Redaktion - Donnerstag, 23. Januar 2025, 15:30 Uhr.
„Zu Recht“ sehe Papst Franziskus „hinter dem Gewandfetischismus“ jener Priester, die die traditionelle lateinische Messe feiern, „ungelöste psychologische Probleme“, kommentierte der britische Journalist und Papstbiograf Austen Ivereigh im Interview mit katholisch.de die neue Autobiografie „Hoffe“ von Papst Franziskus. Gleichzeitig wende sich der Papst jedoch auch „gegen das, was von Seiten Progressiver kommt“, etwa die Gender-Ideologie.
Wörtlich sagte Ivereigh: „Zu Recht sieht er hinter dem Gewandfetischismus und dem rigiden Moralismus einiger junger Seminaristen ungelöste psychologische Probleme und stellt klar, dass es keine pastorale Notwendigkeit oder Sehnsucht nach Traditionalismus gibt.“
Franziskus greife Menschen nie an. Er warne lediglich „vor Versuchungen und Hindernissen für das geistliche Leben“. Mit der katholischen Tradition gehe eine „Idealisierung vergangener Epochen“ einher.
Papst Franziskus hat in den letzten Jahren die Feier der überlieferten Litugie, die in weiten Teilen wenigstens auf die Zeit von Papst Gregor dem Großen zurückgeht, stark eingeschränkt. Durch die Liturgiereform im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) wurde eine neue Form der Messe eingeführt (Novus Ordo). Papst Benedikt XVI. hatte allerdings klargestellt, dass die überlieferte Liturgie nie abgeschafft worden war. Jeder Priester habe somit das Recht, sie zu feiern. Papst Franziskus bestreitet dies ausdrücklich.
„Sie ist schon kurios, diese Faszination vom Unverständlichen, vom geheimnisvollen Klang, der oft auch das Interesse der jüngeren Generationen erweckt“, schrieb Papst Franziskus in seiner Autobiografie mit Blick auf die traditionelle lateinische Messe. „Und diese rigide Einstellung geht meist einher mit kostbaren, kostspieligen Gewändern, mit Stickerei, Spitzen und Stolen.“
Franziskus kritisierte, das sei nicht Freude an der Tradition, sondern blanke Zurschaustellung von Klerikalismus, keine Rückkehr zum Heiligen, sondern sektiererische Modernität.
Zur Kritik von Papst Franziskus an einigen Veränderungen, die von Progressiven in der Kirche vorgenommen wurden, sagte Ivereigh, es sei normal, dass „Päpste sowohl Konservative als auch Progressive enttäuschen“. Franziskus müsse „mutig und prophetisch sein, aber gleichzeitig der Tradition treu bleiben“.
Letztlich beinhalte die Autobiografie des Papstes allerdings „nur wenige Überraschungen“. Es sei aber „allemal ein schönes Buch, das uns Franziskus und seine außergewöhnliche Menschlichkeit näher bringt. Sein Humor und seine Weisheit scheinen auf jeder Seite durch“.