Redaktion - Mittwoch, 12. November 2025, 9:00 Uhr.
Seine Stimme zeugt vor allem von der Dankbarkeit, die er gegenüber seinem Freund Papst Leo XIV. empfindet. Aus dieser mehr als drei Jahrzehnte währenden Freundschaft entstand das Buch „De Roberto a León“ (Von Roberto zu Leo), das vom Verlag Mensajero herausgegeben wurde und in dem Armando Lovera aus Peru verschiedene wenig bekannte Episoden aus dem Leben des Papstes erzählt.
Zu den Anekdoten gehört die Geschichte jenes Tages, an dem viele Gemeindemitglieder aus Trujillo in Peru dachten, der damalige Pater Roberto Prevost OSA sei ums Leben gekommen.
„Tatsächlich war es ein junger Mann, ein Augustiner-Anwärter, der bei einem Busunfall ums Leben kam, als er zum Jahresende nach Lima reiste“, erklärte Lovera.
Die Eltern des Jungen, die aus einer ländlichen Gegend nördlich von Trujillo stammten, hatten nicht die Mittel, die Leiche ihres Sohnes abzuholen, und baten Pater Roberto, ihn in sein Dorf zurückzubringen.
„Er fuhr mehr als 2.000 Kilometer hin und zurück, um ihnen diesen Gefallen zu tun“, erzählte er. Aber als er die Formalitäten erledigte, „schrieben sie seinen Namen falsch auf und nahmen ihn in die Liste der Opfer auf“, die schließlich in einer lokalen Zeitung in Trujillo veröffentlicht wurde.
„Als die Menschen, vor allem die Ärmsten der Gemeinde, davon erfuhren, gingen sie unter Tränen und mit der Zeitung in der Hand zum Haus der Augustiner, um ihr Beileid auszusprechen“, erzählt Lovera. Zu ihrer Überraschung öffnete ihnen jedoch Prevost selbst die Tür.
„Was mich an dieser Geschichte am meisten beeindruckt, ist die Hilfsbereitschaft, die er seinen Freunden gegenüber immer gezeigt hat, und andererseits die Zuneigung der Menschen“, fügt er hinzu.
Lovera erinnert sich noch genau an das erste Mal, als er den späteren Papst Leo im Jahr 1991 in Kolumbien traf: „Damals waren wir jungen Leute in meiner Gemeinde ziemlich rebellisch und locker, und als man mir sagte, er sei Kirchenrechtler, dachte ich: ‚Da kommt ein sehr protokollarischer, sehr regelkonformer Herr.‘ Aber sobald er sich vorstellte und wir uns unterhielten, hat er uns umgehauen. Die Vorurteile waren sofort weg, weil er ein sehr zugänglicher Mensch war.“
Sieben Jahre Gemeinschaftsleben
Im folgenden Jahr, 1992, kam Lovera in das Augustiner-Ausbildungshaus in Trujillo, das von Pater Prevost geleitet wurde. Sieben Jahre lang teilten sie das Gemeinschaftsleben und pastorale Erfahrungen, woraus eine tiefe Freundschaft entstand, die Zeit und Entfernung überdauerte. „Ich fand in ihm eine strahlende Herzlichkeit. Von diesem Tag an war er einfach Roberto oder Pater Roberto”, erinnerte sich Lovera.
Prevost war von 1992 bis 1998 Pfarrer von Nuestra Señora de Monserrate in Trujillo. Lovera hat lebhafte Erinnerungen an diese Gemeinde in ihren Anfängen: „Meine Frau stammte aus dieser Pfarrei. Wir waren beim Bau dabei, als es noch eine Sandfläche war, und sonntags brachten wir unsere eigenen Stühle mit, um der Sonntagsmesse beizuwohnen, die an einem sehr einfachen Altar gefeiert wurde.“
Angesichts der Präsenz subversiver Gruppen in den Regionen, in denen Pater Prevost und andere Missionare in den 1990er Jahren ihren Dienst ausübten, „wurde ihnen empfohlen, zu gehen, aber er und seine Gemeinde beschlossen zu bleiben. Dieses Zeugnis hat mich tief beeindruckt. Ich war bewegt von seinem Mut, seinem Sinn für Mission.“
„Außerdem war er Mathematiker. Und ich liebe Mathematik. Das hat uns auch verbunden“, fügte Lovera hinzu.
