"Wir feiern die Heilige Messe im Luftschutzkeller", erklärt Erzbischof aus der Ukraine

Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk in seiner Videobotschaft am 27. Februar 2022 (Screenshot)
Sekretariat des Großerzbischofs in Rom

Die Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche feiern am heutigen Sonntag die Göttliche Liturgie in den Luftschutzkellern von Kiew. Das hat der Großerzbischof der Kirche in einer Videobotschaft am 27. Februar mitgeteilt.

Dabei stellte Erzbischof Swiatoslaw Schewtschuk fest, dass die Bewohner der ukrainischen Hauptstadt aufgrund einer von der Regierung verhängten Ausgangssperre nicht zur Kirche gehen können.

Angesichts der Invasion müssen die Einwohner der Metropole bis Montagmorgen in ihren Häusern oder Luftschutzkellern bleiben, berichtete die Catholic News Agency (CNA).

"Aber in diesem Fall wird die Kirche zu den Menschen kommen. Unsere Priester werden in den Untergrund hinabsteigen, sie werden in die Luftschutzkeller hinabsteigen und dort die Göttliche Liturgie feiern", sagte Schewtschuk in dem Video, das vom Sekretariat des Großerzbischofs in Rom veröffentlicht wurde.

"Die Kirche ist mit ihrem Volk! Die Kirche Christi bringt den eucharistischen Erlöser zu denen, die kritische Momente in ihrem Leben erleben, die die Kraft und die Hoffnung der Auferstehung brauchen."

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Seit Präsident Wladimir Putin am 24. Februar den Einmarsch in Kiew, dem Sitz der ukrainischen Regierung, angeordnet hat, versuchen die russischen Streitkräfte, in das Land einzudringen.

Schewtschuk, der seit 2011 an der Spitze der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche steht, sollte in die italienische Stadt Florenz reisen, um an einem Treffen von Bischöfen aus den Mittelmeeranrainerstaaten teilzunehmen. Doch er sagte die Reise ab, um bei seiner Gemeinde zu bleiben, wie CNA Deutsch berichtete.

Der Erzbischof hat mit anderen in einem Luftschutzkeller unter der Auferstehungskathedrale in Kiew Schutz gesucht, berichtet die Website Il Sismografo.

In seiner auf Ukrainisch verfassten Botschaft sagte der 51-jährige Großerzbischof: "Grüße aus dem ukrainischen Kiew! Heute ist Sonntag, der 27. Februar 2022. Wir haben eine weitere schreckliche Nacht überstanden. Aber nach der Nacht kommt der Tag, es gibt einen Morgen. Nach der Dunkelheit kommt das Licht, so wie nach dem Tod die Auferstehung kommt, die wir heute alle strahlend feiern."

Er fuhr fort: "Heute möchte ich alle, die die Möglichkeit haben, in die Kirche zu gehen, bitten: Gehen Sie zur Göttlichen Liturgie. Gehen Sie heute zur Beichte. Empfangen Sie alle die Kommunion. Empfangen Sie heute den eucharistischen Christus, opfern Sie für diejenigen, die nicht zur Kirche gehen können, opfern Sie die Heilige Kommunion für unsere Soldaten. Heute ist unser Leben in ihren Händen. Opfert für die Verwundeten, für die Entmutigten, für die Flüchtlinge, die in diesem krummen Krieg in der Ukraine auf der Straße sind."

Schewtschuk dankte den Regierungsvertretern, die seiner Meinung nach "auf höchstem Niveau" arbeiteten, insbesondere in Kiew, einer Stadt mit fast drei Millionen Einwohnern.

"Wir haben einmal gezweifelt und uns gefragt, ob unsere Regierungsinstitutionen stark sind. Wir haben gesehen, dass unsere Regierung ihre Bewährungsprobe bestanden hat und weiterhin besteht", sagte er.

Der Erzbischof dankte auch der Armee, den Rettungsdiensten, den Medien und den Feuerwehrleuten.

Er bedankte sich für die Unterstützung durch katholische Gemeinschaften in aller Welt und erwähnte Bischöfe in Australien, Argentinien, Brasilien, Nordamerika und Westeuropa.

"Ich danke all jenen, die sich bemühen, der Welt die Wahrheit über die Ukraine mitzuteilen, die humanitäre Hilfe und Medikamente sammeln oder einfach für den Sieg der Ukraine beten", sagte er.

"Wir glauben, dass, so wie auf die Nacht der Morgen kommt, so wie auf den Tod die Auferstehung folgt, nach diesem schrecklichen Krieg der Sieg für die Ukraine kommen wird, dem dieser neue Tag unerbittlich und stetig näher kommt."

Weltweit gibt es mehr als vier Millionen ukrainische griechische Katholiken, von denen die meisten in der Ukraine leben, einem überwiegend orthodox-christlichen Land mit einer Bevölkerung von 44 Millionen Menschen. Die ukrainische griechisch-katholische Kirche, die größte der 23 katholischen Ostkirchen, die in voller Gemeinschaft mit Rom stehen, verwendet für ihre Liturgien den byzantinischen Ritus.

Am 25. Februar erhielt Schewtschuk einen Telefonanruf von Papst Franziskus. Berichten zufolge versicherte ihm der Papst, dass er "alles in meiner Macht stehende tun" werde, um den Konflikt zu beenden.

Der Papst lobte die ukrainischen katholischen Führer dafür, dass sie inmitten des Konflikts unter dem Volk geblieben sind.

Zum Abschluss seiner Botschaft sagte Schewtschuk: "Erlauben Sie mir, Ihnen allen, von hier aus, von den Hügeln Kiews, aus der Stadt mit dem ersten Thron, diesen auferstehenden und freudigen Segen Gottes zu übermitteln: Der Segen des Herrn sei auf euch, durch seine Gnade und Liebe zu den Menschen, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. Amen."

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