Erfurter Bischof Neymeyr erklärt, was Papst Franziskus mit „Mut zur weißen Fahne“ meinte

Bischof Ulrich Meymeyr im Interview mit dem MDR.
Screenshot MDR

Die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine haben weltweit für Diskussionen gesorgt. Für den Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ist die Ansicht, der Pontifex habe zur Kapitulation der Ukraine aufgerufen, eine Fehlinterpretation, wie er am Montag in einem Interview mit dem MDR erklärte.

„Das Bild von der weißen Fahne ist ihm von dem Journalisten in den Mund gelegt worden“, so Neymeyr. Dabei habe der Papst an einer anderen Stelle des Interviews gesagt, dass es ihm „um Verhandlungen geht und die Kapitulation eben keine Verhandlung ist“.

Papst Franziskus hatte in einem Interview, das der Schweizer Fernsehsender RSI im vergangenen Monat aufgezeichnet hatte, vom „Mut zur weißen Fahne“ gesprochen. Teile des Interviews wurden am vergangenen Samstag veröffentlicht.

Der Papst mahne zu Verhandlungen: „Vor allem geht es ihm darum, dass der Krieg ein Ende hat, dass die Waffen schweigen und dass die Gesundheit und das Leben von Menschen nicht mehr auf dem Spiel stehen“.

Irritierend sei allerdings, dass im Papst-Interview ein Appell an den „Aggressor“ Putin gefehlt habe: „Ja, darüber denken wir bei uns auch nach, darüber sind manche bei uns irritiert, dass der Papst gewissermaßen einseitig Verhandlungen fordert, nur von der Ukraine.“

Neymeyr vermutet, dass der Papst von dem Gedanken geleitet war, „Russland nicht die Tür zuzuschlagen“: „Er hat sich sogar selbst als Verhandlungsführer angeboten.“

Auf die Frage, ob er sich von Papst Franziskus noch gut geführt fühle, antwortete der Bischof: „Er bringt eine gewisse südamerikanische Spontaneität mit, die auch unserer Kirche sehr gut tut. Das hat aber zur Folge, dass er in solchen Interviews auch sehr frei spricht, auch sehr biblisch inspiriert.“

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