München - Dienstag, 13. November 2018, 14:11 Uhr.
Die Lebensgefahr für Asia Bibi und ihre Familie hält an – auch nach einer möglichen Ausreise nach Deutschland oder in ein anderes europäisches Land. Dies betonte Berthold Pelster, Experte für Religionsfreiheit beim deutschen Zweig des weltweiten katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" im Gespräch mit dem Kölner Domradio am Montag.
Internationaler Druck für die Ausreise
Derzeit hält sich die 47-jährige Katholikin Asia Bibi noch immer in Pakistan an einem geheimen Ort auf. Diese könne sich jedoch bald ändern, so Pelster: "Ich glaube, dass es sehr realistisch ist, dass sie Pakistan verlassen wird. Da hat sich jetzt eine breite Front an Unterstützern aufgetan."
Am Wochenende hatte das Auswärtige Amt in Berlin mitgeteilt, es stehe in Kontakt mit den pakistanischen Behörden, um eine Ausreise zu ermöglichen. Auch in Frankreich und den Niederlanden gab es ähnliche Bemühungen – zuletzt auch von muslimischer Seite: "Sogar der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich dafür ausgesprochen. Sie wollen Asia Bibi einladen und den Weg zu einer Ausreiseerlaubnis ebnen", erklärte Pelster.
Trotz dieser hoffnungsvollen Entwicklung sei Asia Bibi und ihre Familie weiterhin bedroht: "Möglicherweise müsste sie eine neue Identität annehmen: Sie kann nicht einfach als freier Mensch in Deutschland oder einem anderen europäischen Land leben", sagte Pelster. Die Gefahr, die von religiösen Fanatikern ausgehe, sei hoch.
Dies gelte auch für Asia Bibis Familie. "Kirche in Not" steht in engem Kontakt mit den Angehörigen. Am Wochenende hatte das italienische Büro des Hilfswerks eine Videobotschaft von Eisham Mashiq, einer Tochter von Asia Bibi, veröffentlicht. Darin sagte die junge Frau unter anderem: "Wenn ich meine Mutter endlich wiedersehe, dann werde ich sie ganz, ganz fest in den Arm nehmen, und wir werden sicherlich lange miteinander weinen."
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Dutzende weitere Menschen aufgrund des Blasphemiegesetzes angeklagt
Pelster erinnerte auch an die Situation der christlichen Minderheit in Pakistan, die sich durch die Geschehnisse um Asia Bibi nochmals verschärft habe: "Die Christen in Pakistan brauchen weiterhin Unterstützung, weil sie immer mit Racheakten rechnen müssen." Es säßen "dutzende weitere Opfer" in pakistanischen Gefängnissen, die auf Grundlage des pakistanischen Blasphemiegesetzes angeklagt sind. "Auch hier müsste man sich noch viel stärker einsetzen", sagte Pelster mit Blick auf die jüngsten Bemühungen der ausländischen Regierungen. "Religionsfreiheit muss weiterhin auf der Tagesordnung der Politik bleiben."
Die Katholikin Asia Bibi wurde im Jahr 2010 wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tod verurteilt. Nach mehreren gescheiterten Revisionsverfahren hob das höchste pakistanische Gericht am 31. Oktober die Todesstrafe für die fünffache Mutter auf. Daraufhin kam es in zahlreichen pakistanischen Städten zu gewalttätigen Protesten radikalislamischer Gruppen. Um eine weitere Eskalation zu verhindern, kündigte die Regierung daraufhin an, einen weiteren Revisionsprozess zu ermöglichen und Asia Bibi an der Ausreise zu hindern.
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