„Oberste Priorität der Diplomatie des Heiligen Stuhls“: Nuntius Gänswein zum Ukraine-Krieg

Erzbischof Georg Gänswein
screenshot / EWTN

Es bleibe „oberste Priorität der Diplomatie des Heiligen Stuhls“, sich „um einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu mühen“, erklärte Erzbischof Georg Gänswein in einem Interview mit der Herder Korrespondenz (aktuelle Ausgabe). Der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. ist heute Apostolischer Nuntius – Botschafter des Papstes – in Estland, Lettland und Litauen. Sowohl Estland als auch Lettland grenzen direkt an Russland.

„Die Vatikanische Diplomatie tut alles, was in ihrer Macht steht“, führte Gänswein aus. „Diese scheint realpolitisch gering zu sein. Das ist kein Armutszeugnis, sondern Faktum und Ansporn zugleich, alle vorhandenen Wege noch entschlossener zu nutzen und neue Bemühungen um den Frieden anzustoßen. Der Dialog darf nicht abbrechen.“

Kurz nach seiner Wahl Anfang Mai hatte Papst Leo XIV. der Ukraine und Russland „das Angebot unterbreitet, als Friedensvermittler zu fungieren“, erinnerte der Nuntius. „Dieses Angebot wurde von ukrainischer Seite angenommen, von russischer Seite hingegen ausgeschlagen. Damit war die Tür für Friedensverhandlungen unter vatikanischer Vermittlung zunächst einmal zugeschlagen, undiplomatisch ausgedrückt: eine Ohrfeige für Papst und Vatikan.“

„Es ist schwer auszumachen, dass nach dieser Erfahrung eine Reise des Papstes in die Ukraine den Frieden zu fördern vermag“, erläuterte er. „Sie erscheint gegenwärtig kaum realisierbar. Die vergangenen Wochen haben unmissverständlich gezeigt, dass die kriegerischen Kämpfe heftiger geworden sind. Eine Waffenruhe scheint in weite Ferne gerückt. Es fehlt auf russischer Seite offensichtlich der ernsthafte Wille zum Frieden.“

Auch unter den Menschen im Baltikum breite sich „eine spürbar wachsende Angst“ aus, „die durch weltweit bekannt gewordene Ereignisse verursacht wurde“, so Gänswein, nämlich „Drohnen über polnischem Hoheitsgebiet und über dem Flughafen in Kopenhagen, Verletzung des hoheitlichen Luftraums durch russische Düsenjäger in Estland, Ballons mit Schmuggelware in Litauen, die den Flugverkehr in Vilnius und in Kaunas für mehrere Stunden lahmgelegt haben; hinzu kommen jüngste politische Spannungen zwischen der litauischen und weißrussischen Regierung.“

„Diese Ereignisse werden als vom Osten gesteuerte Provokationen aufgefasst, die ein klares Ziel haben: Verunsicherung zu stiften“, erläuterte der Erzbischof. „Zusätzlich erhitzt die täglich steigende Anzahl der nächtlichen Angriffe des russischen Militärs auf ukrainische Ziele die Gemüter.“

Vor diesem Hintergrund betonte er: „Die Menschen sehnen sich vor allem nach einer friedlichen Zukunft. Christliche Hoffnung steht diesem dringenden Wunsch Pate.“

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