Kirche in Frankreich fordert Dialog als Antwort auf Unruhen, bietet Gebet an

Brennendes Fahrzeug vor einem Einkaufszentrum im Stadtteil Planoise in Besançon, am 29. Juni 2023..
Toufik-de-Planoise / Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Frankreichs Bischöfe haben am Wochenende gemeinsam mit anderen Religionsvertretern auf die anhaltenden Unruhen in ihrem Land mit einem Aufruf zu Frieden, Dialog und Rückkehr zur Ruhe reagiert.

Die katholischen Kirchenvertreter veröffentlichten zudem am 1. Juli ein Gebet für den Frieden.

Die Ausschreitungen, die Berichten zufolge durch die tödlichen Schüsse der Polizei auf einen 17-jährigen nordafrikanischer Herkunft namens "Nahel M." bei einer Verkehrskontrolle in Nanterre, einem Vorort von Paris, ausgelöst wurden, haben seit Tagen zur Brandschatzung und Plünderunge von Geschäften, Angriffen auf öffentliche Gebäude und zerstörerischen Krawallen in mehreren Städten durch Mobs geführt. 

Dabei wurden Gendarmerie und Sicherheitskräfte wiederholt tätlich angriffen. 

Mordversuch an Bürgermeister 

Angreifer zündeten unter anderem ein Auto an und schickten es in Richtung des Hauses des Bürgermeisters des Pariser Vororts L'Hay-les-Roses, berichtete die BBC.

Zum Zeitpunkt des Anschlags war Vicent Jeanbrun im Rathaus, aber seine Frau und zwei kleine Kinder waren zu Hause. Auf der Flucht vor den Angreifern brach sich seine Frau das Bein. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.

Das von den Tätern in Brand gesetzte Auto prallte gegen eine niedrige Mauer und setzte daher das Haus der Familie nicht in Brand — nach ersten Ermittlungen des Staatsanwalts war dies jedoch klar die Absicht gewesen: Man wollte die Familie umbringen. Die Behörden ermitteln nun in dem Mordversuch, der am heutigen Sonntag französische Medien dominierte.

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Das ganze Ausmaß der Zerstörung und die Zahl der Verletzten ist noch unbekannt, ebenso wie die genaue Zahl der Verhaftungen von Randalierern. 

In der gemeinsamen Erklärung haben Religionsvertreter Frankreichs ihren Schmerz über den Todesfall erklärt.

Gleichzeitig fordern sie ein Ende der Zerstörung: "Wir bekräftigen mit einer Stimme, dass Gewalt niemals der richtige Weg ist", heißt es in der Erklärung. Man bedaure zutiefst die Anschläge der Mobs auf Schulen, Geschäfte, Rathäuser und Verkehrsmittel und stelle fest, dass die Bewohner, Familien und Kinder dieser Stadtteile die ersten Leidtragenden sind.

Die Erklärung geht nicht auf die in den Sozialen Medien vieldiskutierte Fragen zum Kontext ein: Inwiefern der Migrationshintergrund, die ethnische — meist nordafrikanische — Herkunft oder verwandte soziale Fragen, aber auch eine islamische Religionszugehörigkeit eine Rolle spielen.

Der Text wurde von Bischof Éric de Moulins-Beaufort unterschrieben, derzeit Präsident der Französischen Bischofskonferenz.

Weitere Unterzeichner sind führende Vertreter der Konferenz der Religionsoberhäupter Frankreichs (CRCF): Chems-Eddine Hafiz, Rektor der Großen Moschee von Paris, Großrabbiner Haïm Korsia, der Großrabbiner von Frankreich, Mohammed Moussaoui, Präsident des französischen Islam-Rats (CFCM);  Bischof Demetrios Ploumios, Präsident der Versammlung der Orthodoxen Bischöfe Frankreichs; Pastor Christian Krieger, Präsident der Protestantischen Föderation Frankreichs; und Antony Boussemart, Präsident der Buddhistischen Union Frankreichs.

Angesichs der Angriffe auf Polizei und Behörden riefen die Unterzeichner dazu auf, das notwendige Vertrauen zwischen Teilen der Bevölkerung und den Ordnungskräften zu erhalten und zu stärken. Sie ermutigten die Politiker, verantwortungsvoll zusammenzuarbeiten, um Gerechtigkeit und Frieden wiederherzustellen.

"Mögen alle Gläubigen heute mehr denn je Diener des Friedens und des Gemeinwohls sein. Wir alle stehen zur Verfügung, um dazu beizutragen", schließt die Erklärung.

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Die französischen Bischöfe haben auch ein Gebet für die Wiederherstellung des Friedens im Land vorgeschlagen, das den Pfarreien und katholischen Gemeinschaften in Frankreich zur Verfügung steht.

Das Gebet lautet in deutscher Übersetzung im vollen Wortlaut:

Wir bitten dich, Herr, um die Rückkehr von Ruhe und Frieden in unserem Land.
Wir vertrauen dir Nahel an und beten für seine Angehörigen. Möge der Geist des Lichtes und des Friedens sie begleiten.
Wir vertrauen dir die Verletzten dieser Nächte der Gewalt an, auch diejenigen, deren Wohn- und Arbeitsstätten zerstört oder beschädigt wurden.
Wir bitten dich, Herr, für die Menschen, die in den Ordnungskräften und staatlichen Diensten arbeiten, die unter großem Druck stehen und manchmal angegriffen werden.
Inspiriere uns, dass wir mit den Gläubigen anderer christlicher Konfessionen und anderer Religionen und mit allen unseren Mitbürgern den Dialog und den Frieden fördern.
Wir bitten Dich noch einmal, dass unsere Gesellschaft auch jenseits der aktuellen Explosionen die Quellen der Gewalt klar erkennt und Wege findet, sie zu überwinden.
Amen.