – bei einer Bevölkerung von rund 83,6 Millionen Menschen stellen Katholiken nicht einmal ein Viertel der Gesellschaft. Noch drastischer werden die Zahlen, wenn man nur auf die praktizierenden Katholiken schaut, also auf jene, die wenigstens sonntags regelmäßig zur Messe gehen. Diese Zahl liegt bei etwa 1,3 Millionen, was weniger als zwei Prozent der Bevölkerung entspricht.

Austen stellte demgegenüber klar: „Es kommt für mich darauf an, nicht nur auf die Zahl zu schauen, sondern was wir auch als kleiner werdende Kirche, als Minderheit an Wertvollem in die Gesellschaft weitergeben können und wo wir auch zum Gemeinwohl der Menschen beitragen können.“

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

„Wie können wir in einen Dialog treten mit Andersdenkenden und Glaubenden oder Nichtglaubenden?“, fragte er. „Wo können wir auch Artenräume des Glaubens schaffen und etwas spüren lassen, was den Mehrwert des Glaubens ausmacht?“

Man müsse sich „in den wertvollen Traditionen“ „auch verändern, auch Reformen angehen“, sagte Austen. Er sei jedenfalls „sehr dankbar, gerade oft auch in der Diaspora Glaubenszeugnisse zu erleben, was Kirche mit allen Schwierigkeiten auch bedeuten kann. Und da sind wir allen sehr dankbar, die dies mittragen, stützen und solidarisch zur Seite stehen.“

Über die konkrete Arbeit des Bonifatiuswerks sagte Austen, große Herausforderungen in der Diaspora seien „die weiten Entfernungen, besonders in den kleinen Gemeinden in Nordeuropa. Oftmals mangelt es den Diözesen an Geld und kirchlicher Infrastruktur. Das sind sehr große Herausforderungen, da sind die Menschen schon auf unsere Solidarität angewiesen.“

Mehr in Deutschland - Österreich - Schweiz

„Wenn ich den Blick nach Nordeuropa wende, beispielsweise nach Island, existieren dort große Unterschiede“, führte er aus. „Es gibt nur eine sehr kleine katholische Gemeinschaft, etwa vier Prozent der dort lebenden Bevölkerung, aber die Kirche wächst dort erfreulicherweise. 2004 gab es etwa 3.400 registrierte Katholiken. Heute sind es mehr als 16.000 in Island, wobei man von einer doppelten Anzahl ausgeht. Es ist dort eine junge, wachsende und internationale Kirche.“