Berlin - Dienstag, 23. Februar 2021, 11:59 Uhr.
Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz hat der Apostolische Nuntius von Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die versammelten Bischöfe aus Deutschland dazu aufgerufen, die "lebendige Tradition der Kirche" zu wahren. "Auch die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer Krise", betonte Eterovic in seinem Grußwort. In der heutigen Zeit, in der "die Probleme [der Kirche] sofort in den Zeitungen landen", sei eine Rückbesinnung auf den Geist des Evangeliums erforderlich.
Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie kann die Vollversammlung nur online stattfinden.
Gleich zu Beginn seines Grußwortes zitierte der Nuntius an das vierte Kapitel des Epheser-Briefes. Darin heißt es:
"Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerungmit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat." (Eph 4,31-32)
Eterovic erinnerte damit an das "Programm christlichen Lebens", das Papst Franziskus seinen Mitarbeitern in der Römischen Kurie beim traditionellen Weihnachtsempfang am 21. Dezember 2020 ans Herz gelegt hatte. "Die Krise ist nicht mehr nur ein Allgemeinplatz des Diskurses und des intellektuellen Establishments, sie ist zu einer Realität geworden, die alle betrifft", zitiert der Nuntius den Pontifex. Die aktuelle Krise sei jedoch eine große Chance, da dies auch eine Zeit sie, wie "wenn nach der Ernte das Weizenkorn von der Spreu getrennt und dann gereinigt wird". Eterovic wörtlich:
"Man muss die Krise im Geist des Evangeliums leben."
Eine klare Abgrenzung von der reinigenden Krise zieht der Apostolische Nuntius zum schädigenden Konflikt. Dieser sei für die kirchliche Gemeinschaft besonders schädlich, da "die Krise im Allgemeinen einen positiven Ausgang hat, insofern sie die Möglichkeit zum Wachstum bietet", während der Konflikt jedoch "negativ" bleibe, da er - so Eterovic mit Verweis auf ein Zitat aus der päpstlichen Enzyklika "Evangelii Gaudium" -, "immer Auseinandersetzung, Wettstreit und einen scheinbar unlösbaren Antagonismus" hervorbringe, "bei dem die Menschen in liebenswerte Freunde und zu bekämpfende Feinde eingeteilt werden, wobei am Schluss nur eine der Parteien als Siegerin hervorgehen kann".
GeradeGeschwätz und Klatsch vergiften dabei auch das synodale Klima der Kirche, mahnt Eterovic. Er schreibt: "Der Heilige Vater mahnt, nicht über andere zu klatschen."
Eterovic: In der Tradition der Kirche bleiben
Um der Krise richtig zu begegnen, seien die Hinweise des Papstes hilfreich, so Eterovic. Dieser mahne, den "Dialog mit Gott nicht zu unterbrechen, auch dann nicht, wenn es mühsam ist". Das Gebet soll weiter intensiviert werden, gleichzeitig muss der Dialog mit dem Nächsten aufrechterhalten werden, so der Papst.
Der Heilige Geist ist weiterhin der "Hauptakteur der Synodalität", unterstrich der Nuntius. Er zitierte Papst Frenziskus mit den Worten:
"Der Schatz ist die Tradition, wie Benedikt XVI. in Erinnerung rief, sie ist 'der lebendige Fluss, der uns mit den Ursprüngen verbindet, der lebendige Fluss, in dem die Ursprünge stets gegenwärtig sind, der große Fluss, der uns zum Hafen der Ewigkeit führt' (Katechese, 26. April 2006). Es kommt mir der Ausspruch jenes großen deutschen Musikers in den Sinn: 'Die Tradition ist die Wahrung der Zukunft und kein Museum, keine Hüterin der Asche'. Das 'Alte' ist die Wahrheit und Gnade, die wir bereits besitzen. Das Neue sind die verschiedenen Aspekte der Wahrheit, die wir allmählich verstehen. (...) Ohne die Gnade des Heiligen Geistes, selbst wenn man beginnt, die Kirche synodal zu denken, wird sie sich, anstatt sich auf die Gemeinschaft in der Gegenwart des Geistes zu beziehen, als eine beliebige demokratische Versammlung verstehen, die sich aus Mehrheiten und Minderheiten zusammensetzt. Wie ein Parlament, zum Beispiel: und das ist nicht die Synodalität. Allein die Gegenwart des Heiligen Geistes macht den Unterschied."
Erzbischof Nikola Eterovic erinnerte weiter an den Brief von Papst Franziskus "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" vom 29. Juni 2019. "Die anstehenden Herausforderungen, die verschiedenen Themen und Fragestellungen können nicht ignoriert oder verschleiert werden", schreibt der Heilige Vater darin, "man muss sich ihnen stellen, wobei darauf zu achten ist, dass wir uns nicht in ihnen verstricken und den Weitblick verlieren, der Horizont sich dabei begrenzt und die Wirklichkeit zerbröckelt. Wenn wir im Auf und Ab der Konflikte verharren, verlieren wir den Sinn für die tiefe Einheit der Wirklichkeit."
Daher sei der Sensus Ecclesiae im Sinne der Einheit mit der Weltkirche zu wahren, da dieser an "die Schönheit des vielgestaltigen Angesichts der Kirche" erinnere, das sich aus den "Quellen der lebendigsten und vollsten Tradition" speise.
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