Wie die Kirche die Häresien im Lauf der Jahrhunderte zurückwies

Lucas Cranach d.Ä. - Martin Luther, 1528 (Veste Coburg)
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Seit dem zweiten Jahrhundert haben sich innerhalb des Christentums immer wieder Lehrmeinungen herausgebildet, die wesentliche Glaubenswahrheiten leugneten oder verdrehten. Diese sogenannten Häresien wurden von der katholischen Kirche verurteilt, da sie die Einheit des Glaubens und das Heil der Gläubigen gefährden.

2. Jahrhundert: Frühgnostische Irrlehren

Bereits im zweiten Jahrhundert traten die Ebioniten auf. Sie behaupteten, Jesus sei nur ein Mensch und habe keine göttliche Natur. Damit lehnten sie die Menschwerdung Gottes ab, wie sie im Konzil von Nizäa später verbindlich bezeugt wurde (325).

Zur gleichen Zeit verbreiteten sich Gnostiker und später Manichäer, die lehrten, dass es zwei ewige Prinzipien gebe: Gut und Böse. Die sichtbare Welt sei demnach schlecht und stamme nicht von Gott. Diese Lehre widerspricht dem biblischen Schöpfungsglauben, wonach Gott alles „sehr gut“ geschaffen hat (Gen 1,31).

3.–4. Jahrhundert: Trinitätsstreit und Christologie

Die Adoptianisten (ab ca. 190) behaupteten, Christus sei in seiner menschlichen Natur nur adoptierter Sohn Gottes, nicht Sohn von Natur aus. Dies widerspricht der Lehre von der hypostatischen Union – also der Einheit der göttlichen und menschlichen Natur in der einen Person Christi.

Die Sabellianer (Anfang 3. Jh.) lehrten, Vater, Sohn und Heiliger Geist seien bloß verschiedene Erscheinungsformen eines einzigen Gottes, also keine drei Personen. Diese Lehre, auch Modalismus genannt, wurde als Irrlehre gegen die Dreifaltigkeit zurückgewiesen.

Ab etwa 318 lehrte Arius, der Sohn sei ein Geschöpf, also dem Vater untergeordnet und nicht wesensgleich mit ihm. Diese Lehre wurde 325 auf dem Konzil von Nizäa verurteilt, das festhielt, dass der Sohn „aus dem Wesen des Vaters gezeugt, Gott von Gott, Licht vom Licht“ sei.

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Die Eunomianer (Mitte 4. Jh.) radikalisierten die arianische Lehre, indem sie behaupteten, man könne das Wesen Gottes vollständig erkennen. Auch sie leugneten die volle Gottheit Christi.

Die Mazedonier (um 360), auch Pneumatomachen genannt, bezeichneten den Heiligen Geist als Geschöpf. Das Konzil von Konstantinopel (381) erklärte demgegenüber, dass der Heilige Geist „mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht“ werde.

Die Apollinaristen (um 360) lehrten, dass Christus zwar einen menschlichen Leib, aber keine vernunftbegabte Seele habe. Nach katholischer Lehre aber ist Christus wahrer Mensch mit Leib, Seele und Vernunft – sonst wäre die Erlösung des Menschen unvollständig.

5. Jahrhundert: Zwei-Naturen-Lehre und Mariologie

Die Nestorianer (ab ca. 428) behaupteten, es gebe in Christus zwei Personen: eine göttliche und eine menschliche. Sie lehnten es ab, Maria als Gottesgebärerin (Theotokos) zu bezeichnen. Das Konzil von Ephesus (431) verurteilte diese Lehre und betonte die Einheit Christi in einer Person mit zwei Naturen.

Im Gegensatz dazu behaupteten die Eutychianer (ab ca. 448), nach der Menschwerdung habe Christus nur noch eine einzige Natur (Monophysitismus). Das Konzil von Chalcedon (451) wies dies zurück und erklärte, dass in Christus zwei Naturen – göttlich und menschlich – unvermischt und ungetrennt in einer Person vereinigt sind.

6.–8. Jahrhundert: Sakramente und menschlicher Wille

Die Monotheleten (7. Jh.), vertreten etwa von Sergius von Konstantinopel, lehrten, Christus habe nur einen Willen. Das Dritte Konzil von Konstantinopel (681) bekräftigte jedoch, dass Christus einen göttlichen und einen menschlichen Willen besitzt, beide in Einklang, aber nicht identisch.

