Dhaka - Freitag, 1. Dezember 2017, 14:02 Uhr.
Auch wenn der Höhepunkt seines zweiten Tages in Bangladesch die heilige Messe mit der Weihe 16 neuer Priester war: Für die politisch heikle Reise des Papstes war das interreligiöse Treffen und seine eigens organisierte Begegnung mit Angehörigen der Rohingya am heutigen Freitag ein Schlüsselmoment.
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"Heute wird die Gegenwart Gottes auch Rohingya genannt": Papst Franziskus heute. Was der Papst weiter sagte und alles rund um das Thema: https://t.co/GkPfHp40q2 (Foto: @oss_romano) pic.twitter.com/G2uzY5lbD0
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) December 1, 2017
Vertreter des Islam, des Buddhismus, des Hinduismus sowie christlicher Konfessionen nahmen an der Begegnung teil, die teilweise überschattet wurde von der mutmaßlichen Entführung eines katholischen Priesters durch Islamisten.
Im islamischen Bangladesch sind 0,2 Prozent der Bevölkerung katholisch. Die meisten von ihnen gehören Stämmen an, die als kleine Minderheiten im Land leben.
Papst Franziskus befindet sich vom 27. November bis 2. Dezember auf seiner dritten Asienreise, und seit dem gestrigen 30. November in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch.
"Leiter und Weg": Die "Öffnung des Herzens"
Es gehe darum eine "Kultur der Begegnung" zu fördern, sagte Papst Franziskus in seiner Ansprache. Dazu bedürfe es einer "Öffnung des Herzens". Diese sei einerseits gleich "einer Leiter, die hinaufreicht zum Absoluten", so der Pontifex..
"Wenn wir an diese transzendente Dimension unseres Handelns denken, wird uns bewusst, dass wir unsere Herzen reinigen müssen, um alle Dinge aus der richtigen Perspektive sehen zu können."
Die "Öffnung des Herzens" sei auch wie ein Weg hin zur "Suche nach Güte, Gerechtigkeit und Solidarität", fuhr Franziskus fort.
Ein "Geist der Offenheit, der Akzeptanz und Zusammenarbeit unter den Gläubigen" sei nicht einfach nur ein Beitrag zu einer "Kultur der Harmonie und des Friedens", sagte der Papst. "Er ist ihr schlagendes Herz. Wie sehr bedarf unsere Welt dieses kraftvollen Herzens, um dem Virus der politischen Korruption und der destruktiven religiösen Ideologien entgegenzuwirken".
Dies gelte auch für die "Versuchung, die Augen vor den Bedürfnissen der Armen, der Flüchtlinge, der verfolgten Minderheiten und der Verletzlichsten zu verschließen!"
Begegnung mit Rohingya
Wen der Papst damit meinte, wurde am heutigen Tag klar: Zusätzlich zum Friedenstreffen war auch eine eigene Begegnung mit Vertretern der muslimischen Minderheit im Westen Burmas organisiert, den Rohingya. Diesen sagte der Papst:
"Wir sind Euch sehr nah. Es gibt wenig, was wir tun können, weil Eure Tragödie sehr hart und schwer ist, aber wir geben Euch Platz im Herzen. Im Namen aller, die Euch verfolgen und verfolgt haben, die Euch Leid angetan haben, vor allem die Gleichgültigkeit der Welt, bitte ich um Vergebung. Vergebung."
In der jüdisch-christlichen Tradition, so Franziskus weiter, habe Gott den Menschen nach seinem Ebenbild und Gleichnis geschaffen. Das gelte auch "für diese Brüder und Schwestern".
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Er werden ihnen weiterhin helfen und dabei unterstützen, dass ihre Rechte anerkannt werden, so das Oberhaupt der katholischen Kirche: "
Wir werden unsere Herzen nicht schließen, nicht auf die dunklere Seite schauen, heute wird die Gegenwart Gottes auch Rohingya genannt. Jeder von uns ist seine Braut."
Mehrere Teilnehmer der Begegnung waren sichtlich gerührt von den Worten des Papstes.
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Hintergrund: Der Rohingya-Konflikt und der Papst
Seit Jahrzehnten kommt es im westlichsten Teil Burmas immer wieder zu gewalttätigen Spannungen zwischen der muslimischen Minderheit und der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit.
Auf der einen Seite kämpft die selbsternannte "Arakan Rohingya Salvation Army" (ARSA) laut Beobachtern für einen eigenen islamischen Staat in der Region, und wird von Islamisten unterstützt. Auf der anderen Seite stehen die burmesischen Streitkräfte.
Kämpfer von ARSA überfielen unter anderem dutzende Polizeistationen und andere staatliche Einrichtungen; als Reaktion auf die Gewalt rief die burmesische Regierung 2012 den Notstand aus und ging mit gnadenloser Gewalt gegen die muslimische Volksgruppe vor - auch die Zivilisten. Hunderttausende Rohingya flohen. Laut den Vereinten Nationen werden die im Land gebliebenen, staatenlosen Muslime massiv, systematisch unterdrückt und selbst Frauen und Kinder verfolgt.
Schätzungsweise die Hälfte der etwa 1,1 Millionen Rohingya lebt als Flüchtlinge in Bangladesch.
Papst Franziskus hat sich bereits in der Vergangenheit wiederholt deutlich für die muslimische Volksgruppe stark gemacht, unter anderem bei Angelus-Gebeten, im Rahmen seiner täglichen Eucharistiefeiern, bei Generalaudienzen wie auch in Interviews mit Medien.
#PopeInBangladesh has been outspoken about the plight of #Rohingya Muslims from Burma's Rakhine state, considered one of the most persecuted minorities in the world pic.twitter.com/3cdwCUqJRu
— Catholic News Agency (@cnalive) December 1, 2017
Elise Harris in Rom und Edward Pentin in Dhaka - der den Papst auf seiner Reise begleitet - trugen zur Berichterstattung bei. Folgen Sie unserem Autor @AC_Wimmer auf Twitter für aktuelle Nachrichten.
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"Es ist notwendig, dass die internationale Gemeinschaft entscheidende Maßnahmen im Hinblick auf diese ernste Krise durchführt" https://t.co/RxlHyiBecL #PopeinBangladesh