Ständige Diakone als Speerspitze der nachklerikalen Kirche: Pastoraltheologe

Rainer Bucher
screenshot / YouTube / Karl Rahner Akademie

Ein Professor für Pastoraltheologe im Ruhestand hat ständige Diakone als Speerspitze einer nachklerikalen Kirche charakterisiert, da sie zwischen allen Stühlen säßen. Rainer Bucher, mehr als 20 Jahre lang Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie an der Universität Graz, sprach bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat in Deutschland und sagte, es sei inkonsequent, dass es keine weiblichen Diakone gebe, berichtete das Bistum Rottenburg-Stuttgart am Donnerstag.

„Gerade weil die Diakone ‚etwas ganz Besonderes‘ seien, wären sie für die neue Zeit besonders gut gewappnet“, so das Bistum über die Veranstaltung im Tagungszentrum der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Schließlich habe es ihr Amt über Jahrhunderte nicht gegeben, nun bekleideten es Männer, die verheiratet wären und parallel seien Diakone zwar Kleriker, aber auf der ‚niedrigsten Stufe‘, da sie z. B. keine Eucharistie feiern dürften, so der Professor weiter. ‚Sie haben also drei herrliche Stigmata.‘“

Im Kontext seiner Anmerkungen über weibliche Diakone sagte Bucher: „In dieser offenen Situation brauchen wir eine Organisationsform von Kirche, die Situativität, Experimentalität und Freiheit favorisiert. Wir brauchen eine Abkehr vom Habitus der Selbstverständlichkeit von kirchlichen Rollen, eine Abkehr von pastoraler Routine.“

Auch darüber hinaus übte der Pastoraltheologe scharfe Kritik an der überlieferten Lehre der Kirche und erklärte, sie „verstoße sie mit der strukturellen Abwertung von Frauen, mit ihrer absolutistischen internen Verfassung und mit ihrer Rechtsordnung, die nicht auf Gewaltenteilung basiere, gegen eben jene Grundlagen, die eigentlich christlich begründet sind“, wie das Bistum Rottenburg-Stuttgart zusammenfasste.

„Der Missbrauch mit seiner über Jahrzehnte hinweg andauernden strukturellen Mitleidlosigkeit mit den Opfern verstärke dies umso mehr“, habe Bucher weiter ausgeführt, so das Bistum. „Denn damit sei gegen den Schutz von Schwachen und Bedürftigen verstoßen worden. Ein Wert, der im Christentum zentral sei.“

Die Kirche verliere entsprechend „nicht nur ihre Gegner, sondern auch ihre Anhänger“, betonte Bucher, der auf den deutschen Synodalen Weg als vielleicht letzte Chance verwies. Auch der Synodale Weg fordert eine Abwendung von der überlieferten katholischen Lehre, etwa mit Blick auf die Sexualmoral oder die Frauenordination.

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Laut Kirchenstatistik 2021 gibt es in Deutschland 3.253 ständige Diakone, die in der Regel verheiratet sind. Dieser Zahl stehen 12.280 Priester gegenüber, die von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – etwa in den Ostkirchen – zölibatär leben. Der ständige Diakonat wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil neu eingeführt. Zuvor wurden lediglich Männer auf dem Weg zur Priesterweihe zu Diakonen geweiht.

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