Tempio Pausania (Sardinien) - Sonntag, 10. September 2023, 9:00 Uhr.
Am 16. September 2023 wird Dom Roberto Fornaciari OSBCam die Bischofsweihe empfangen. Dieses Ereignis beinhaltet deshalb eine gewisse Besonderheit, weil der künftige Bischof als Kamaldulenser kein Seelsorger ist, sondern Mönch eines Eremitenordens.
Wer sind die Kamaldulenser?
Der tausendjährige Orden der Kamaldulenser – in den Ländern deutscher Sprache fast unbekannt – ist in Italien beheimatet. Zahlreiche Ordenshäuser gibt es in Polen sowie in Nord- und Südamerika und anderen Ländern.
Die Kamaldulenser sind indes kein einheitlich gegliederter Orden. Es gibt zwei Richtungen mit je unterschiedlichen Lebensweisen. Die Klöster jener Mönche, die zur Kongregation von Monte Corona gehören (Congregatio Eremitarum Camaldulensium Montis Coronae: ECMC) setzen die eremitische Tradition der Kamadulenser bis heute fort, was bedeutet, dass sie keine Seelsorge oder andere Aktivitäten außerhalb der Einsiedelei ausüben. Die „Mönche-Eremiten von Camaldoli“ (Congregatio Camaldulensis Ordinis Sancti Benedicti: OSBCam) dagegen bevorzugen eine weniger eremitische Lebensform und ziehen zönobitisches Leben (Gemeinschaftsleben) vor. Darum gehört diese Richtung des Ordens auch der Benediktiner-Konföderation an, also dem Zusammenschluss aller benediktinischen Klöster. Ein kleines, seit neun Jahren im Bistum Hildesheim befindliches Kloster (Eremo St. Romuald in Diekholzen) wurde vor einigen Jahren dieser Ordensrichtung eingegliedert.
Wer ist der künftige Bischof?
Roberto Fornaciari, der neue Bischof des alten, aber eher unbedeutenden Bistums Tempio-Ampurias (eine in Italien auf der Insel Sardinien gelegene Diözese mit Bischofssitz in der 13.000 Einwohner zählenden Stadt Tempio Pausania) gehört der Ordensrichtung der Kamadulenser von Camaldoli an, somit also der weniger strengen Richtung, in der die Ordensangehörigen auch Aufgaben außerhalb des Klosters übernehmen können.
Fornaciari wurde am 23. Dezember 1963 als einziger Sohn seiner Eltern in Reggio Emilia geboren und hat noch drei Schwestern. Aus seinen frühen Jahren ist nicht viel bekannt.
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Nach seinem Eintritt in den Kamaldulenserorden im „Eremo di Monte Giove“ (Fano) und dann in „San Gregorio al Celio“ in Rom legte er 1989 seine erste Profess ab und studierte anschließend Theologie, auch an der Päpstlichen Universität Gregoriana.
Er erwarb 1992 ein Lizentiat in Theologie und 1994 eines in Kirchengeschichte. Zehn Jahre später wurde er mit einer Arbeit über den Heiligen Petrus Damiani promoviert, der selbst Mitglied des Ordens war und bei dem es sich nach Papst Benedikt XVI. um einen „der Protagonisten der mittelalterlichen Kirchengeschichte“ handelte, der „zweifellos der produktivste Schriftsteller des 11. Jahrhunderts“ war. Am 25. April 2001 wurde Fornaciari von Kardinal Achille Silvestrini in der Kirche San Gregorio al Celio in Rom zum Priester geweiht.
Von 2003 bis 2007 war er in Rom Dozent für die Theologie des kontemplativen Lebens am Theologischen Institut Claretianum. 2007 wurde er in Kirchengeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana habilitiert. Danach lehrte er am Institut für Religionswissenschaften „Beato Gregorio X“ in Arezzo und begann 2009 den Kurs über die Geschichte des Mönchtums und des geweihten Lebens in der Toskana.
Dom Roberto Fornaciari hatte innerhalb und außerhalb seines Ordens verschiedenste Positionen und Ämter inne, beispielsweise als Ökonom und Vizeprior sowie als „historischer Berater“ des Dikasteriums der Selig- und Heiligsprechungsprozesse.
Der neue Bischof gilt als Experte für die Geschichte und klösterliche Spiritualität der Neuzeit und Gegenwart sowie für die Geschichte religiöser Orden. Derzeit ist er noch Professor am Höheren Institut für Religionswissenschaft Santa Caterina da Siena in Florenz. Außerdem ist Fornaciari unter anderem Mitglied des Diözesanpriesterrats, seit 2013 Bischofsvikar für das geweihte Leben und Mitglied des Bischofsrates. Zum Zeitpunkt seiner Bischofsernennung war er Oberer seines Klosters Camaldoli.
Fornaciari, der zumeist in Straßenkleidung auftritt, wurde von Papst Franziskus am 11. Juli 2023 zum Bischof ernannt, nachdem er am selben Tag den altersbedingten Rücktritt des Vorgängers Bischof Sebastiano Sanguinetti (78) angenommen hatte.
Der Bischofsweihe vorstehen wird der frühere Abt des Zisterzienserklosters auf der Insel Lerins (1989–1998) und spätere Bischof von Chartres (1998–2005) sowie Erzbischof von Tours (2005–2019), Bernard-Nicolas Aubertin OCist.