Vatikanstadt - Sonntag, 4. Oktober 2020, 16:05 Uhr.
Diese zehn Zitate haben es in sich: Die Enzyklika "Fratelli Tutti" von Papst Franziskus, die am heutigen 4. Oktober veröffentlicht worden ist, setzt sich für einen Traum einer Weltgemeinschaft von Religionen und Menschen ein. Und liefert – neben anderen Abschnitten – Stoff für Debatten durch mitunter provozierende Thesen.
1. Der Schlüsselsatz der Enzyklika:
"Träumen wir von einer einzigen Menschheit, wie Weggefährten vom gleichen menschlichen Fleisch, wie Kinder der gleichen Erde, die uns alle beherbergt, jedem mit dem Reichtum seines Glaubens oder seiner Überzeugungen, jedem mit seiner eigenen Stimme, allen Geschwistern." (aus Nr. 8)
2. Aus der Corona-Krise lernen:
"Wir vergessen (...) schnell die Lektionen der Geschichte, der »Lehrerin des Lebens«. [Ist die] Gesundheitskrise einmal überstanden, wäre es die schlimmste Reaktion, noch mehr in einen fieberhaften Konsumismus und in neue Formen der egoistischen Selbsterhaltung zu verfallen." (35)
3. Moderne Kommunikation verhindert Weisheit:
"Wenn alles in ein schnelles und ungeduldiges Tippen und Senden von Botschaften verwandelt wird, setzt man [die] Grundstruktur einer weisen menschlichen Kommunikation aufs Spiel. Man schafft einen neuen Lebensstil, bei dem man das herstellt, was man vor sich haben will. (...) Diese Dynamik verhindert aufgrund ihrer inneren Logik ein ruhiges Nachdenken, das uns zu einer allgemeinen Weisheit führen könnte". (49)
4. Technik und "angestammte Ängste":
"Paradoxerweise gibt es angestammte Ängste, die nicht vom technologischen Fortschritt überwunden worden sind. Sie haben sich vielmehr zu verbergen gewusst und vermochten sich hinter neuen Technologien zu potenzieren." (27)
5. Kindermangel und Individualismus:
"Der Geburtenrückgang, der zu einer Alterung der Bevölkerung führt, und die Tatsache, dass die älteren Menschen einer schmerzlichen Einsamkeit überlassen werden, bringen implizit zum Ausdruck, dass alles mit uns vorbei sein wird, wo nur unsere individuellen Interessen zählen." (19)
6. Warnung vor Relativismus:
"Der Relativismus ist keine Lösung. Unter dem Deckmantel von vermeintlicher Toleranz führt er letztendlich dazu, dass die Mächtigen sittliche Werte der momentanen Zweckmäßigkeit entsprechend interpretieren." (206)
7. Wirtschaft will Kultur global gleichschalten:
"Die örtlichen Konflikte und das Desinteresse für das Allgemeinwohl werden von der globalen Wirtschaft instrumentalisiert, um ein einziges kulturelles Modell durchzusetzen. Eine solche Kultur eint die Welt, trennt aber die Menschen und die Nation". (12)
8. "Netzwerke im Dienst der Mächtigen":
"Das Selbstwertgefühl einer Person zu zerstören ist ein einfacher Weg, um sie zu beherrschen. Hinter diesen Tendenzen, die auf eine Homogenisierung der Welt abzielen, treten Machtinteressen hervor, die von der geringen Selbstachtung profitieren, während gleichzeitig über Medien und Netzwerke versucht wird, eine neue Kultur im Dienst der Mächtigeren zu schaffen." (52)
9. Wie die Mafia sich ausbreitet:
"Die Einsamkeit, die Angst und die Unsicherheit vieler Menschen, die sich vom System im Stich gelassen fühlen, lassen einen fruchtbaren Boden für die Mafia entstehen." (28)
10. Falsche Hoffnungen von Migranten:
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"Leider werden manche »von der Kultur des Westens angezogen und brechen mit teils unrealistischen Erwartungen auf, die schwer enttäuscht werden können." (38)
Mehr zur Enzyklika lesen Sie in unserer Übersicht. Die gesamte Enzyklika im Wortlaut hat der Vatikan auf seiner Webseite veröffentlicht.
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