Vatikanstadt - Montag, 24. Januar 2022, 10:32 Uhr.
Papst Franziskus hat am heutigen Montag dazu aufgerufen, einander wirklich zuzuhören. Der zweijährige globale Konsultationsprozess, der zur Synode über die Synodalität der Kirche hinführt, sei "eine große Chance" für Katholiken, einander zuzuhören.
In seiner Botschaft zum kirchlichen Welttag der Medien, die am 24. Januar veröffentlicht wurde, drückte der Papst seine Besorgnis darüber aus, dass die Menschen die Fähigkeit verlieren könnten, zuzuhören, sowohl in der Kirche als auch im weiteren öffentlichen Leben.
Die Synodalitätssynode, so die heute geäußerte Hoffnung des Papstes, soll hier Abhilfe schaffen.
"Vor Kurzem haben wir einen synodalen Prozess begonnen. Beten wir dafür, dass es eine großartige Gelegenheit sein möge, aufeinander zu hören", so der Pontifex.
Denn die Gemeinschaft sei nicht das Resultat von Strategien und Programmen, sondern aufgebaut auf das gegenseitige Zuhören unter Brüdern und Schwestern.
"Wie in einem Chor erfordert die Einheit nicht Uniformität, Monotonie, sondern Pluralität und Verschiedenheit der Stimmen, Polyphonie. Zugleich singt jede Stimme des Chores, indem sie auf die anderen Stimmen hört und Bezug nimmt auf die Harmonie des Ganzen. Diese Harmonie wurde vom Komponisten erdacht, aber ihre Verwirklichung hängt vom Zusammenklang aller und jeder einzelnen Stimme ab", schreibt der Papst.
Franziskus hat die Katholiken der Welt im vergangenen Oktober offiziell eingeladen, an einem Konsultationsprozess teilzunehmen, der zur XVI. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Jahr 2023 führen soll.
In seiner neuen Botschaft mit dem Titel "Mit dem Ohr des Herzens zuhören" betrachtete der Papst Bibelstellen, die die Bedeutung des Zuhörens illustrieren.
"Aus der Bibel lernen wir, dass das Hören nicht nur die Bedeutung einer akustischen Wahrnehmung hat, sondern wesentlich verbunden ist mit der dialogischen Beziehung zwischen Gott und der Menschheit".
Der Papst beklagte das Fehlen des Zuhörens im öffentlichen Diskurs.
"Der Mangel an Zuhören, den wir so oft im täglichen Leben erleben, zeigt sich leider auch im öffentlichen Leben, wo wir, anstatt einander zuzuhören, oft 'aneinander vorbeigeredet' haben", stellte er fest.
"Dies ist ein Symptom dafür, dass man nicht das Wahre und Gute sucht, sondern den Konsens; statt zuzuhören, achtet man auf das Publikum. Gute Kommunikation hingegen versucht nicht, das Publikum mit einem Schlagwort zu beeindrucken, mit dem Ziel, den anderen lächerlich zu machen, sondern achtet auf die Gründe des anderen und versucht, die Komplexität der Wirklichkeit zu erfassen".
"Es ist traurig, wenn sich auch in der Kirche ideologische Fronten bilden und das Zuhören verschwindet und eine sterile Opposition zurückbleibt."
Der Papst unterzeichnete die Botschaft am 24. Januar, dem Gedenktag des Heiligen Franziskus von Sales, dem Schutzpatron der Schriftsteller und Journalisten.
Er forderte die Mitglieder der Medien auf, ihre Fähigkeit zum Zuhören zu entwickeln.
"Man kommuniziert nicht, wenn man nicht zuerst zugehört hat, und man macht keinen guten Journalismus ohne die Fähigkeit des Zuhörens".
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Um eine "solide, ausgeglichene und vollständige Information zu liefern, ist eine lange Zeit des Zuhörens notwendig", so der Papst weiter. "Um von einem Ereignis zu berichten oder in einer Reportage eine Realität zu beschreiben, ist es unerlässlich, dass man in der Lage war zuzuhören, auch bereit, seine Meinung zu ändern, die eigenen Ausgangshypothesen zu modifizieren".
Der Papst wies darauf hin, dass es angesichts der Coronavirus-Pandemie wichtiger denn je sei, auf die Gesellschaft zu hören. Und: Er ermutigte die Journalisten insbesondere dazu, die Geschichten von Migranten zu erzählen.
"Anschließend wird jeder frei sein, die Migrationspolitik zu unterstützen, die er für sein Land für die geeignetste hält", so Franziskus wörtlich.
Unter Berufung auf den deutschen lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der 1945 von den Nazis hingerichtet wurde, betonte der Papst, dass es auch in der Kirche ein großes Bedürfnis nach Zuhören gebe.
Der von Papst Paul VI. 1967 ins Leben gerufene Weltkommunikationstag wird in diesem Jahr am Sonntag, dem 29. Mai, begangen, dem Tag, an dem in einigen Ländern das Fest Christi Himmelfahrt begangen wird, das vom vorhergehenden Donnerstag verlegt wurde.
Zum Abschluss seiner Botschaft verglich Papst Franziskus die Kirche mit einem Chor.
"Mit dem Bewusstsein, an einer Gemeinschaft teilzuhaben, die uns vorausgeht und uns einbezieht, können wir eine symphonische Kirche wiederentdecken, in der jeder fähig ist, mit der eigenen Stimme zu singen und dabei die der anderen als Geschenk anzunehmen, um die Harmonie des Ganzen zum Ausdruck zu bringen, die der Heilige Geist komponiert."
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