Entschiedener Gegner des Modernismus: Vor 70 Jahren wurde Pius X. heiliggesprochen

Heiliger Papst Pius X.
Gemeinfrei

Am heutigen Tag jährt sich zum 70. Mal die Heiligsprechung von Papst Pius X. Es war am 29. Mai 1954 die erste Heiligsprechung eines Papstes seit rund 250 Jahren. Pius X. war ein entschlossener Gegner des Modernismus in der Kirche – eine Strömung, die bis heute relevant ist.

„Ich denke, die größte Reform unserer Zeit war jene, die vom hl. Pius X. ausgeführt wurde. Sie überbietet alles, was das Zweite Vatikanische Konzil, mag es auch nötig sein, erreichen wird“, schrieb der berühmte Schriftsteller Tolkien über den Papst.

Pius X. – mit bürgerlichem Namen Giuseppe Sarto – wurde als Sohn eines Briefträgers im Habsburgerreich im heutigen Norditalien geboren. In seiner Kindheit war er ein begeisterter Ministrant, was seinen Ortspfarrer dazu veranlasste, ihm einen freien Platz im Priesterseminar von Padua zu verschaffen.

1858 wurde Sarto zum Priester geweiht und wirkte zunächst als Kaplan in Tombolo, wo er sich bei den Gläubigen großer Beliebtheit erfreute. Als Pfarrer von Salzano half er den Bedürftigen während einer Choleraepidemie und verschenkte seine Pfarreinkünfte an die Armen. Später wurde er Bischof von Treviso, dann Patriarch von Venedig.

Nach dem Tod von Leo XIII. trat im Vatikan das Konklave zusammen, um einen neuen Papst zu wählen. Erster Favorit war Kardinal Rampolla. Ein Veto des Habsburger-Kaisers verhinderte jedoch seine Wahl. Die Wahl fiel dann auf Sarto.

Mit Tränen in den Augen soll er damals die Kardinäle gebeten haben, von seiner Wahl abzusehen, da er dem Amt nicht gewachsen sei. Seinen Namen wählte er bewusst, um sich von seinem Vorgänger abzugrenzen, dessen Öffnung zur Moderne zu leichtsinnig gewesen sei.

Pius machte sich vor allem durch seine Reformen in der Liturgie, die Wiedereinführung des gregorianischen Gesangs und die Vereinfachung des Breviers für die ganze Kirche einen Namen. Außerdem rief Sarto die Laien im Rahmen der Katholischen Aktion zu sozialen Aktionsprogrammen auf.

Über dem Wirken von Pius X. stand das Motto: Instaurare omnia in Christo (Alles in Christus erneuern).
Neben einer Kurienreform veröffentlichte er drei Kerndokumente gegen die modernistische Irrlehre, die er als „Zusammenfassung aller Häresien“ bezeichnete: das Dekret Lamentabili (1907), die Enzyklika Pascendi (1907) und das Motuproprio Sacrorum Antistitum mit dem Antimodernisteneid (1910).

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In seinem Hauptwerk „Pascendi“ thematisiert Pius X. die Auffassung von Kirche seitens der Modernisten und differenziert zwischen zwei Ansichten: Die eine Auffassung beschreibt die Kirche als eine Gemeinschaft von Menschen, die eine subjektive, besondere Erfahrung der Religion gemacht haben und diesen subjektiven Glauben anderen mitteilen. Die andere Auffassung von Kirche sei eine kollektive Genossenschaft als Gemeinbewusstsein, deren Aufgabe es sei, das gemeinsame Gut zu schützen und zu verwalten. Diese Auffassungen werden von ihm als „Phantasiegebilde der Modernistenschule von der Kirche“ bezeichnet.

So verstünden die Modernisten den katholischen Glauben als „eine Art unmittelbare Ergriffenheit Intuition des Herzens“. Durch sie käme „der Mensch unmittelbar zur Realität Gottes und schöpft daraus eine so feste Überzeugung von der Existenz und inner- wie außermenschlichen Wirksamkeit Gottes, dass sie alle wissenschaftliche Überzeugung weit übertrifft“.

Vielmehr stelle jedoch die Zustimmung der Vernunft den zentralen Kern des Glaubensaktes dar.

Auch hinsichtlich der Beziehung zwischen Staat und Kirche äußerte sich Pius X. dahingehend, dass die Modernisten eine strenge Trennung zwischen Staat und Kirche forderten. Folglich wäre jeder Bürger und Katholik gemäß modernistischer Auffassung dazu berechtigt, das zu tun, „was er für den Staatsvorteil förderlich ansieht“.

Insgesamt verwarf Pius X. 65 Lehrmeinungen und stellte insbesondere die historisch-kritische Exegese unter die Aufsicht des Lehramtes. So betonte er die Irrtumslosigkeit der Bibel und verurteilte eine evolutionistische Sicht des katholischen Glaubens.

Heiligsprechung

1954 sprach Pius XII. seinen Vorgänger Pius X. heilig und lobte dabei seine exakte Diagnose der Irrtümer der Zeit.

Er sei ein „Verteidiger des Glaubens, Herold der ewigen Wahrheit, Hüter der heiligsten Traditionen“ gewesen und habe „einen feinen Sinn für die Bedürfnisse, Sehnsüchte und die Energien seiner Zeit“ offenbart. „Daher gehört er zu den glorreichsten Päpsten, die auf Erden die treuen Sachverwalter der Schlüssel des Himmelreichs sind und denen die Menschheit jedes Voranschreiten auf dem rechten Wege und jeden wahren Fortschritt verdankt.“

„Man muss anerkennen, dass die Klarheit und Festigkeit, mit der Pius X. den erfolgreichen Kampf gegen die Irrtümer des Modernismus führte, bezeugen, zu welchem heroischen Grad die Tugend des Glaubens in seinem Herzen, dem Herzen eines Heiligen, brannte“, sagte Pius XII bei der Heiligsprechung.