Redaktion - Donnerstag, 4. Dezember 2025, 15:30 Uhr.
Zur Armutsbekämpfung in Deutschland hat Erzbischof Stephan Burger „niedrigschwellige Angebote“ gefordert. Hintergrund der Wortmeldung des Freiburger Erzbischofs ist der Beschluss des Siebten Armuts- und Reichtumsberichts durch das Bundeskabinett am Mittwoch.
In einer Mitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales unter Bärbel Bas (SPD) hieß es zusammenfassend, zu den neu gesetzten Schwerpunkten „gehört die vertiefte Auseinandersetzung mit der Nichtinanspruchnahme von Mindestsicherungsleistungen, da diese die Wirksamkeit von Armutsbekämpfung und sozialpolitischen Maßnahmen einschränkt. Ebenfalls neu war die Durchführung eines eigenständigen Beteiligungsprozesses, mit dem Menschen mit Armutserfahrung stärker einbezogen wurden.“ Auch „die sozialen Herausforderungen und Chancen im Kontext von Klimawandel und Dekarbonisierung“ habe man thematisiert.
„Soziale Maßnahmen müssen vor allem bei den Menschen ankommen, die die größten Nöte haben“, so Burger, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) der Kommission für caritative Fragen vorsteht. „Der Bericht zeigt, dass derzeit die Möglichkeiten der Unterstützung oft nicht in Anspruch genommen werden. Daher braucht es umfassende Informationen und niedrigschwellige Angebote.“
„Die systematische Einbindung der Perspektive von Menschen mit Armutserfahrung in den Bericht ist begrüßenswert“, fuhr Burger fort. „Eine Frage, die angesichts des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und weiterer Faktoren zunehmend zu einer Frage von Arm und Reich werden dürfte, ist die Sicherung einer menschenwürdigen Pflege für alle, die sie aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung benötigen. Hier braucht es kluge politische Weichenstellungen und eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung, um Lasten solidarisch und gerecht zu verteilen.“
„Unser Dank gilt allen, die sich haupt- oder ehrenamtlich für Menschen in Not engagieren“, schloss der Erzbischof seine kurze Stellungnahme. „Ihr caritativer und solidarischer Einsatz ist so unverzichtbar wie lobenswert. Das ist tätige Nächstenliebe!“
Auch Bischof Heiner Wilmer SCJ von Hildesheim äußerte sich in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der DBK. „Der 7. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bestätigt, dass zu den häufigsten Ursachen für Armut Arbeitslosigkeit oder eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor zählen. Es muss daher ein politisches und gesellschaftliches Anliegen bleiben, Menschen in angemessene Arbeit zu bringen und sie dort zu halten.“
Arbeit bedeute „Broterwerb“, so Wilmer, gehe aber „darüber hinaus: Menschen können am Arbeitsplatz Sinn und Gemeinschaft erfahren. Das haben wir bereits im April in unserem Dokument ‚Die versöhnende Kraft der Arbeit‘ gesagt. Denn die Konsequenz von Armut ist oft der Verlust von sozialer, gesellschaftlicher und politischer Teilhabe.“




