„Gott allein ist heilig“: Frankfurter Inschrift ältestes christliches Zeugnis nördlich der Alpen

Analyse der Frankfurter Silberinschrift
screenshot / YouTube / Archäologisches Museum Frankfurt

Ein spektakulärer Grabfund versetzt die Archäologie in Aufregung: Kürzlich wurde ein Silberamulett mit einer christlichen Inschrift aus dem dritten Jahrhundert in Frankfurt der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich um den ältesten authentischen christlichen Text nördlich der Alpen: ein 3,5 Zentimeter großes Silberamulett mit einem eingerollten Silberblech, die eine geheimnisvolle Gravur trägt – die sogenannte „Frankfurter Silberinschrift“. Wissenschaftler haben das Dokument mithilfe moderner Computertomographie entschlüsselt und sind sich einig: Dieses Amulett gehört zu den bedeutendsten Entdeckungen zur frühen Verbreitung des Christentums.

„Ein Sensationsfund!“, erklärte Oberbürgermeister Mike Josef. Ein Archäologieprofessor der Frankfurter Goethe-Universität, Markus Scholz, betonte, dass solche Phylakterien den Träger schützen sollten. Anders als bei vergleichbaren Funden ruft die lateinische Inschrift nur Christus an. Im dritten Jahrhundert, zur Zeit der Christenverfolgung, war dies ein mutiges Bekenntnis.

Der Priester Johannes zu Eltz, der ehemalige Stadtdekan von Frankfurt, sagte auf Anfrage von CNA Deutsch, er könne die Bedeutung der Silberinschrift „mit meinen Mitteln nicht besser als die Archäologen“ darstellen. Für ihn bedeute der Text: „Gott allein ist heilig. Der Herr dieser Welt, der Widersacher, kann sich widersetzen, wie er will – am Ende muss auch er zu Kreuze kriechen und seine Knie vor dem Auferstandenen beugen.“

In die deutsche Sprache übersetzt lautet die Silberinschrift:

(Im Namen?) des Heiligen Titus.
Heilig, heilig, heilig!
Im Namen Jesus Christi, Gottes Sohn!
Der Herr der Welt
widersetzt sich nach [Kräften?]
allen Anfällen(?)/Rückschlägen(?).
Der Gott(?) gewährt dem Wohlbefinden
Eintritt.
Dieses Rettungsmittel(?) schütze
den Menschen, der sich
hingibt dem Willen
des Herrn Jesus Christus, Gottes Sohn,
da sich ja vor Jesus Christus
alle Knie beugen: die Himmlischen,
die Irdischen und
die Unterirdischen, und jede Zunge
bekenne sich (zu Jesus Christus).

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Eltz unterstrich, der Fund ändere zunächst einmal nichts für die Geschichte des Christentums in Frankfurt: „Nida war ein strategisch wichtiges Römerstädtchen mit einer Garnison. Ob unser Christ dort groß geworden ist, oder ob er von woanders, wo es seit dem ersten Jahrhundert christliche Gemeinden gab, zu Besuch dort war, lässt sich (noch) nicht sagen.“

Gefragt, ob er in der „Frankfurter Silberinschrift“ ein göttliches Zeichen sehe, das den Glauben stärken soll, sagte Eltz: „Ja, auf jeden Fall, aber nicht zuerst, weil der Anhänger so alt ist und in Frankfurt gefunden wurde, sondern, weil hier ein Mensch aus den Tiefen der Geschichte ein öffentlich wirksames Zeugnis nach dem Philipperbrief gibt: zu Ehren Gottes, des Vaters, sich Jesus anvertrauen, dem Retter.“

Bereits 2018 stießen Archäologen in Frankfurt-Praunheim auf ein außergewöhnliches Relikt: ein zerknicktes Silberamulett aus Grab 134 eines römischen Friedhofs der antiken Stadt Nida. Unter dem Kinn eines Mannes entdeckt, deutet es darauf hin, dass es einst als Schutzamulett an einem Halsband getragen wurde.

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Die 18-zeilige Inschrift, vollständig in Latein und einzig Christus gewidmet, wurde in mühevoller Arbeit entziffert: Monate dauerte es, bis mit modernster Technologie das fragile Silberblech digital rekonstruiert werden konnte. Ein einfaches Entrollen des Blechs war nicht möglich, denn aufgrund des Alters wäre es sofort zerfallen.