Theologenkonferenz in Rom übt Kritik an deutschem Synodalen Weg

Am 31. Mai 2024 fand in Rom ein Symposium zum Thema "Erneuerung der Kirche" statt.
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

Am Freitagnachmittag fand in Rom ein Symposium unter dem Titel „Die Erneuerung der Kirche“ statt. Bei der Veranstaltung im Patristischen Institut Augustinianum traten neben dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB auch Julia Denzel von der „Jugend 2000“, Professor Elmar Nass und Professor Franz-Josef Bormann als Referenten auf.

Das Symposium wurde von der „Societas Theologiae Ecclesiasticae“ (STE) organisiert, die zum deutschen Verein „Fundatio Christiana Virtus e.V.“ gehört.

Die STE weiß sich nach eigenen Angaben „der objektiven Dimension der Theologie verpflichtet; ihr Bezugspunkt ist die in Jesus Christus geoffenbarte Wahrheit (Joh 14,6). Sie wird durch Schrift und Tradition erkennbar, durch das authentische Lehramt ausgelegt und von der Theologie ergründet.“

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV übertrug die Veranstaltung live, die Aufzeichnung des Symposiums ist online abrufbar

Bischof Hanke: Mönche als „Influencer“

„Die Erneuerung der Kirche setzt die Erneuerung des Glaubens voraus“, betonte Markus Graulich SDB bei der Begrüßung. Er erinnerte an eine berühmte Anekdote, als Mutter Teresa auf die Frage, was sich an der Kirche ändern müsse, einem Journalisten geantwortet hatte: „Sie und ich.“

Im ersten Vortrag sprach Bischof Gregor Maria Hanke über die Rolle des Mönchtums bei der Erneuerung der Kirche. Die ersten Mönche wurden zu „Influencern“ für Kirche und Gesellschaft, so Hanke. „In der ausgehenden Antike inmitten einer zerfallenden Gesellschaft vermochte es der Kirche und der Gesellschaft Orientierung zu geben, es prägte die Christenheit des Frühmittelalters.“

Der Bischof betonte, dass auch heute monastische Lebensform ein Vorbild sein könne für ein Leben in der Gegenwart Gottes. Die „lebenslange Transformation in der Schule des Evangeliums“ sei eine der Säulen der Spiritualität des Mönchtums und könne so auch Gesellschaft und Kirche tragen.

Mehr in Europa

Vorwürfe gegen „Synodalen Weg“

Franz-Josef Bormann von der Universität Tübingen stellte im nächsten Beitrag moraltheologische Überlegungen zur Erneuerung der Kirche an. Mit deutlichen Worten kritisierte er die Protagonisten des „Synodalen Weges“ in Deutschland und warf ihnen einen „unprofessionellen Umgang […] mit der Missbrauchsproblematik und deren gezielten Instrumentalisierung“ vor. „Die katholische Sexualmoral ist besser als ihr Ruf“, unterstrich Bormann.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Der Moraltheologe räumte zwar ein, dass „im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Personen das kirchliche Lehramt vor der bislang ungelösten Aufgabe“ stehe, die „bestehende problematische Spannung zwischen ihren offiziellen Verbotsnormen und ihrem pastoralen Integrationsbemühungen abzubauen, um zu einer kohärenteren Praxis zu gelangen“. Die von den Vertretern des „Synodalen Weges“ praktizierte „obsessive Fixierung auf das Thema ‚Segensfeiern‘“ helfe den Betroffenen jedoch nicht. In Zeiten, in denen in der Gesellschaft vermehrt davon die Rede ist, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, appellierte Bormann außerdem, dass die Kirche den „Projekten zur Inflationierung des Geschlechtsbegriffs klar und entschieden“ entgegentreten müsse.

„Unkultur des Umgangs mit Christen anderer Auffassung“

Elmar Nass, der Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Sozialwissenschaften und gesellschaftlichen Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), legte den Fokus auf die katholische Sozialethik.

„Zeiten, in denen christliche Theologie hier in Gesellschaft und Kultur oder gar Weltkirche Gehör fand, sind erst einmal vorbei“, konstatierte der Wissenschaftler. Schuld an diesem Zustand trage die Kirche zum Teil selbst, fuhr Nass fort. Gerade beim „Synodalen Weg“ in Deutschland sei eine „Unkultur des Umgangs mit Christen anderer Auffassung“ deutlich geworden.

Für die Zukunft sei es daher nötig, innerkirchlich geeint aufzutreten und auch bei anderen christlichen Konfessionen Verbündete zu finden, um als vereinte Wertegemeinschaft so die Gesellschaft wieder christlich prägen zu können.

Brückenbauer für die Jugend

Julia Denzel, die als Referentin für die „Jugend 2000“ im Bistum Rottenburg-Stuttgart arbeitet, machte im letzten Vortrag des Kongresses deutlich, wie wichtig gerade die sakramentale Praxis in der Jugendarbeit sei. „Der Glaube muss erlebt werden“, so Denzel. Angebote zur Ewigen Anbetung, zur Beichte, zum persönlichen Gespräch seien unabdingbar, um Möglichkeiten zur Gottesbegegnung zu schaffen.

„Unsere Vision als Jugend 2000 ist es, die Jugend der Welt um die Eucharistie zu versammeln“, fasste Julia Denzel zusammen. Jeder Christ habe die Aufgabe, für den suchenden Mitmenschen „eine erkennbare Brücke sein, die feststeht am Ufer der Gottverbundenheit und gleichzeitig zu ihm persönlich hinüberreicht und nahbar ist. Je attraktiver das Ufer, das ich erblicke, und je sicherer die Brücke, umso wahrscheinlicher ist es, dass ich den Weg auf mich nehme.“

Sehen Sie hier die Übertragung der Veranstaltung durch den katholischen Fernsehsender EWTN.TV: