Krankheit und Lourdes: Ein Weg der Heiligung, nicht immer der Heilung

Gebetsandacht mit Kerzen: Wallfahrer am Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes in Frankreich
Gebetsandacht mit Kerzen: Wallfahrer am Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes in Frankreich
Courtney Mares / CNA Deutsch
Unsere Liebe Frau von Lourdes
Unsere Liebe Frau von Lourdes
CNA/Daniel Ibanez
Blick auf die Rosenkranz-Basilika und die Türme der „Oberen Basilika“ von Lourdes
Blick auf die Rosenkranz-Basilika und die Türme der „Oberen Basilika“ von Lourdes
stibou5 via Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Über 7.000 Menschen haben berichtet, dass sie aufgrund einer Wallfahrt zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes in Frankreich eine körperliche Heilung erfahren haben, aber was ist mit den Millionen anderen, die die Grotte von Lourdes besuchen und sie wieder verlassen, ohne eine wundersame Genesung zu erfahren?

Dies war der Fall bei einem 54-jährigen Mann, der aus England nach Lourdes kam. Die Ärzte hatten ihm noch drei Monate zu leben gegeben und er kam mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in seinem letzten Monat am Marienwallfahrtsort an.

Als er ankam, sagte er zu den Freiwilligen im Heiligtum: „Ich möchte geheilt werden“ und „Ich muss leben!“

Die Freiwilligen begleiteten den Mann und seine Familie während ihrer Pilgerreise nach Lourdes, brachten ihn zur eucharistischen Prozession, ermutigten seine Familie, gemeinsam in den Bädern zu beten, und luden ihn ein, eine Beichte abzulegen.

„Aber ich habe seit 25 Jahren nicht mehr gebeichtet“, widersprach er zunächst.

Nach einer kleinen Ermutigung ging der Mann zum Sakrament und war danach voller Freude. „Ich fühle mich so rein und so glücklich“, sagte er.

Ein Pilger im Heiligtum der Muttergottes von Lourdes in Frankreich. Quelle: Courtney Mares/CNA Deutsch

Am letzten Tag der Pilgerreise bemerkten die Freiwilligen eine Veränderung an dem Mann. Er schien viel ruhiger geworden zu sein. Er sagte, dass sich sein Gebet von „Ich möchte geheilt werden“ zu „Dein Wille geschehe“ verändert hatte.

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„Jetzt bin ich bereit zu gehen“, sagte er. „Und alles, was ich sagen kann, ist ‚Dein Wille geschehe‘. Und wenn ich sterbe, gehe ich in Herrlichkeit.“

Zwei Wochen später starb der Mann. Seine Frau sagte, dass der Mann in seinen letzten zwei Wochen so glücklich war und all seinen Freunden immer wieder sagte: „Lourdes war das größte Geschenk, das ich in meinem Leben erhalten habe.“

Die Geschichte des Mannes wurde von Jay und Aruna Perumal erzählt, einem katholischen Ehepaar aus Kanada, das seit über 20 Jahren als Freiwillige in Lourdes tätig ist.


Pilger zünden Kerzen im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes in Frankreich an. Quelle: Courtney Mares/CNA Deutsch

„Viele Menschen kommen hierher nach Lourdes und erwarten Wunder“, sagte Jay gegenüber CNA.

„Deshalb sagen wir ihnen immer: ‚Schauen Sie, es ist ein Prozess. Zuerst gehen Sie hin und reinigen sich durch eine Beichte. Dann gehen Sie zur Grotte und beten dort. Wenn Sie können, gehen Sie auf den Berg, um den Kreuzweg zu beten ... und dann nehmen Sie ein Bad ... und begeben sich in die Hände von Mutter Maria‘“, fuhr er fort.

„Und wir haben festgestellt, dass alle, die diesen Prozess durchlaufen und ihn richtig durchgeführt haben, vielleicht nicht körperlich geheilt wurden, aber sie wurden entweder geistig, spirituell oder körperlich geheilt. ... Sie sind völlig andere Menschen als die, die sie waren, als sie hierher kamen.“


Jay und Aruna Perumal in Lourdes. Quelle: Courtney Mares/CNA Deutsch

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Bischof Jean-Marc Micas von Tarbes und Lourdes ist ebenfalls der Meinung, dass die spirituelle Heilung durch die Vergebung der Sünden im Mittelpunkt der Botschaft von Lourdes steht.

