Redaktion - Samstag, 22. Februar 2025, 8:00 Uhr.
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat der neue katholische US-Vizepräsident J.D. Vance mit seiner Rede viel Aufmerksamkeit erregt. Doch wer ist der zweite Mann hinter US-Präsident Donald Trump? Und warum ist der katholische Denker Patrick Deneen sein stärkster Ideengeber?
JD Vance bekehrte sich 2019 und wurde in einem Dominikanerkloster in Cincinnati getauft, wie CNA Deutsch berichtete. Nach eigenen Aussagen durchlief Vance als Student zuvor eine „wütende Atheisten-Phase“.
Seine Bekehrung zum Katholizismus erklärte er wie folgt: „Ich sehnte mich nach einer Weltanschauung, die unser schlechtes Verhalten als gleichzeitig sozial und individuell, strukturell und moralisch verstand; die anerkannte, dass wir Produkte unserer Umwelt sind; dass wir die Verantwortung haben, diese Umwelt zu verändern, aber dass wir immer noch moralische Wesen mit individuellen Pflichten sind.“
Vance beschrieb in einem Interview mit EWTN News Nightly die Geschichte und den Reichtum des katholischen Glaubens als die Kraft, von der er sich in seiner Politik leiten lasse, und sagte, eine der großen Errungenschaften der katholischen Tradition sei es, eine Politik zu machen, die „das Leben schützt, als auch die Würde des amerikanischen Arbeiters respektiert“.
Einer seiner wichtigsten Ideengeber ist der Politikwissenschaftler Patrick Deneen von der katholischen Universität Notre Dame. Er gilt als Vordenker der postliberalen Bewegung. Sein Durchbruch gelang ihm 2018 mit dem Bestseller „Why Liberalism Failed“ (Warum der Liberalismus gescheitert ist).
Laut dem Nachrichtenmagazin Politico hat Vance Deneen öffentlich als wichtigen intellektuellen Einfluss genannt und war sogar bei der Buchvorstellung von „Regime Change“, einem weiteren Buch aus der Feder von Deneen, anwesend. In seiner Rede auf der Veranstaltung griff Vance Deneens Kritik am liberalen Progressivismus auf.
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Nach der Wahl von Vance habe Deneen ihn als „einen Mann mit tiefem persönlichen Glauben und Integrität, einen hingebungsvollen Familienvater, einen großzügigen Freund und einen echten Patrioten“ gelobt, hieß es.
In „Why Liberalism Failed“ stellte Deneen fest, dass der Liberalismus die Herrschaft übernommen habe, mit der Folge, dass „die Fundamente unserer ererbten zivilisatorischen Ordnung“, das heißt die Werte, „die in Familien, Gemeinschaften, durch Religion und Kultur erlernt wurden“, erodieren. Deshalb plädiert er für eine Rückbesinnung auf ein antikes Freiheitsverständnis und beklagt den Verlust des Gemeinwohls.
Angesichts der „kalten“ und „mechanisierten“ Welt des Liberalismus müsse eine „organische Alternative“ entwickelt werden, die Gemeinschaft, Religion und Familie wieder in den Mittelpunkt stelle. Ziel sei es, die heutigen Machteliten durch eine moralisch erneuerte Elitenform zu ersetzen.
Deneen ist kein klassischer scholastischer Denker, aber sein Denken weist einige Parallelen zur scholastischen Tradition auf. Ähnlich den Scholastikern versucht er, Glaube und Vernunft zu vereinen. Er bezieht sich auf das Naturrecht gemäß der Lehre des Thomas von Aquin.
In einem ZDF-Interview mit dem Philosophen Richard David Precht sagte Deneen: „Als Menschen sind wir soziale Tiere, die wir uns bis zu einem gewissen Grad auch der Natur unterordnen müssen, die wir nicht nur ihre Meister sind, und die wir auch die Grenzen des Menschseins anerkennen müssen.“ Das hieße auch anzuerkennen, dass man in einer Welt mit anderen Menschen lebe, „unter der Herrschaft der Natur“.