Redaktion - Donnerstag, 10. April 2025, 15:30 Uhr.
Bischof Franz-Josef Overbeck, der für das Bistum Essen sowie für die Bundeswehr zuständig ist, hat sich „für einen einjährigen Gesellschaftsdienst für junge Frauen und Männer gleichermaßen“ ausgesprochen.
„Die Wehrpflicht könnte hierbei eine Option sein“, sagte Overbeck im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Dienstag. „Angesichts des Zustandes vieler karitativer Organisationen, Krankenhäuser, Altenheime, Kitas oder Schulen wäre es bitter nötig, daran zu erinnern, dass wir alle etwas für die Gesellschaft tun müssen, in der wir selbstverständlich und in Freiheit leben. Junge Menschen könnten hierbei wachsen und reifen.“
Der aktuelle Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD spricht von Freiwilligendiensten: „Wir stärken die Freiwilligendienste, stellen die überjährige Finanzierung sicher und bauen die Strukturen und Plätze sukzessive aus. Wir wollen einen Freiwilligendienst Bevölkerungsschutz implementieren, in den wir Modellprojekte des freiwilligen Handwerksjahres gemeinsam mit den Handwerkskammern integrieren. Wir wollen es Jugendlichen ermöglichen, sich unabhängig vom Geldbeutel der Eltern für einen Freiwilligendienst zu entscheiden. Wir wollen die Wohlfahrtsverbände bedarfsgerecht ausstatten.“
Mit Blick auf die gegenwärtige Lage in Deutschland und in der Welt sprach der Bischof von „sehr polarisierten Zeiten, in denen sich demokratische und rechtsstaatliche Ordnungen auf der politischen Seite und unsere religiösen Ordnungen auf der menschlichen Seite neu sortieren“.
Die Kirche habe dabei „sehr deutlich einen Wertekanon zu beschreiben, der sich grundsätzlich den Werten der Zehn Gebote und der Seligpreisungen Jesu verpflichtet weiß. Gleichzeitig geht es um Recht und Gerechtigkeit im Alltag und in der unendlichen Reihe von Konflikten.“
Overbeck ging auch auf den Ukraine-Krieg und die von den USA angeführten Friedensbemühungen ein. „Die Unversehrtheit von Grenzen ist bedeutsam zum Erhalt von Frieden und zur Beachtung der Würde von Völkern und einzelnen Menschen“, mahnte er. „Russland hat Grenzen und Gesetze gebrochen. Die sogenannten Verhandlungen zwischen Russland und den USA machen einen Machthaber wie Russlands Präsidenten Putin praktisch zu einem Gewinner.“
„Frieden um jeden Preis ist ethisch nicht verantwortbar“, unterstrich der Bischof. „Die Ukraine soll ein zweites Mal zum Opfer gemacht werden. Sollte das geschehen, wären die Grundlagen für die nächsten Konflikte programmiert.“
So gelte: „Würde die Ukraine noch einmal zum Opfer gemacht, würde dies bedeuten, dass künftig das Recht des Stärkeren über die Stärke des Rechts siegt. Das war noch nie gut für die Menschheit.“