Papst Franziskus in Verona: „Die Welt muss auf die Frauen schauen, um Frieden zu finden“

Papst Franziskus bei der Veranstaltung „Arena des Friedens“ am 18. Mai 2024 in Verona
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Bei einer Veranstaltung im norditalienischen Verona zum Thema Frieden hat Papst Franziskus vor rund 12.000 Menschen betont: „Die Welt muss auf die Frauen schauen, um Frieden zu finden.“

„Der Friede wird niemals die Frucht von Misstrauen, von Mauern, von aufeinander gerichteten Waffen sein“, erläuterte der Pontifex. „Säen wir nicht Tod, Zerstörung, Angst. Lasst uns Hoffnung säen! Das ist es, was auch Sie tun, in dieser Arena des Friedens. Geben Sie nicht auf. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Werden Sie nicht zu Zuschauern des so genannten ‚unvermeidlichen‘ Krieges. Wie Bischof Tonino Bello zu sagen pflegte: ‚Steht auf, ihr Erbauer des Friedens!‘“

Bei der sogenannten „Arena des Friedens“ ging Franziskus auch auf einige Fragen ein, die von verschiedenen Vertretern der Arbeitskreise im Rahmen der Veranstaltung formuliert worden waren.

So sagte er, man müsse, „um allen Formen von Krieg und Gewalt ein Ende zu setzen, den Kleinen beistehen, ihre Würde achten, ihnen zuhören und dafür sorgen, dass ihre Stimmen ungefiltert gehört werden können. Lernen Sie die Kleinen kennen und teilen Sie ihren Schmerz.“

Papst Franziskus sprach von einer „Umkehr, die unser Leben und die Welt verändert. Eine Umkehr, die uns alle als Einzelne betrifft, aber auch als Mitglieder der Gemeinschaften, Bewegungen, Vereine, denen wir angehören, und als Bürger. Und sie betrifft auch die Institutionen, die diesem Umkehrprozess nicht äußerlich oder fremd gegenüberstehen.“

„Der erste Schritt besteht darin, anzuerkennen, dass wir nicht im Mittelpunkt stehen, auch nicht unsere Ideen und Visionen“, sagte er. „Und dann zu akzeptieren, dass unsere Lebensweise unweigerlich beeinflusst und verändert werden wird. Wenn wir an der Seite der Kleinen stehen, sind wir ‚unbequem‘. Das Gehen mit ihnen zwingt uns, den Schritt zu ändern, zu überprüfen, was wir in unserem Rucksack tragen, uns von vielen Gewichten und Ballasten zu befreien und Platz für Neues zu schaffen. Es ist also wichtig, all dies nicht als Verlust zu erleben, sondern als Bereicherung, als weise Beschneidung, die das Leblose entfernt und das Verheißungsvolle stärkt.“

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Zudem forderte der Papst „ein ‚Dorf‘ der Bildung“, wobei „der Mensch in der Gemeinschaft immer im Mittelpunkt steht, in einem Netz gegenseitiger Bindungen, das von Brüderlichkeit, Solidarität und Dienst genährt wird. Dies ist eine Aufgabe, die Erwachsene und junge Menschen gemeinsam betrifft.“

Es gebe „heute starke Bestrebungen, den Menschen auf einige wenige Dimensionen zu reduzieren, die oft mit der Logik der Nützlichkeit, des Gewinns und der narzisstischen Selbstbestätigung verbunden sind“, beklagte Franziskus. „Die gesamte Wirklichkeit ist fragmentiert, und die Spezialisierung lässt uns den Blick für das große Ganze und den Horizont verlieren, ebenso wie das Bewusstsein für die Folgen der getroffenen Entscheidungen.“

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„Wir sind jedoch nicht mit einer unausweichlichen Tatsache konfrontiert“, ergänzte er. „Der Wandel ist möglich, aber er erfordert, dass wir die zerrissenen Bande neu knüpfen und ein gesundes Vertrauen in unsere Möglichkeiten zurückgewinnen. Dies ist eine Herausforderung für alle Pädagogen: jungen Menschen Vertrauen zu geben, ein Vertrauen, das in der Entdeckung verwurzelt ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, einer Geschichte, einer gemeinsamen Zukunft.“

Der Pontifex ging auf den Begriff „Entschleunigung“ ein als „eine Aufforderung, unsere Erwartungen und Handlungen neu zu kalibrieren, indem wir einen tieferen und weiteren Horizont annehmen. […] Die Revolution, die es zu vollziehen gilt, besteht darin, die Existenz von Rhythmen und deren Grenzen, die unserem Menschsein eingeschrieben sind, neu zu erkennen. Erkennen Sie sie an und respektieren Sie sie weise.“

„Die große Herausforderung, vor der wir stehen, besteht darin, gegen den Strom zu schwimmen, um diese natürlichen Rhythmen wiederzuentdecken und zu bewahren“, sagte Papst Franziskus. „Um dies tun zu können, ist es wichtig, die Kontexte zu schaffen, in denen dies erfahrbar wird, also Beziehungen und Orte. Und wir müssen nicht alles von Grund auf neu erfinden. Im Gegenteil, in vielen anderen Kulturen können wir Schätze an Weisheit und Erfahrung finden, aus denen wir schöpfen können.“

Nach der Veranstaltung „Arena des Friedens“ steht für Papst Franziskus eine Begegnung mit Häftlingen auf dem Programm, mit denen er auch sein Mittagessen einnehmen wird. Um 15 Uhr feiert der Papst dann eine Messe im Stadio Marcantonio Bentegodi, bevor er sich per Hubschrauber zurück in den Vatikan begibt.