Die Donatisten (4.–6. Jh.) behaupteten, nur moralisch untadelige Priester könnten gültig Sakramente spenden. Die Kirche lehrt jedoch, dass die Gültigkeit der Sakramente nicht vom persönlichen Zustand des Spenders abhängt, sondern vom Wirken Christi selbst.

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9.–12. Jahrhundert: Dualismus und kirchliche Autorität

Die Priszillianisten (4.–6. Jh. in Spanien) verbanden gnostische, astrologische und asketische Elemente. Sie lehnten Ehe, Körperlichkeit und die Auferstehung des Leibes ab, was dem biblischen und sakramentalen Weltbild widerspricht.

Die Albigenser (ab ca. 1140) sahen die materielle Welt als Werk eines bösen Prinzips an, verwarfen die Sakramente, lehnten die Ehe ab und verachteten den Leib. Ihre Lehre wurde als Wiederaufleben des Manichäismus verurteilt.

Die Waldenser (ab ca. 1170), auch „Arme von Lyon“, predigten ohne kirchliche Erlaubnis, verwarfen die kirchliche Hierarchie und lehnten Sakramente wie Eucharistie und Buße ab. Sie untergruben damit die sakramentale und hierarchische Struktur der Kirche.

14.–16. Jahrhundert: Reformationsbewegungen und Kirchenkritik

Die Wycliffiten (ab ca. 1370) vertraten die Lehre, dass nur die Prädestinierten die wahre Kirche bildeten. Sie lehnten das kirchliche Lehramt, die Transsubstantiation und die Autorität des Papstes ab.

Die Hussiten (ab ca. 1400) übernahmen viele Lehren Wycliffes und forderten unter anderem die Kommunion unter beiderlei Gestalt. Auch sie stellten die moralische Würdigkeit von Priestern über die sakramentale Gültigkeit.

Der Lutheranismus (ab 1517) verwarf zentrale katholische Lehren wie das Messopfer, das Fegefeuer, die sieben Sakramente, das Lehramt und die Notwendigkeit guter Werke zum Heil. Das Konzil von Trient (1545–1563) stellte die katholische Lehre diesen Irrtümern systematisch entgegen.

17.–18. Jahrhundert: Gnadenlehre und Mystik

Die Jansenisten (ab ca. 1640), beeinflusst von Cornelius Jansen, lehrten eine Gnade, der der Mensch nicht widerstehen könne, und behaupteten, Christus sei nicht für alle gestorben. Ihre strenge Gnadenlehre widerspricht der katholischen Sicht, dass Gnade frei angenommen oder abgelehnt werden kann.

Der Quietismus (ca. 1675), vertreten durch Miguel de Molinos, lehrte eine passive Geisteshaltung: Sakramente, Gebet und Buße seien letztlich überflüssig. Die Kirche betont hingegen, dass aktive Mitwirkung mit der Gnade notwendig ist.

19. Jahrhundert: Moderne Irrtümer und Autoritätsfrage

Georg Hermes (gest. 1831) baute seine Theologie auf dem Zweifel auf und machte die Vernunft zur alleinigen Norm. Damit untergrub er die Autorität der Offenbarung.

Der Gallikanismus (v. a. in Frankreich, 17.–19. Jh.) stellte das Konzil über den Papst und begrenzte seine Vollmacht durch nationale Rechte. Der Febronianismus (ab 1763) forderte eine nationale Kirche unter Leitung der Bischöfe. Beide widersprechen der universellen Autorität des Papstes.

Der Syllabus errorum von Papst Pius IX. (1864) verurteilte viele dieser Irrtümer – darunter Rationalismus, Sozialismus, Relativismus und staatliche Eingriffe in kirchliche Angelegenheiten – und stellte die Unveränderlichkeit der kirchlichen Lehre klar.

20. Jahrhundert: Modernismus

Der Modernismus, von Papst Pius X. als „Sammelbecken aller Häresien“ bezeichnet (1907), vereinte Elemente des Agnostizismus, Relativismus und Historismus. Dogmen wurden als wandelbare Symbole verstanden, die Schrift als bloßes Glaubenserlebnis. Die Kirche verurteilte diese Lehren als Angriff auf die göttliche Offenbarung und das übernatürliche Wesen des Glaubens.