Synodalitätssynode: Vatikan veröffentlicht Arbeitspapier

Treffen der Kardinäle und Bischöfe am 14. Oktober 2015 in der Synodenhalle.
CNA Deutsch / Daniel Ibanez

Das mit Spannung erwartete "Arbeitspapier" der Synodalitätssynode ist am heutigen Dienstag vom Vatikan veröffentlicht worden. 

Das Instrumentum Laboris bereitet die erste Sitzung der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode über Synodalität vor, die für Oktober 2023 geplant ist. 

Auf der Grundlage von Konsultationen, die bereits weltweit auf diözesaner, nationaler und kontinentaler Ebene stattgefunden haben, greift der Bericht so kontroverse Themen wie Diakonat der Frau, priesterliches Zölibat und Engagement für Personen auf, die sich als LGBT identifizieren. Es wird auch eine Forderung nach neuen institutionellen Gremien aufgestellt, die eine stärkere Beteiligung des "Volkes Gottes" an einer Entscheidungsfindung ermöglichen sollen.

Gleichzeitig weisen einige der zur Diskussion gestellten Fragen auf mögliche größere Veränderungen in der Art und Weise hin, wie die Kirche auf der ganzen Welt agiert, und zwar durch einen ergebnisoffenen "synodalen" Prozess, der einen kontinuierlichen Dialog und Unterscheidungen erfordert. Der Ansatz geht sogar so weit, dass neue Bildungsprogramme "auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens und für alle Getauften" entwickelt werden müssen, heißt es in dem Dokument.

Der Text — hier der volle Wortlaut — skizziert auch eine "synodale Methode" der Spiritualität, die sich auf das Hören auf den Heiligen Geist und das Erkennen von "Zeichen der Zeit" konzentriert.

Das in deutscher Sprache 70 Seiten dicke Dokument wurde im April und Mai von einer 22-köpfigen Kommission verfasst und von Papst Franziskus approbiert.

Der Text betont, dass es sich weder um ein Dokument des kirchlichen Lehramtes noch um den Bericht einer soziologischen Studie handelt: Das Dokument nimmt für sich in Anspruch, Prioritäten, die sich aus dem Hören auf das "Volk Gottes" im bisherigen Prozess der Synodalitätssynode ergeben hätten.

Das Instrumentum Laboris soll die Diskussionen bei der fast einmonatigen Synodenversammlung im Oktober im Vatikan leiten, bei der katholische Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien zusammenkommen, um ein weiteres Dokument zu diskutieren und vorzubereiten.

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Ende Mai hat der Organisator der Synodalitätssynode über den Umgang mit polarisierenden Themen gesprochen — und diesen vom umstrittenen deutschen Synodalen Weg unterschieden.  

Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Weltsynode zur Synodalität, sagte im Interview mit EWTN, er sehe die Gefahr, dass der laufende Prozess in der Kirche "einen Moment der Gnade" verpasse, wenn er sich auf die polarisierenden Themen konzentriert, die bei den Anhörungen zur Sprache kamen, darunter die gleichgeschlechtliche Ehe, Abtreibung und die Priesterweihe von Frauen. 

Das Instrumentum Laboris ist in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste versuche, "die Erkenntnisse aus der Auseinandersetzung mit dem bisher zurückgelegten Weg zusammenzutragen." Der zweite Abschnitt formuliere Arbeitsblätter unter dem Titel "Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe" für verschiedene, ehr unterschiedliche Themengebiete.

Als Themen werden  sexueller — und anderer — Missbrauch und dessen Vertuschung in der Kirche, Armut, Klimawandel, Migration, Ökumene und Interreligiöser Dialog vorgeschlagen. 

Die Delegierten für die Synodenversammlung im Oktober sind noch nicht bekannt gegeben worden. Zum ersten Mal werden etwa 21% der stimmberechtigten Delegierten in der Bischofssynode keine Bischöfe sein. 70 Delegierte werden direkt vom Papst aus einer Liste von 140 Laien, Priestern, gottgeweihten Frauen und Diakonen ausgewählt, die von der Leitung der diesjährigen kontinentalen Synodenversammlungen ausgewählt wurden.

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Das Hauptziel der ersten Sitzung im Oktober 2023 wird laut dem Instrumentum Laboris darin bestehen, einen Studienplan im synodalen Stil zu entwerfen und festzulegen, wer an diesen Diskussionen beteiligt sein wird. Die Unterscheidung wird in der Sitzung der Synode 2024 "abgeschlossen" werden.

Das beratende Abschlussdokument am Ende des Prozesses im Jahr 2024 wird von den Teilnehmern der Synodenversammlung abgestimmt und Papst Franziskus vorgelegt. Der Papst kann entscheiden, ob er den Text als päpstliches Dokument annimmt oder am Ende der Synode sein eigenes Dokument verfasst.

Das Dokument unterstreicht die möglicherweise weitreichende Tragweite der Diskussionen der Versammlung und betont, dass das erneute Auftauchen von Fragen, die bereits in vergangenen Synoden behandelt wurden, nicht vorschnell abgetan werden sollte und stellt fest, dass eine synodale Versammlung ein privilegiertes Forum ist, um diese Themen erneut zu diskutieren.

Als Anregung für Gebet und "vorbereitende Reflexion" wird unter anderem folgende Frage vorgeschlagen: 

"Wie können wir Räume schaffen, in denen diejenigen, die sich von der Kirche verletzt und von der Gemeinschaft nicht erwünscht fühlen, sich anerkannt, aufgenommen, nicht verurteilt und frei fühlen, Fragen zu stellen? Welche konkreten Schritte sind im Licht des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris laetitia notwendig, um auf Menschen zuzugehen, die sich aufgrund ihrer Affektivität und Sexualität von der Kirche ausgeschlossen fühlen (z. B. wiederverheiratete Geschiedene, Menschen in polygamen Ehen, LGBTQ+ usw.)"