„Dies ist die Heilung, die Gott allen Menschen anbieten möchte. Die Heilung der Seele, des Herzens und des Willens“, sagte der Bischof.

Das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes ist einer der meistbesuchten religiösen Wallfahrtsorte der Welt und zieht jedes Jahr über 5 Millionen Besucher an. Es ist der Ort, an dem die junge Bernadette Soubirous 18 Marienerscheinungen erlebte, beginnend mit dem 11. Februar 1858.

Während der neunten Erscheinung sagte die Heilige Jungfrau Maria zu Bernadette: „Geh und trinke an der Quelle und wasche dich dort.“ Die wundersame Quelle, die erschien, nachdem Bernadette demütig mit ihren Händen in der Erde gegraben hatte, führte 1858 in Anwesenheit von über 1.500 Menschen zur Heilung einer Frau mit einer gelähmten Hand.

Die Statue Unserer Lieben Frau von Lourdes im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes in Frankreich. Quelle: Courtney Mares/CNA Deutsch

Seitdem haben die Ärzte des Internationalen Medizinischen Komitees von Lourdes 70 medizinische Heilungen aus der Quelle als „unerklärlich auf der Grundlage des aktuellen medizinischen Wissens“ bestätigt. Das jüngste medizinische Wunder in Lourdes ereignete sich 2008, als Schwester Bernadette Moriau von einer vollständigen Lähmung infolge des Cauda-Equina-Syndroms, einer Störung der Nerven und der unteren Wirbelsäule, geheilt wurde.

Wenn er Besucher zu den Bädern in Lourdes begleitet, weist Jay darauf hin, dass die Worte der Jungfrau Maria „Geh und trinke an der Quelle und wasche dich dort“ auch eine spirituelle Bedeutung haben.

„Sie fordert uns auf, zur Quelle zu gehen, die ihr Sohn Jesus ist, und sich durch ihn zu reinigen und seine Barmherzigkeit in der Beichte zu erlangen“, sagte er. „Sie gab ein Zeichen, um zu zeigen, dass man zur Beichte gehen und sich reinigen sollte.“

Der Marienwallfahrtsort legt einen Schwerpunkt auf das Sakrament der Versöhnung und bietet Beichtgelegenheiten in Französisch, Deutsch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Niederländisch und anderen Sprachen an, um der Bitte Unserer Lieben Frau von Lourdes an Bernadette nachzukommen, für die Bekehrung der Sünder zu beten.

Wenn man die Messe in Lourdes besucht, ist es nicht ungewöhnlich, dass die Kapläne und Freiwilligen die Menschen auffordern, während ihrer Pilgerreise eine Beichte abzulegen, manchmal mit dem Satz: „Keine Pilgerreise nach Lourdes ist vollständig, ohne eine Beichte abzulegen.“


Bischof Jean-Marc Micas von Tarbes und Lourdes. Quelle: Courtney Mares/CNA Deutsch

Bischof Micas sagte, dass die Priester, die Lourdes besuchen, auch Erneuerung und Heilung in ihrem priesterlichen Dienst erfahren, wenn sie den ganzen Tag über das Sakrament der Versöhnung spenden.

Priester, die nach Lourdes kommen und die Beichte abnehmen, machen oft die Erfahrung, von „Menschen zu hören, die seit Jahren nicht mehr gebeichtet haben“, sagte Micas.

„Das Leben der Priester, die in diesem Dienst stehen, wird durch diesen Dienst verändert“, fügte der Bischof hinzu. „Ich sehe hier in Lourdes Priester, die durch den Dienst an diesem besonderen Sakrament selbst geheilt werden.“

„Die Erfahrung von Bernadette in der Grotte von Massabielle und die Botschaft ... von der Jungfrau Maria ... für die Kirche und für die Welt, berührt das Herz und die Erfahrung und das Leben eines jeden, überall“, sagte Micas.

Kardinal Bechara Boutros Rai, das Oberhaupt der maronitischen katholischen Kirche, hat auf der Website des Wallfahrtsortes ein Zeugnis über die Kraft der Botschaft von Lourdes abgelegt.

„In Lourdes ist Heilung auf körperlicher, geistiger und moralischer Ebene möglich. Aber was Christus sich vor allem für jeden von uns wünscht, ist geistige Heilung“, sagte der Kardinal. „Wir sind alle krank in unseren Herzen. Geistige Krankheit ist Sünde. Wir alle müssen geheilt werden.“

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.