Leidenschaft für Musik, ein Erbe seiner Mutter
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Die Freundschaft zwischen den beiden festigte sich auch durch die Musik, eine gemeinsame Leidenschaft: „Roberto liebte Musik. Wir begannen, gemeinsam peruanische Musik und auch Augustinerlieder zu singen. Er hatte eine sehr schöne Stimme und sang gerne mit anderen Menschen zusammen. Wir waren auf einer Wellenlänge, und das brachte uns einander näher.“
Die musikalische Neigung des Papstes hat tiefe Wurzeln. Wie er in seinem Buch erzählt, spielte seine Mutter Mildred Orgel und war eine bekannte Sängerin, die 1941 am Chicagoland Music Festival teilnahm. Außerdem sang sie sonntags in der Messe mit großer Hingabe das Ave Maria.
Viele Jahre später, so Lovera, landete Mildreds elektrische Orgel in dem Augustiner-Ausbildungshaus, das Roberto in Trujillo gegründet hatte. „Das hat mich sehr beeindruckt. Etwas von seiner Mutter, von ihrem Glauben, klang dort weiter. Es war, als würde ihr Gebet unter uns weiterleben.“
Vertrauen ging nie verloren
Als Pater Prevost 1999 nach Chicago versetzt wurde, blieb die Freundschaft mit Lovera dank der Technologie bestehen. „Wir schrieben uns E-Mails. Er ist ein sehr zugänglicher Mensch. Das Vertrauen ging nie verloren”, sagte er.
Im Laufe der Jahre erkannte Lovera, dass sich hinter der Bescheidenheit von Pater Roberto eine tiefe Berufung zum Dienst verbarg. „Er strebte nie nach Ämtern innerhalb der Kirche. Das hat mich sehr berührt. Ich pflegte damals zu sagen: ‚Dieser Mensch offenbart mir Gott.‘ Er zeichnete sich durch seine Großzügigkeit, seine Fähigkeiten und seine Sprachkenntnisse aus.“
Er erinnert sich humorvoll an seine eigenen Reaktionen auf die Karriere seines Freundes: „Ich hätte es ehrlich gesagt vorgezogen, wenn er Bischof geblieben wäre, um den Kontakt nicht so sehr zu verlieren. Dann, im Jahr 2021, sagten einige Freunde, dass Pater Roberto der nächste Papst werden würde, obwohl ich dachte, dass sie übertrieben.“
In den Tagen vor dem Konklave tauchte der Name von Pater Prevost jedoch auf den Listen der Kandidaten auf, die von den Medien als möglicher neuer Papst in Betracht gezogen wurden, und Lovera begann, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
„Ich nahm an, dass sie ihn wählen würden, wenn sie herausfänden, was für ein Mensch er war. Und so kam es auch“, erklärt Lovera.
Einen Freund zeigen, der seine Freundschaft anbietet
„Das Ziel des Buches“, erklärte er, „ist es, einen Freund zu zeigen, der seine Freundschaft anbietet und damit die Freundschaft dessen, der dem Leben Sinn gibt: Jesus. Roberto wollte immer, dass die Türen des Bistums für alle offen bleiben. Er hat sich nie wie ein distanzierter Herrscher oder Bürokrat verhalten. Er hat sich immer wie ein Bruder unter Brüdern verhalten, mit der Verantwortung, zu führen und Entscheidungen zu treffen, aber immer mit Vernunft.“
Für Lovera ist dies das Merkmal, das den derzeitigen Papst auszeichnet: „Papst Leo XIV. hat sich in seinem Wesen nicht verändert. Er ist derselbe nahbare, fröhliche und brüderliche Priester, den ich 1991 kennengelernt habe. Nur dass diese Nahbarkeit jetzt das Gewicht und die Gnade hat, die ganze Kirche zu leiten.“
Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.





