Erinnerung an Judendeportation durch Nationalsozialisten in Rom erfüllt Bischof Meier „mit Scham“

Bischof Bertram Meier
Deutsche Bischofskonferenz / Marko Orlovic

Der Augsburger Bischof Bertram Meier, der gegenwärtig in Rom an der Weltsynode teilnimmt, hat erklärt, die Erinnerung an die Judendeportation durch die Nationalsozialisten in Rom am 16. Oktober 1943 erfülle ihn „mit Scham“.

Bei einer Gedenkveranstaltung der Initiative „Ricordiamo Insieme“ am Dienstag im Vatikan sagte Meier in einem Grußwort, es seien Deutsche gewesen, „die die Razzia geplant und durchgeführt haben. Es waren Deutsche, die jüdische Menschen verfolgt und verhaftet haben, in klarem Bewusstsein, dass sie ermordet werden, und diese Razzia fand hier in Rom, im Herzen der katholischen Kirche, statt.“

„Gewiss, der Nationalsozialismus war eine antichristliche Ideologie und die Motive derer, die die Ermordung der europäischen Juden geplant und durchgeführt haben, widersprachen völlig allen christlichen Überzeugungen“, betonte der Bischof von Augsburg, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für weltkirchliche Fragen zuständig ist. „Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass die Shoah in Europa stattfand, in einer Kultur, die zutiefst vom Christentum geprägt ist.“

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„Alle, die an der Verhaftung, Deportation und Ermordung der Juden beteiligt waren, hatten die Zehn Gebote gelernt“, so Meier. „Sie alle kannten das Gebot ‚Du sollst nicht töten!‘. Die Shoah bleibt ein schmerzhafter Stachel im Fleisch der Christenheit.“

In seinem Grußwort schlug Meier auch den Bogen in die Gegenwart, zum Krieg im Heiligen Land: „Nach dem brutalen Massaker, das die Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel angerichtet hat, ist in den westlichen Ländern die Zahl der antisemitischen Angriffe sprunghaft angestiegen. Allein in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten verdoppelt. Der Terrorangriff der Hamas und der Anstieg des Antisemitismus haben die jüdischen Gemeinden in Europa zutiefst verunsichert. Nach dem 7. Oktober und dem Beginn des Krieges in Gaza ist der interreligiöse Dialog an vielen Orten verstummt und sind Freundschaften zerbrochen. Viele Juden fragen sich heute, ob sie wieder zu Fremden geworden sind.“

Es bleibe Aufgabe, „den christlich-jüdischen Dialog und die Freundschaften, die zwischen Juden und Christen entstanden sind, weiter zu pflegen. Das gilt auch dann, wenn wir mit der Politik der israelischen Regierung und der Kriegsführung in Gaza und im Libanon nicht einverstanden sind. Nicht die Kontroverse beendet den Dialog, sondern das Schweigen.“