16. Januar 2025
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden zweiten Sonntag im Jahreskreis.
Das Wunder der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–11) – das der heilige Johannes Paul II. als zweites lichtreiches Geheimnis in den Rosenkranz eingefügt hat – ist Teil der Feier der Epiphanie: Jesus offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.
Ich möchte über diese Episode meditieren, indem ich mich in die Rolle der Jünger versetze. Sie waren schon vor dieser Hochzeitsfeier Jünger Jesu – das wird uns in den ersten Versen unseres Textes deutlich gesagt. Aber erst am Ende, nach der Offenbarung, heißt es, dass sie an ihn glaubten.
Jünger zu sein und zu glauben ist nicht dasselbe. Ein Jünger ist jemand, der einen Meister gewählt hat, weil er ihn auf kultureller, menschlicher und religiöser Ebene schätzt. Doch zu glauben bedeutet, einen Schritt weiterzugehen: Es bedeutet, das ganze Vertrauen, das ganze Leben in die Hände eines Anderen zu legen.
Zu Beginn der Geschichte, die im heutigen Evangelium erzählt wird, gibt es nur eine Person, die glaubt: die Mutter Jesu. Sie – offensichtlich von Gefühlen der Freundschaft bewegt – bemerkt, dass die Eheleute keinen Wein mehr haben, um ihn den Gästen anzubieten. Und mit äußerster Einfachheit stellt sie ihrem Sohn die Situation dar: „Sie haben keinen Wein mehr.“
Wein ist das Getränk der Feste, ein Zeichen der Freude, der Wärme, der Freundschaft. Er ist nicht nur ein Produkt: Er ist ein symbolisches Element. Er bedeutet Fröhlichkeit, Erfolg. Ein Fest, bei dem der Wein ausgeht, ist ein Fest, das fehlschlägt. Wie ein Leben fehlschlägt, wenn es keine Freude mehr gibt. Wie unsere Beziehung zu Gott fehlschlägt, die nach den Worten des Propheten in der ersten Lesung (Jes 62,1–5) ein Hochzeitsfest sein sollte, stattdessen aber oft eher einer Beerdigung gleicht.
Maria hat für all das Mitgefühl. Und sie legt ihrem Sohn auch unseren Zustand dar. Die Antwort Jesu scheint eine harsche Ablehnung zu sein: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“
Seine Stunde ist, im Johannesevangelium, die Stunde des Kreuzes. Und das macht uns klar, dass der Wein nicht nur ein Zeichen der Freude und des Feierns ist. Er verweist auf den Kelch des neuen Bundes, den Jesus im Sakrament des Abendmahls segnen und im Kreuzesopfer ausgießen wird; er verweist auf die Frucht des Weinstocks, die er verspricht, mit seinen Jüngern erneut zu trinken im Reich seines Vaters (vgl. Mk 14,24–25 und Parallelstellen). Wir verstehen also, dass es nicht einfach darum geht, das Fest der beiden armen Neuvermählten in Galiläa zu retten: Es geht darum, die Menschheit zu retten.
Was tut Maria nach der Ablehnung ihres Sohnes? Ohne im Geringsten aus der Fassung zu geraten, wendet sie sich mit einer Anweisung an die Diener, die klarer nicht sein könnte: „Was er euch sagt, das tut!“
Euer Fest scheitert, weil der Wein fehlt? Euer Leben hat den Glanz der Freude, des Enthusiasmus verloren? Eure Beziehung zu Gott ist gezeichnet von der Bitterkeit der Sünde oder von Trockenheit? Also dann – was immer euch Jesus sagt, das tut! Es gibt keine andere Art und Weise, die Situation anzugehen: Von uns wird ein Akt des gehorsamen Vertrauens verlangt.
Die Anweisungen Jesu scheinen in der Tat völlig Fehl am Platz: Man benötigt Wein, und er befiehlt, eine enorme Menge an Wasser zu beschaffen. Die Diener führen das aus, sie füllen die Krüge, sie schöpfen und bringen es dem Speisenmeister, der für das Festmahl verantwortlich ist.
Das Wunder wird zwischen den Zeilen erzählt: Es wird das Verhalten des Speisenmeisters beschrieben, der kostet, den Bräutigam rufen lässt, ihn beglückwünscht – unterdessen sagt man, dass das Wasser zu Wein geworden war. Der Verantwortliche des Mahls wusste es nicht, aber die Diener wussten es.
Die ganze Arbeit der Diener kann per se das Fest nicht retten. Genauso wenig können all unsere Bemühungen uns Erlösung und Freude bringen. Es ist der Herr, der das Wunder vollbringt. Aber er möchte es nicht aus dem Nichts tun: Er verlangt unsere Arbeit – per se nutzlos – und vollbringt sein Werk. Eine Arbeit, so sagte ich, die für ihn nicht nützlich ist, aber nützlich für uns, in dem Maß, in dem sie ein Akt des Gehorsams ist, ein „Tun, was er uns sagt“.
Es ist der Glaube Mariens, der das Wunder erlangt. Vielleicht haben wir, die wir doch Jünger Jesu sind, noch nicht wirklich Glauben. Aber es gibt einen klaren Weg, um diese Gnade zu erlangen: Die einfache Anweisung der Mutter in die Tat umsetzen und das tun, was Er uns sagt. Der Gehorsam ist der konkreteste Teil des Glaubens.
So wird sich die Herrlichkeit Jesu auch in unserem Leben offenbaren und wir werden seine Jünger sein, nicht nur, weil wir eine Doktrin gelernt haben, sondern weil unsere Augen sein Heil gesehen haben.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
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