„Kirche hat auch auf die harte Tour gelernt“: Kardinal Fernández stellt Dignitas infinita vor

Kardinal Víctor Manuel Fernández
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Kardinal Víctor Manuel Fernández, der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die Glaubenslehre, hat am Montag erklärt, das neue Dokument seiner Behörde über die Menschenwürde spiegele ebenso sehr das pastorale Denken von Papst Franziskus zu Themen wie Abtreibung, Euthanasie, Leihmutterschaft und Gender-Ideologie wider, wie es eine Zusammenfassung der kirchlichen Lehre sei.

In diesem Dokument geht es darum, „hier zu sammeln und zu konsolidieren, was die letzten Päpste zu diesem großen Thema gesagt haben, und die Neuerungen, die der jetzige Papst anbietet, zusammenzufassen“, sagte Fernández während einer Pressekonferenz im Vatikan anlässlich der Veröffentlichung des neuen Dokuments mit dem Titel Dignitas infinita.

„Die Kirche hat auch auf die harte Tour gelernt und ist durch schwierige Phasen gegangen“, fügte er hinzu. „Sie hat auch gelernt, mit der Welt zu sprechen, indem sie auf die Gesellschaft hört.“

In dem neuen Dokument heißt es: „Das kirchliche Lehramt selbst hat mit immer größerer Einsicht die Bedeutung dieser Würde eingedenk der damit verbundenen Erfordernisse und Konsequenzen erkannt und ist zur Erkenntnis gelangt, dass die Würde eines jeden Menschen über alle Umstände hinweg dieselbe ist.“

Gleichzeitig, so Fernández, spiegele das Dokument die pastoralen Prioritäten von Papst Franziskus wider. Das Thema der Menschenwürde sei „so präsent in den Gedanken von Papst Franziskus“ sowie „in seinen Haltungen, in seiner Art, die Kranken, die Kriminellen, die Vergessenen zu behandeln, in der Art, wie er zuhört“.

Fernández begann die Pressekonferenz am Montagmittag mit einer ausführlichen Verteidigung des umstrittenen Dokuments Fiducia supplicans vom vergangenen Dezember, das zu einer Quelle der Spaltung innerhalb der Kirche geworden ist. Er wies darauf hin, das Dokument habe mehr als „sieben Milliarden Aufrufe im Internet“ erhalten, was darauf schließen lasse, dass es das meistgesehene Dokument des Vatikans sei. Dann verwies er auf eine italienische Umfrage, die nicht genannt und nicht veröffentlicht wurde, wonach 75 Prozent der Menschen unter 35 Jahren das Dokument unterstützen, das die „spontane“ (nicht-liturgische) Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sowie von Paaren in „irregulären“ Situationen erlauben will.

Auf die Frage, warum er seine Pressekonferenz mit der Diskussion über Fiducia supplicans begann, sagte Fernández, dass „ich in den letzten Tagen von vielen Menschen innerhalb und außerhalb des Vatikans gesagt bekommen habe, dass [die Rede] nicht so gehalten werden kann, als ob nichts geschehen wäre. Und dann habe ich akzeptiert, was sie mir dort gesagt haben, und ich habe die Rede damit erweitert.“

Dignitas infinita war in den letzten fünf Jahren in Arbeit, wurde aber nach den Rückmeldungen von „verschiedenen Experten“, die sich am 4. Oktober 2021 trafen, erheblich überarbeitet. Papst Franziskus billigte das Dokument am 25. März 2024 und ordnete anschließend seine Veröffentlichung an.

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Das Dokument ist unmissverständlich in seiner Verurteilung der Abtreibung und stellt fest, dass die „Billigung der Abtreibung in Gesinnung, Gewohnheit und selbst im Gesetz“ ein „beredtes Zeichen für eine sehr gefährliche Krise des sittlichen Bewusstseins“ sei.

Das Dokument behandelt auch eine Reihe neuer Themen, darunter die Leihmutterschaft, welche die Würde sowohl der Mutter als auch des Kindes „verletzt“, das „zu einem bloßen Objekt“ werde, sowie die „Gender-Theorie“, die es als „sehr gefährlich“ bezeichnet.

Zur Gender-Ideologie heißt es: „Über sich selbst verfügen zu wollen, wie es die Gender-Theorie vorschreibt, bedeutet ungeachtet dieser grundlegenden Wahrheit des menschlichen Lebens als Gabe nichts anderes, als der uralten Versuchung des Menschen nachzugeben, sich selbst zu Gott zu machen und in Konkurrenz zu dem wahren Gott der Liebe zu treten, den uns das Evangelium offenbart.“

In Bezug auf die Geschlechtsumwandlung heißt es in dem Dokument: „Daraus folgt, dass jeder geschlechtsverändernde Eingriff in der Regel die Gefahr birgt, die einzigartige Würde zu bedrohen, die ein Mensch vom Moment der Empfängnis an besitzt.“

Fernández wiederholte diesen Punkt während der Pressekonferenz und wies darauf hin, dass das Dokument das Thema Geschlechtsumwandlung anspreche und darüber reflektiere, wie wichtig es sei, „die Wahrheit so zu akzeptieren, wie sie ist“. Er wies auf den gesellschaftlich weit verbreiteten Glauben hin, dass der Mensch „allmächtig“ sei und „denkt, dass er mit seinem Verstand und seinem Willen in der Lage ist, alles zu erschaffen, als ob es nichts gäbe, was vor ihm da war, als ob es keine Realität gäbe, die ihm gegeben wurde“.

Zur Frage der Geschlechtsumwandlung merkte er an, dass es zwar „ein tieferes Problem“ gebe, das „nicht gesehen“ werde, aber es gebe „pastorale Konsequenzen, das Prinzip, jeden willkommen zu heißen, das in den Worten von Papst Franziskus deutlich wird. Er sagt es immer: jeder, jeder.“

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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