Washington, D.C. - Mittwoch, 12. Mai 2021, 15:35 Uhr.
Präsident Joe Biden wird zum Abschluss des Studienjahres keine Rede an der katholischen University of Notre Dame halten – obwohl er von der Universität dazu eingeladen wurde – und bricht so mit einer noch jungen Tradition. Das berichtet die Catholic News Agency (CNA).
Am gestrigen Dienstag gab Notre Dame bekannt, dass der Festredner am 23. Mai Jimmy Dunne sein wird, ein Finanzmanager und Verwaltungsratsmitglied der Universität. Zuletzt hatten die Präsidenten oder Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika die entsprechende Rede in ihrem ersten Amtsjahr gehalten.
Unklar ist, warum Biden – der sich selbst als praktizierenden Katholiken bezeichnet – mit dieser Tradition bricht.
Obwohl ein Sprecher der Universität von Notre Dame gegenüber CNA erklärte, dass man nicht öffentlich darüber spreche, wer als Festredner eingeladen worden sei oder nicht, bestätigten Quellen aus dem Weißen Haus gegenüber CNA, dass Biden tatsächlich von der Universität eingeladen worden sei, aber "aus terminlichen Gründen" nicht teilnehmen könne.
Das Weiße Haus teilte auch mit: Man hoffe, dass Biden an einer zukünftigen Abschlussfeier der Universität teilnehmen könne, noch während seiner ersten Amtszeit.
Sowohl Präsident George W. Bush als auch Präsident Barack Obama hielten in ihrem ersten Amtsjahr eine Rede, während andere Präsidenten erst später in ihrer Amtszeit dazu kamen.
Im Jahr 2017 sprach Vizepräsident Mike Pence – ein ehemaliger Katholik, der sich jetzt einfach als "Christ" bezeichnet – bei den Feierlichkeiten.
Präsident Trump war zunächst eingeladen worden, befand sich zu der Zeit allerdings in Saudi-Arabien.
"Obwohl Notre Dame mehr Präsidenten als jede andere Universität außer den Militärakademien als Festredner hatte, haben wir nicht immer einen Präsidenten in seinem ersten Amtsjahr begrüßen dürfen – oder überhaupt", sagte der Sprecher der Universität am Dienstag.
Die Präsidenten Dwight Eisenhower und George H. W. Bush sprachen jeweils in ihrem letzten Jahr im Amt bei der Abschlussfeier von Notre Dame. Präsident Gerald Ford sprach lediglich bei einer akademischen Versanstaltung der Universität am St. Patrick's Day.
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Die Präsidenten John F. Kennedy, Lyndon Johnson, Richard Nixon, Bill Clinton und Donald Trump hielten nie eine Ansprache bei einer Abschlussfeier von Notre Dame.
Obamas Ansprache im Jahr 2009 löste eine Kontroverse aus, weil er legale Abtreibungen nachdrücklich unterstützt. Bischof Thomas Olmstead von Phoenix schickte einen Brief an den Präsidenten von Notre Dame, Fr. John Jenkins CSC, in dem er sagte, dass die Einladung Obamas, bei der Abschlussfeier von Notre Dame eine Rede zu halten und die juristische Ehrendoktorwürde zu erhalten, ein Verstoß gegen die Erklärung der US-Bischofskonferenz von 2004 – "Katholiken im politischen Leben" – sei.
Bischof John M. D'Arcy, der bis zu seiner Pensionierung im November 2009 als Bischof von Fort Wayne-South Bend wirkte, gab damals eine Erklärung ab, derzufolge Jenkins eine "fehlerhafte Rechtfertigung" für die Einladung an Präsident Obama abgeliefert habe und sich mit seinem Bischof hätte beraten sollen, bevor er die Einladung aussprach.
Biden ist erst der zweite katholische Präsident in der Geschichte der USA. Obwohl er seinen Glauben im Wahlkampf immer wieder thematisierte und regelmäßig die Sonntagsmesse besucht, unterstützt er steuerzahlerfinanzierte Abtreibung und setzt sich – gegen die US-Bischofskonferenz – für die Verabschiedung eines die Gender-Ideologie befürwortetenden Gleichstellungsgesetzes ein.
Bidens Regierung hat damit begonnen, die öffentliche Finanzierung von Abtreibungsanbietern wieder zu ermöglichen, und kämpft vor Gericht dafür, Ärzte zu zwingen, Operationen zur Geschlechtsumwandlung durchzuführen, selbst wenn diese aus medizinischen oder Gewissensgründen dagegen sind.
Biden hat zuvor bereits an der University of Notre Dame eine Rede gehalten: Im Jahr 2016 war er mit dem ehemaligen Sprecher des Repräsentantenhauses John Boehner bei der Abschlussfeier zugegen. Beiden Politikern wurde damals auch die Laetare-Medaille verliehen.
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