Missbrauch: Vatikan schließt Gründer aus Kongregation „Sodalicio de Vida Cristiana“ aus

Luis Fernando Figari Rodrigo
David Ramos / ACI Prensa

Luis Fernando Figari Rodrigo, der Gründer der Kongregation Sodalicio de Vida Cristiana (Sodalitium Christianae Vitae, SCV), der des sexuellen Missbrauch beschuldigt wurde, ist durch eine Entscheidung des Vatikans aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden. Dies teilte die peruanische Bischofskonferenz am 14. August mit.

In einer Erklärung, die auf der Webseite der Bischofskonferenz veröffentlicht wurde, hieß es, das vatikanische Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens habe durch ein Dekret mitgeteilt, dass der 77-jährige Figari Rodrigo „gemäß Kanon 746 des Codex des kanonischen Rechtes“ aus der Sodalicio de Vida Cristiana ausgeschlossen wurde.

Das Dekret stellt klar, dass Figari aufgrund der „Ergebnisse und Gewissheiten“ der Untersuchung, die von Erzbischof Charles Scicluna und Msgr. Jordi Bertomeu vom Dikasterium für die Glaubenslehre nach ihrem Besuch in Peru im Juli 2023 im Auftrag von Papst Franziskus abgeschlossen wurde, die Gemeinschaft verlassen musste.

Damals hatte der Pontifex die beiden Geistlichen beauftragt, die Anschuldigungen gegen den Gründer der Sodalicio de Vida Cristiana und „viele andere Mitglieder“ wegen sexuellen Missbrauchs und Machtmissbrauchs zu klären.

Nach den Ergebnissen beauftragte Papst Franziskus am 6. August das Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, die Ausweisung von Figari anzuordnen, „mit dem Ziel, die beschädigte Gerechtigkeit wiederherzustellen […] und in Zukunft das individuelle Wohl der Gläubigen und der Kirche zu schützen“.

Der Generalobere der Sodalicio de Vida Cristiana, José David Correa González, sagte seinerseits in einer Erklärung, dass die Entscheidung von Papst Franziskus „eine Geste der pastoralen Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und der Versöhnung innerhalb unserer Gemeinschaft“ und mit allen Opfern von Luis Fernando Figari sei, der mit der vom Papst getroffenen Maßnahme „aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen“ werde.

David Correa erinnerte an mehrere Maßnahmen, welche die SCV gegen ihren Gründer ergriffen hat, darunter die Disziplinarmaßnahmen, die 2014 gegen ihn verhängt wurden, „nachdem man Zeugenaussagen über Missbrauch erhalten hatte“. Außerdem sei Figari im Jahr 2016 zur persona non grata erklärt worden. Weiter hieß es, dass David Correa nach den Sanktionen des Heiligen Stuhls im Jahr 2017 als Generaloberer den Vatikan im Jahr 2019 gebeten habe, Figari aus der Gesellschaft des apostolischen Lebens auszuschließen.

„Wie wir bereits früher festgestellt haben, ist Luis Fernando Figari der historische Gründer des Sodalitium Christianae Vitae“, so der Generalobere, aber er sei keine „geistliche Referenz“.

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Die Erklärung schloss mit einer erneuten Verpflichtung der Sodalicio de Vida Cristiana, den Erneuerungsprozess fortzusetzen, und bekräftigte die Bitte um Vergebung sowie die Solidarität mit den Opfern. „Wir bekräftigen unsere Bereitschaft, unsere Anstrengungen fortzusetzen, um ein sicheres Umfeld in allen unseren Gemeinschaften und apostolischen Werken zu gewährleisten“, fügte David Correa hinzu.

 

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Wer ist Luis Fernando Figari?

Figari gründete die Gemeinschaft in Peru im Jahr 1971. Die Gesellschaft des apostolischen Lebens ist derzeit in mehreren Ländern Amerikas, aber auch in Italien vertreten.

Im Jahr 2015 veröffentlichten die Journalisten Pedro Salinas und Paola Ugaz das Buch mit dem Titel Mitad monjes, mitad soldados, in dem sie Figari und andere Mitglieder der Gesellschaft des sexuellen Missbrauchs und des Machtmissbrauchs beschuldigten.

Im folgenden Jahr ernannte der Vatikan Kardinal Joseph Tobin, der damals Erzbischof von Indianapolis war, zum Delegierten für die Sodalicio de Vida Cristiana. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Entscheidungen „über die gegen den Gründer erhobenen Anschuldigungen“ zu treffen.

Im Februar 2017 sanktionierte der Heilige Stuhl Figari und verbot ihm unter anderem, nach Peru zurückzukehren und Kontakt zu Mitgliedern der Sodalicio de Vida Cristiana zu haben. Der Vatikan gab an, man sei davon überzeugt, dass der Gründer der Gemeinschaft während seiner Zeit als Generaloberer autoritär agiert und Handlungen begangen habe, „die dem sechsten Gebot zuwiderlaufen“.

Tage später legte die Gemeinschaft einen Bericht vor, in dem Figari, German Doig (Generalvikar, bereits 2001 verstorben) und andere ehemalige Sodalen als mutmaßliche Missbrauchstäter genannt wurden.

Bezüglich des gegen ihn in Peru eingeleiteten Strafverfahrens stellte der Vatikan im Juni 2018 fest, dass Figari „vom Apostolischen Stuhl niemals versteckt, verheimlicht oder in irgendeiner Weise geschützt wurde“, so dass er nicht daran gehindert ist, „sich zu verteidigen oder auf die gegen ihn in Peru erhobenen Anschuldigungen zu reagieren“.

Luis Fernando Figari hält sich derzeit in Italien auf.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.