Katholische Männer im Aufbruch: Die befreiende Erfahrung von „Exodus 90“

„Exodus 90“-Gruppe auf dem Weg zur Alpspitze in Garmisch-Partenkirchen
Exodus 90

Am 1. Januar 2024 startet eine neue Auflage von „Exodus 90“, einem 90-tägigen spirituellen Programm, in welchem christliche Männer, in Analogie an das Buch Exodus und den Auszug des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens, den eigenen Exodus aus den Anhänglichkeiten an diese Welt angehen. In einer Welt, die von ständiger Ablenkung und Oberflächlichkeit geprägt ist, suchen immer mehr Männer nach einem tieferen Sinn und einer engeren Verbindung zu Gott. Über 100.000 Männer weltweit, darunter 2.000 im deutschen Sprachraum, finden in „Exodus 90“ eine Möglichkeit, mehr christliche Freiheit und Spiritualität in ihrem Leben zu erfahren.

Die Idee entstand im Jahr 2011 aus der Vision eines amerikanischen Priesters, der besonders die Wüstenväter der frühen Kirche und ihre Tradition der Askese verehrte. Er erkannte, dass junge Männer, die sich zum Priestertum berufen fühlen, von weltlichen Versuchungen und Ablenkungen der heutigen Zeit geplagt werden. Vor diesem Hintergrund versammelte er fünf Männer und führte sie durch ein 90 Tage dauerndes Programm, welches Gebet, Askese und regelmäßige Treffen umfasste. Die ersten Teilnehmer bezeichneten das Programm als einen „lebensverändernden Faktor“. Am Ende des ersten Exodus stellte sich die Gruppe schließlich die Frage: „Wenn wir Exodus brauchen, was ist dann mit den anderen Männern?“ Das war der Startpunkt für „Exodus 90“.

Einer dieser Männer war damals James Baxter, der jetzt für „Exodus 90“ verantwortlich ist. Trotz finanzieller Unsicherheit und begrenzter Ressourcen machte er sich daran, „Exodus 90“ aufzubauen. Mit Unterstützung von Freunden, einer Crowdfunding-Aktion zum Sammeln von Spenden sowie hoffnungsvollem Glauben entstand die erste Website, die sich schließlich zu einer umfassenden Plattform mit eigener App für iOS und Android entwickelt hat.

James erinnert sich an die Anfänge: „Wir hatten in unserem ersten Jahr ungefähr 750 Männer, und ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Doch 90 Tage vor Ostern im Januar 2017 kamen in nur wenigen Tagen 1.500 Männer hinzu. Ich dachte, wir seien gehackt worden!“

Was genau ist „Exodus 90“?

Das Programm von „Exodus 90“ beruht auf drei tragenden Säulen: Gebet, Askese und Brüderlichkeit.

Die erste Säule, das Gebet, bildet das Herzstück von „Exodus 90“. Teilnehmer verpflichten sich zu täglicher Gebetszeit mit einer empfohlenen „Holy Hour“ – einen Heiligen Stunde –, die im Bedarfsfall auf eine Mindestdauer von 20 Minuten gekürzt werden kann. Diese Zeit wird auch genutzt, um Schriftstellen aus dem Buch Exodus zu lesen und zu meditieren, sowie für die tägliche Gewissenserforschung. Dieser disziplinierte Ansatz soll dafür sorgen, das geistliche Leben in den Vordergrund zu rücken und Männern dabei zu helfen, verlässliche geistige Anführer für ihre Freunde und Familien zu werden, nach dem Vorbild der „Führung Jesu Christi“. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, diese Säule durch den regelmäßigen Besuch der heiligen Messe zu ergänzen.

Die zweite Säule, Askese, fordert die Teilnehmer heraus, ihre Komfortzone zu verlassen: Die Teilnehmer sollen mindestens sieben Stunden pro Nacht schlafen, mehrmals pro Woche intensiv Sport treiben und kalt duschen. Es geht um den Verzicht auf Konsumgüter und Genussmittel wie Alkohol, Süßigkeiten, Snacks, Limonaden und süße Getränke sowie auf Unterhaltungsmedien und unnötige Kommunikationsmittel. Die Nutzung von Computern und Mobilgeräten wird auf wesentliche Aufgaben beschränkt. Darüber soll mittwochs und freitags gefastet werden, wobei die Nahrungsaufnahme auf eine Hauptmahlzeit und zwei kleinere Mahlzeiten – allesamt fleischlos – beschränkt ist. Die asketische Komponente dient dazu, das Streben nach materiellen Dingen zu verringern und sich stattdessen mit Gott tiefer zu vereinigen.

