Kann die Welt die Armut bis 2030 besiegen?

Pater Obiora Ike.
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(C) Pax Press Agency, SARL, Geneva
Direktor Michael Möller.
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John A. Sandwick und Christian Peschken beim EWTN-Interview.
John A. Sandwick und Christian Peschken beim EWTN-Interview.
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Ein Ende der Armut: Bis 2030 erreichbar?
Ein Ende der Armut: Bis 2030 erreichbar?
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Es ist eine gute Nachricht in einer Welt voll schlechter:  Nach Angaben der Weltbank leben immer weniger Menschen in absoluter Armut. Ihr Anteil an der Weltbevölkerung sei in den letzten 50 Jahren von 52 Prozent auf 21 Prozent gesunken. Die "Beseitigung der Armut bis zum Jahr 2030" ist Nummer Eins der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.

Am 17. Oktober brachte das Institut für Soziale Entwicklung der Vereinten Nationen als Beitrag zur Umsetzung der Agenda für Nachhaltige Entwicklung, SDG, sein Hauptgutachten heraus. Es behandelt "Innovationen für transformative Veränderung", so der offizielle Titel.

Die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung und die Nachhaltigen Entwicklungsziele stehen für eine weltweite Selbstverpflichtung, "unsere Welt umzugestalten" und überall Armut in jeder Form zu beseitigen.

Michael Möller, Generaldirektor der Vereinten Nationen in Genf, äußert sich optimistisch:  "Ich beobachte eine höchst erstaunliche Umsetzung dieser Ziele in allen Gesellschaftsschichten...in Regierungen, Zivilgesellschaft, im Geschäftswesen. Das schenkt viel Hoffnung, dass wir es erreichen können. Ich sehe keinen Grund, warum wir es nicht können sollten."

Herausforderung sei nun, diese Vision in die Tat umzusetzen.

Wie steht es aber mit der Aussage der Bibel, dass es immer Arme geben werde?

"Das Wort, das im Neuen Testament gebraucht wird, ist Anawim, "erklärt Hochwürden Monsignore Obiora Ike, verantwortlicher Direktor von Globethics, Genf, "Anawim bezieht sich auf jene, denen auf Geheiß der Mächtigen ihre Rechte aberkannt wurden, so dass sie keinen Zugang mehr zu dem hatten, was ihnen rechtlich zusteht...das, was wir Ungerechtigkeit nennen. Wir haben über viele Jahre untersucht, warum es Armut in der Welt gibt. Die simple Antwort lautet: Weil wir noch nicht einmal verstanden haben, was Armut überhaupt ist. Armut ist spiritueller Art, körperlicher Art, materieller Art oder intellektueller Art."

Unlängst nannte es Papst Franziskus "das Verbrechen der Armut" und sagte, die Mächte der Welt seien schuldig, es verübt zu haben. In seiner Rede im vergangenen Jahr vor den Vereinten Nationen in New York appellierte Papst Franziskus die Banken, Entwicklungsländer nicht mit Wucher ("Usury") und unterdrückenden Darlehenskonditionen zu missbrauchen...

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Der Heilige Vater sagte: … "...ein unterdrückendes Kreditwesen, das anstatt den Fortschritt zu fördern, die Menschen einem Mechanismus aussetzt, der noch größere Armut, Ausschluss und Abhängigkeit hervorbringt."

John A. Sandwick, Generaldirektor des Safa Investment Services, Experte für islamisches Finanzwesen, Genf erläutert zunächst die Rolle des Finanzwesens: ‘Welche Rolle spielt Finanzintermediation in der Evolution unserer Gesellschaft? Sie müssen bedenken, dass Banker – Menschen im Finanzwesen, Vermittler sind zwischen denen, die Kapital ansparen und denen, die Kapital ausgeben. Wir dazwischen, wir müssen das Angesparte nehmen und es auf die verteilen, die es ausgeben. Was aber ist das Finanzwesen, wenn es darüber hinaus nicht auch nach ethischen Grundsätzen vorgeht?"

Wenn man in die Geschichte der Katholischen Kirche zurückblickt so findet man das 325 nach Christus das Konzil von Nicäa dem Klerus untersagte Zinsen zu erheben. Und obwohl es jahrhundertelang von Päpsten und Konzilen verurteilt wurde, definierte man später "jegliche Zinsen" in "überhöhte Zinsen" um.

In noch fernerer Geschichte argumentierten sowohl Plato und Aristoteles leidenschaftlich gegen die Erhebung von Zinsen als wirtschaftsschädigend.

Als Ergebnis dessen ist das weltweit einzige zinsfrei arbeitende, ethische Bankenwesen nicht das christliche oder westliche, traditionelle Finanzwesen, sondern das weniger bekannte   "Islamische Finanzwesen".

Das 1975 gegründete, zinsfreie Islamische Finanzwesen, wächst schneller- obwohl immer noch kleiner – als der konventionelle Sektor. Heute macht es weltweit 2 Billionen Dollar Umsatz.

"Etwas, das ich am islamischen Finanzwesen bewundere, ist, dass es auf die ursprünglichen Regeln der Katholischen Kirche zurückgeht, nach denen die Verteilung von Risiko und Gewinn gerecht sein musste. Jegliches Finanzwesen, ob ethische christliche oder islamisch, muss dazu beitragen, das Ziel einer gerechteren Einkommensverteilung zu erreichen."  sagt John A. Sandwick, Generaldirektor des Safa Investment Services, Experte für islamisches Finanzwesen, Genf.  

Ungleichheit ist die Wurzel "sozialen Übels", sagt Papst Franziskus. Dies beinhalte mangelnde Moral, Gier und das Fehlen von Grundwerten.

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"Es geht darum, Gott zu verehren, seine Familie zu lieben und für sie zu sorgen. Auch dass man seine Gemeinschaft schätzt und sich kümmert. Viele der im Finanzwesen des Westens üblichen Werte verstoßen gegen diese Grundwerte." so John A. Sandwick, Generaldirektor des Safa Investment Services, Experte für islamisches Finanzwesen, Genf.

Obwohl das islamische und das christliche Finanzwesen letztlich aus denselben Wurzeln und einer gemeinsamen Geschichte hervorgehen, bleiben heutzutage abweichende Vorstellungen von Verzinsung (und Wucher) das größte Unterscheidungskriterium.

Die Frage, die sich manchen Beobachtern stellt, ist jedoch diese: Ob es nicht an der Zeit ist im westlichen Finanzwesen nach christlichen, ethischen Prinzipien vorzugehen um Armut in jeder Form, laut UNO, bis 2030 zu beseitigen und niemanden zurückzulassen?

Dieser Bericht wurde vom U.N.-Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency in Genf, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Pax Press Agency unter www.paxpressagency.com