10 Jahre Evangelii Gaudium: Papst Franziskus ruft auf, Arme in den Mittelpunkt zu stellen

Papst Franziskus
CNA Deutsch / Daniel Ibanez

Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Evangelii Gaudium betonte Papst Franziskus am heutigen Freitag die anhaltende Notwendigkeit, die Armen in den Mittelpunkt zu stellen mit einer aktuellen Botschaft für Teilnehmer einer Konferenz zum Jahrestag.

"Es geht nicht um Politik, Soziologie oder Ideologie, sondern schlicht und einfach um die Forderung des Evangeliums", schreibt er darin laut Vatican News.

Die Herausforderungen und Übel der Welt sollten als Anreiz für Engagement und Eifer betrachtet werden. Franziskus betont, dass die Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Welt einen prophetischen, gegenkulturellen Widerstand erfordert – einen Widerstand gegen ein System, das tötet, ausgrenzt und die Menschenwürde zerstört.

Die Armen spielen dabei eine Schlüsselrolle im Erlösungsweg. Er wiederholt die Bedeutung eines Mentalitätswandels, der die Notwendigkeit unterstreicht, die Armen zu berücksichtigen und die strukturellen Ursachen der Ungleichheit zu bekämpfen. Der Papst fordert, nicht länger auf die "blinden Kräfte und die unsichtbare Hand des Marktes" zu vertrauen.

Dieser Mentalitäts- und Strukturwandel sei entscheidend, um die aktuellen globalen Krisen wie Klima, Gesundheit und Migration anzugehen. Ohne Gleichheit und Inklusion werden Aggression und Krieg weiter gedeihen, warnt der Pontifex.

Erzbischof Rino Fisichella, Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung, beschreibt Evangelii Gaudium laut Vatican News als ein "programmatisches Dokument", das auch zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung "seine ganze treibende und provokative Kraft bewahrt" hat. Es lädt zu einer "neuen Etappe der Evangelisierung" ein und zeigt Wege auf, die "für den Weg der Kirche" zu gehen sind. Er ruft zu einer offenen, missionarischen Kirche und kirchlichen Erneuerung auf.

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Fisichella hebt hervor, dass Evangelii Gaudium die Kirche als "im Aufbruch" beschreibt, was die Verantwortung der Kirche zur Evangelisierung unterstreicht. Er warnt vor den Gefahren des Individualismus in der digitalen Kultur, der das menschliche Verhalten verändert und eine "der größten Gefahren in der Evangelisierung" darstellt.

Aufruf zur missionarischen Kirche 

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Wie wichtig Evangelii Gaudium zum Verständnis dieses Pontifikates ist, zeigt auch, dass es oft — fälschlicherweise — als Enzyklika bezeichnet wird.

Das apostolische Schreiben von Papst Franziskus, veröffentlicht am 24. November 2013, besteht aus etwa 224 Seiten und ist in fünf Kapitel gegliedert.

Es behandelt Themen wie die sozialen Herausforderungen der Welt, die Verkündigung des Evangeliums, die soziale Dimension der Evangelisierung und die Geistlichkeit. Das Schreiben ruft zu einer erneuerten und missionarischen Kirche auf und legt besonderen Fokus auf Themen wie Armut, Ungleichheit und die Notwendigkeit eines inklusiven Wachstums.

Die Reaktionen auf Evangelii Gaudium waren vielfältig. Viele sahen das Schreiben als radikale Aufforderung zu sozialer Gerechtigkeit und als Kritik an globaler Ungleichheit und kapitalistischen Exzessen. Es wurde sowohl innerhalb der katholischen Kirche als auch in der breiteren Öffentlichkeit diskutiert.