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Die dritte Säule, Brüderlichkeit, ist im täglichen Leben durch wöchentliche Treffen der „Fraternity“ und regelmäßigen Austausch mit einem festgelegten Anker geprägt. Ein Anker ist ein Teilnehmer, mit dem man sich regelmäßig austauscht, am Besten täglich, und gemeinsame Erfahrungen im Programm miteinander teilt. Diese Beziehungen schaffen eine Ebene der Ehrlichkeit und Verletzlichkeit, die weit über normale „Freundschaften“ hinausgeht.

Um eine „Fraternity“ in der Nähe zu finden, gibt es neuerdings auch eine eigene Website, auf der sich die Teilnehmer „bei einer Fraternity bewerben“ oder selbst eine Gruppe gründen können.

LINK-TIPP: Den „Exodus 90 Gruppenfinder“ finden Sie hier.

Zwei Zeugnisse

Zwei dieser zahlreichen Männer, die an „Exodus 90“ teilgenommen haben, sind Robert Johannigmann und Robert Stärkel.

Robert Johannigmann sagte in seinem Zeugnis: „Die Frage nach meiner geistlichen Berufung kam zum ersten Mal durch ein Beichtgespräch Anfang 2020 in mein Leben.“ Trotz der anfänglichen Zurückhaltung, die durch seine damalige Beziehung bedingt war, öffnete sich Johannigmann nach deren Ende der Möglichkeit, durch „Exodus 90“ eine tiefere Beziehung zu Gott aufzubauen: „Im täglichen Gebet durfte ich die unbeschreibliche Liebe Gottes neu und immer intensiver erfahren und am Vorbild Christi meinem Leben eine neue Richtung geben.“

Durch die Unterstützung der Gemeinschaft innerhalb des Programms fand er die nötige Kraft für seine geistliche Entwicklung: „Eine echte und offene Männertruppe kann einen so richtig aus der Reserve holen.“ Seine Erfahrungen während und nach „Exodus 90“ führten zu einem tiefgreifenden inneren Frieden und Freude, sodass er ein Studium der Theologie beginnen konnte.

Robert Stärkel aus Hannover sprach über die geistige Entwicklung, welche er durch die Teilnahme am Exodus 90 erfuhr. Seit drei Jahren ist er dabei: „Der Exodus 90 ist nicht irgendein Lifestyle-Programm, sondern geht tief hinein in eine Reise zu sich selbst – mit und an Gott gewandt.“ Inmitten einer schweren Krise fand er durch „die Hilfe Gottes, der Mutter Maria und der Engel und Heiligen“ die Kraft, seinen Glauben zu stärken. Er lernte, Gott zu vertrauen. Die Gemeinschaft innerhalb des Exodus 90 bescherte ihm tiefe Freundschaften mit dem Glauben als Fundament.

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Konkret benannte Stärkel, was sich für ihn geändert hat: Er festigte seinen Glauben und übte sich im Fasten und Konsumverzicht, schaffte seinen Fernseher ab und lernte neue Vergebung gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen. Außerdem habe Exodus 90 ihm geholfen, seine Prioritäten neu zu ordnen. Nun verbringe er „mehr und bewusster Zeit mit meinen beiden Kindern“. Stärkel betrachtet Gott als seinen ständigen Begleiter und sieht sich als einen Arbeiter im göttlichen Weinberg, inspiriert von den Worten des Evangeliums: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter.“ Durch „Exodus 90“ erkannte er, dass er „ein geliebtes Kind Gottes“ ist. Diese Erkenntnis werde durch die Gemeinschaft innerhalb der Bruderschaft verstärkt.

„Exodus 90“ bietet einen Wegweiser für christliche Männer zu einer geistigen Entwicklung. Männer wie Johannigmann und Stärkel bezeugen, dass diese gemeinsame Herausforderung nicht nur ihren Glauben vertieft, sondern auch den Weg zu einer geistlichen Berufung ebnen kann. Durch Gebet, Askese und Brüderlichkeit entdecken die Teilnehmer eine neu gefundene Freiheit in Christus.