„Feministisch orientierte“ Präventionsbeauftragte verlässt Bistum Chur

Blick auf Chur in der Schweiz
gemeinfrei

Die Präventionsbeauftragte des Bistums Chur in der Schweiz, Karin Iten, hat ihren Posten verlassen. Als umstritten galt Iten wegen zahlreicher kritischer Äußerungen zur überlieferten und biblisch begründeten Sexualmoral der Kirche sowie wegen der Einführung eines für alle Priester der Diözese verbindlichen Verhaltenskodex, in dem es etwa heißt: „Ich verzichte auf pauschal negative Bewertungen von angeblich unbiblischem Verhalten aufgrund der sexuellen Orientierung.“

In einer Pressemitteilung zum Abschied lies das Bistum Chur Iten am Donnerstag noch einmal zu Wort kommen: „Als feministisch orientierte Frau kann ich den systembedingten Ausschluss von Frauen vom kirchlichen Amt kaum mit meinem Gerechtigkeitssinn vereinbaren.“

„Es ist mir zunehmend schwergefallen, in einer Organisation zu arbeiten, welche Chancengleichheit ignoriert“, so Iten. „Nach der erfolgreichen Ausrichtung und Einführung des Verhaltenskodex ist für mich deshalb der Zeitpunkt gekommen, meine berufliche Zukunft ausserhalb der Kirche zu gestalten.“

Der Churer Bischof Joseph Bonnemain, der den Verhaltenskodex für seine Priester gegen massiven Widerstand des Churer Priesterkreises verbindlich eingeführt hatte, erklärte: „Ich schätze ihre Fachkompetenz und ihre langjährige Erfahrung im Bereich der Prävention ausserordentlich. Sie wird diesbezüglich ein grosses Vakuum hinterlassen.“

In einem Interview im Februar hatte Iten gesagt, die katholische Sexualmoral habe „nichts mehr mit existenziellen Fragen zu tun“. Außerdem gehe es „in Richtung spirituelle Manipulation“, in der heutigen Zeit „noch mit dem Teufel zu argumentieren“. Prävention von Missbrauch gehe „nicht ohne Rütteln an der Sexualmoral“.

„Ein Leben ohne Sexualität und ohne Körperkontakt, das ist lebens- und menschenfeindlich“, sagte Iten. „In der Kirche ist es aber so, dass es heute noch Leute gibt, die die Meinung vertreten, sogar Selbstbefriedigung sei Sünde und Selbstzerstörung. Damit wäre dann die Sexualität gleich auf null eingegrenzt.“

Im Oktober 2022 hatte Iten nach Äußerungen von Papst Franziskus zum Thema Pornografie kommentiert: „Doch statt wie der Papst Pornos pauschal zu verteufeln, sollte der sorgfältige Umgang thematisiert werden.“

„Alles pauschal über einen Leist zu schlagen, ist zu wenig differenziert und zu unsorgfältig“, sagte Iten. „Über die Chancen und Risiken von Pornokonsum kann zudem nur offen geredet werden, wenn darin nicht mit pauschaler Angstmacherei und Schulddruck argumentiert wird – mit dem Hinweis auf den Teufel.“

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