Paul VI., die Nonnen und die "Kongo-Pille": Hatte Franziskus recht mit dem, was er sagte?

Papst Franziskus spricht mit Journalisten an Bord des Fliegers von Ciudad Juarez, Mexiko, nach Rom am 18. Februar 2016.
CNA/Alan Holdren

Wenn der Vatikanist Sandro Magster recht hat, dann hat Papst Franziskus ein modernes Märchen zitiert, als er über die "Kongo-Pille" genannte Geschichte sprach, der zufolge Papst Paul VI. angebliche die Verwendung von Verhütungsmitteln für Nonnen genehmigt hat, die unter außergewöhnlichen Kriegsumständen dem dauernden Risiko ausgesetzt waren, vergewaltigt zu werden.

"Niemand hat dazu auch nur ein einziges Wort zitieren können. Dennoch ist dieses moderne Märchen seit Jahrzehnten aufrecht erhalten worden, und tatsächlich sind sogar Franziskus und sein Sprecher darauf hereingefallen", schreibt Magister

Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi hat zwei Tage später tatsächlich auf die Anfrage von Journalisten noch einmal auf diese Geschichte verwiesen. Das Verhütungsmittel oder das Kondom könne in Fällen besonderen Notfalls oder besonderer Schwere auch ein ernster Gegenstand der Gewissensprüfung: "Das ist es, was der Papst sagt", wiederholte Lombardi.

Der wahre Ursprung der Geschichte

Die Geschichte ist freilich noch älter als das Pontifikat von Paul VI.; sie geht zurück auf das Jahr 1961. Vor dem Hintergrund der brutalen Behandlung und massenhaften Vergewaltigung von Frauen durch Kämpfer im damaligen Kongo-Krieg berieten drei Moraltheologen die Frage, ob Nonnen in diesem Fall besonders hohen Risikos Verhütungsmittel nehmen dürften.

Bei den drei Theologen handelte es sich um den späteren Kardinal Pietro Palazzini, Professor Pater Francesco Hürth, ein Jesuit von der Gregorianischen Universität, sowie Ferdinando Lambruschini, ein Professor der Lateran-Universität.

Die drei Autoren veröffentlichen ihre Einschätzungen in einem Artikel für "Studi Cattolici", einem vom Opus Dei herausgegebenen Journal. Auf Deutsch übersetzt hieß der Titel des Aufsatzes, der in der Ausgabe des Jahres 1961 nachzulesen ist: "Eine Frau fragt: Wie kann Gewalt zurückgewiesen werden? Sittlichkeit veranschaulicht. Eine Debatte."

Alle drei Theologen argumentieren in dem Artikel dafür, dass die Nonnen in diesem Fall Verhütungsmittel nehmen dürften. Dabei begründeten sie ihre Meinung mit unterschiedlichen Argumentationen.

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Der selige Papst Paul VI. äußerte sich zu dieser spezifischen Frage nicht. Er wurde im Juni 1963 zum Bischof Roms gewählt. Seine Enzyklika Humanae Vitae bekräftigte im Jahr 1968 noch einmal die katholische Haltung gegenüber künstlicher Empfängnisverhütung. Die Enzyklika reflektiert die christliche Lehre der Ehe und des menschlichen Lebens und stellt fest: "

Die Kirche bleibt sich und ihrer Lehre treu, wenn sie einerseits die Berücksichtigung der empfängnisfreien Zeiten durch die Gatten für erlaubt hält, andererseits den Gebrauch direkt empfängnisverhütender Mittel als immer unerlaubt verwirft" (Humane Vitae, Absatz 16)

Anlass für die Diskussion waren die Worte von Papst Franziskus gegenüber Journalisten auf dem Rückflug seiner Mexiko-Reise am 18. Februar.

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