Prato - Donnerstag, 18. März 2021, 14:18 Uhr.
Papst Franziskus hat einen Brief an eine ökumenische Gemeinschaft geschickt, die "eine schwere Prüfung" durchmacht, und ermutigt die Gruppe, trotz eines Streits mit ihrem Gründer "in ihrer ursprünglichen Intuition zu verharren".
Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
Die 1965 in Norditalien gegründete monastische Gemeinschaft von Bose befindet sich inmitten eines jahrelangen Streits mit ihrem Gründer, dem prominenten italienischen Laien Enzo Bianchi, der nach einer apostolischen Visitation und einem daraus resultierenden Dekret des Vatikans aufgefordert worden war, sich von der Gemeinschaft zu trennen.
Br. Luciano Manicardi, Bianchis Nachfolger und derzeitiger Prior der Gemeinschaft, traf sich am Vorabend der päpstlichen Reise in den Irak mit Papst Franziskus im Vatikan.
Am 18. März veröffentlichte die Bose-Gemeinschaft einen Brief von Papst Franziskus an Manicardi, von dem sie sagte, er sei einen Tag vorher eingetroffen.
"Ich bin mir wohl bewusst, wie in den letzten Monaten die ernsten Schwierigkeiten, die zur apostolischen Visitation und zum Erlass des singulären Dekrets geführt hatten, leider durch die lange Verzögerung bei der Ausführung der darin enthaltenen Entscheidungen des Heiligen Stuhls zugenommen haben", schrieb Papst Franziskus in dem Brief vom 12. März.
"Lasst euch nicht von Gerüchten beunruhigen, die darauf abzielen, Zwietracht unter euch zu säen: das Gut der echten brüderlichen Gemeinschaft muss bewahrt werden, auch wenn der zu zahlende Preis hoch ist! So wie die Treue in solchen Momenten uns erlaubt, noch mehr die Stimme dessen zu erfassen, der ruft und die Kraft gibt, ihm zu folgen."
Bianchi gründete die Gemeinschaft in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es ist eine gemischte Gemeinschaft, bestehend aus Männern und Frauen, die das Stundengebet beten und einer Regel folgen, die von St. Benedikt und St. Basilius dem Großen geprägt ist. Zu den Mitgliedern gehören Katholiken, Protestanten und orthodoxe Christen.
Papst Franziskus ermutigte die Bose-Gemeinschaft, "in der anfänglichen Intuition eines brüderlichen Lebens in Nächstenliebe und Zeugnis zu verharren auf der Suche nach evangelischer Radikalität in Gebet, Arbeit und Gastfreundschaft."
"Die ökumenische Dimension, die euch auszeichnet, und eure aktive Sehnsucht nach der Einheit der Christen sind ein kostbarer Schatz, den die Kirche bewahren möchte, indem sie über seine Authentizität und Fruchtbarkeit wacht", sagte er.
Der Papstbrief erreichte das Kloster einen Monat, nachdem Bianchi sich der Anordnung des Vatikans widersetzt hatte, das Kloster Bose im Piemont zu verlassen. Der Heilige Stuhl hatte Bianchi bis zum 17. Februar Zeit gegeben, das Kloster zu verlassen, nachdem ein Dekret erlassen wurde, das von Vatikanstaatssekretär Kardinal Pietro Parolin am 13. Mai 2020 nach einer apostolischen Visitation unterschrieben hatte.
Eine Erklärung auf der Website der Gemeinschaft am 18. Februar verkündete "mit tiefer Bitterkeit", dass Bianchi die Gemeinschaft im Piemont nicht verlassen hatte, um in die Toskana zu ziehen, wie es der päpstliche Delegierte im Januar angeordnet hatte.
Als charismatische Figur hat Bianchi ein sehr hohes Profil in der italienischen Kirche gepflegt. Er nahm 2012 an der Bischofssynode zur Neuevangelisierung teil und wurde 2014 zum Konsultor des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt.
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Die apostolische Visitation, die zwischen dem 6. Dezember 2019 und dem 6. Januar 2020 stattfand, wurde von Pater Guillermo León Arboleda Tamayo, Abtpräses der benediktinischen Kongregation Subiaco Cassinese, Cencini, einem Konsultor der vatikanischen Kongregation für die Institute des geweihten Lebens, und Mutter Anne-Emmanuelle Devéche, Äbtissin von Blauvac, Frankreich, geleitet.
In einer Erklärung aus dem Jahr 2020 sagte die Gemeinschaft, dass Cencini die Entscheidung des Vatikans den Betroffenen privat mitgeteilt habe, mit "dem größtmöglichen Respekt für die Privatsphäre der interessierten Parteien."
Aber nachdem "mehrere der interessierten Parteien" die Maßnahmen abgelehnt hätten, sei es "angebracht zu präzisieren, dass die oben genannten Bestimmungen Bruder Enzo Bianchi, zwei Mitbrüder und eine Schwester betreffen, die sich von der klösterlichen Gemeinschaft von Bose trennen und an einen anderen Ort ziehen sollen und die gleichzeitig von allen Ämtern entbunden werden, die sie derzeit innehaben."
In dem Brief schrieb Papst Franziskus, die Gemeinschaft von Bose solle die Anwesenheit von Cencini und seine Arbeit in Übereinstimmung mit Parolin als "ein Zeichen meiner ständigen Sorge" betrachten.
"Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen meine Nähe und Unterstützung in dieser Zeit der schweren Prüfung ausdrücken, die Sie durchmachen, um Ihre Berufung treu zu leben", so Papst Franziskus.
"Möge nichts und niemand Ihnen die Gewissheit Ihrer Berufung und ihre Schönheit und ihr Vertrauen in die Zukunft nehmen", schrieb er. "Ich rufe den Heiligen Geist über euch an, um euch Kraft und Mut zu geben, während wir unsere Fastenreise zum Osterfest des Todes und der Auferstehung fortsetzen."
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