Schewtschuk: Keine Segnung homosexueller Paare in katholischen Ostkirchen

Papst Franziskus und Erzbischof Swiatoslaw Schewtschuk.
Mazur/cbcew.org.uk/Olexander Gavrik via Wikimedia (CC BY-SA 4.0).

Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hat erklärt, dass der Vorstoß des Vatikans zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht für die katholischen Ostkirchen gilt. 

Groß-Erzbischof Swiatoslaw Schewtschuk sagte, seine Stellungnahme sei eine Antwort auf zahlreiche Appelle von Bischöfen, Geistlichen, Mönchen, kirchlichen Bewegungen und einzelnen Laien der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.

Warnung vor Verzerrung des Wortes Gottes

Laut einer Online-Übersetzung seiner Erklärung aus dem Ukrainischen sagte Schewtschuk: "Nach Rücksprache mit einschlägigen Experten und zuständigen Institutionen möchte ich Sie über Folgendes informieren: Die oben erwähnte Erklärung interpretiert die pastorale Bedeutung von Segnungen in der lateinischen Kirche, nicht in den katholischen Ostkirchen", sagte der Erzbischof und bezog sich dabei auf Fiducia Supplicans.

"Sie befasst sich nicht mit Fragen des katholischen Glaubens oder der Moral, bezieht sich nicht auf irgendwelche Vorschriften des Kanonischen Kodex für die Ostkirchen und erwähnt keine östlichen Christen. Daher ist auf der Grundlage von can. 1492 des KKK gilt diese Erklärung ausschließlich für die lateinische Kirche und hat keine Rechtskraft für die Gläubigen der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche", sagte er.

Die 23 katholischen Ostkirchen haben alle einen gemeinsamen Kodex des Kirchenrechts, der von dem der lateinischen Kirche getrennt ist.

"Die ukrainische griechisch-katholische Kirche ist eine der katholischen Ostkirchen und hat daher ihr eigenes liturgisches, theologisches, kanonisches und spirituelles Erbe, das alle Gläubigen zu beachten und zu pflegen haben", sagte Shevchuk.

Er sagte, dass in diesem Kontext die Bedeutung des Wortes "Segen" in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche eine andere Bedeutung habe als in der lateinischen Kirche.

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Schewtschuk sagte, dass nach der liturgischen Praxis in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche "der Segen eines Priesters oder Bischofs eine liturgische Geste ist, die nicht vom übrigen Inhalt der liturgischen Riten getrennt und nur auf die Umstände und Bedürfnisse der privaten Frömmigkeit reduziert werden kann (Katechismus der UGCC "Christus ist unser Pascha", Abs. 505-509)."

"Nach den Traditionen des byzantinischen Ritus bedeutet der Begriff 'Segen' die Zustimmung, Erlaubnis oder sogar einen Befehl für eine bestimmte Art von Handlung, Gebet und asketischen Praktiken, einschließlich bestimmter Arten von Fasten und Gebet", fügte er hinzu.

Schewtschuk sagte, dass der Segen eines Priesters "immer eine evangelisierende und katechetische Dimension hat" und fügte hinzu, dass ein Segen "in keiner Weise der Lehre der katholischen Kirche über die Familie als eine treue, unauflösliche und fruchtbare Vereinigung der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau widersprechen kann, die unser Herr Jesus Christus zur Würde des heiligen Ehesakraments erhoben hat."

"Die pastorale Urteilskraft drängt uns, zweideutige Gesten, Ausdrücke und Konzepte zu vermeiden, die das Wort Gottes und die Lehre der Kirche verzerren oder falsch darstellen würden", sagte er.

Wachsender Widerstand

Die auf italienisch geschriebene Erklärung des Vatikans mit dem lateinischen Titel Fiducia Supplicans wurde am Montag veröffentlicht. Sie vermeidet einerseits, der bisherigen Lehre der Kirche zu widersprechen und räumt sogar ein, dass es keine liturgischen Segnungen homosexueller Verbindungen geben kann.

Der Text erlaubt jedoch wörtlich „spontane“ Segnungen für „gleichgeschlechtliche Paare“, die „keine Legitimation für ihren eigenen Status beanspruchen, sondern darum bitten, dass alles, was in ihrem Leben und in ihren Beziehungen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird.“

Der Erklärung zufolge ist dies „eine echte Weiterentwicklung dessen, was im Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über Segnungen gesagt wurde.“

In einem neuen Interview sagte Kardinal Fernandez, es werde zwar das Paar gesegnet, aber nicht die Verbindung zwischen den beiden. Deshalb ändere sein Vorstoß auch nicht die Lehre der Kirche. 

Fernandez wörtlich: „Paare werden gesegnet. Die Verbindung wird nicht gesegnet, aus den Gründen, die in der Erklärung wiederholt über die wahre Bedeutung der christlichen Ehe und der sexuellen Beziehungen erläutert werden.“ 

Tatsächlich bestreiten Theologen diese These: Helmut Hoping etwa bezeichnete in der Tagespost die Trennung von liturgischen und pastoralen Formen des Segens als „kunstvollen Trick“. Hier werde Kontinuität vorgetäuscht, wo es keine gebe, warnte Hoping.

Gleichzeitig weigert sich eine wachsende Zahl von Bischöfen, die „Erklärung“ umzusetzen, während andere debattieren, was damit konkret gemeint ist.

Bischöfe in mehreren anderen Ländern haben in den vergangenen Tagen die Möglichkeit der Segnung homosexueller Paare in ihrem Zuständigkeitsbereich ausgeschlossen. Dazu gehören die Bischofskonferenzen in Malawi, Sambia, Simbabwe und Kamerun, die eine Umsetzung von Fiducia Supplicans strikt ablehnen.

Die Erzdiözese Astana, Kasachstan, lehnte ebenfalls jede Umsetzung ab. 

In vielen weiteren Ländern wie den Vereinigten Staaten, den Philippinen, der Ukraine, Ghana, Kenia und anderen mahnten die Bischöfe zur Vorsicht bei der Umsetzung des Dokuments, um jegliche Verwirrung zu vermeiden, die dazu führen könnte, dass Menschen fälschlicherweise glauben, die Kirche erlaube homosexuelle Aktivitäten.

Ob damit „spontane Segnungen“ überhaupt in einer Weise möglich sind, wie sie der Vorstoß von Papst Franziskus und Kardinal Fernandez beschreibt: Das wird innerkirchlich stark bezweifelt und debattiert.

Bislang haben nur einige Bischöfe in Mittel- und Westeuropa den Vorstoß aus dem Vatikan begrüßt, darunter aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Dort werden jedoch bereits homosexuelle Verbindungen auf eine Weise gesegnet, die der Vatikan mit seinem Schreiben explizit verbietet, und der deutsche Synodale Weg aber fordert und umsetzen will: Als liturgische Handlungen. 

Darüber will der Leiter der Glaubensbehörde nun vor Ort in Deutschland mit den Bischöfen sprechen.  

Übersetzt,ergänzt und redigiert aus dem Original der Partneragentur CNA.

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