Ursprung, Bedeutung und Symbolik der Weihnachtskrippe

Christliche Bilderwelt: Eine Holzkrippe, handgefertigt aus Böhmen
Bistum Regensburg

Für viele Gläubige bildet die Weihnachtskrippe das sichtbare Zentrum des Weihnachtsfestes. Sie ist jedoch weit mehr als nur eine festliche Dekoration. Vielmehr vergegenwärtigt sie auf anschauliche Weise die Menschwerdung Gottes.

In Wohnzimmern und Kirchen weltweit stellt sie das biblische Geschehen der Heiligen Nacht dar und macht das Mysterium greifbar: Gott kommt als armes, schutzloses Kind zur Welt.

Der Ursprung dieser Tradition liegt im mittelalterlichen Italien. Der Biograf Thomas von Celano berichtet, der heilige Franz von Assisi habe im Jahr 1223 den Wunsch gehegt, die Geburt Christi lebendig vor Augen zu führen. Er wollte die Armut und Entbehrung, die das Jesuskind von Beginn an ertragen musste, mit eigenen Augen sehen.

Im Ort Greccio organisierte Franziskus deshalb eine Feier in einer Felsenhöhle. Er ließ eine Futterkrippe mit Heu herrichten und Ochs und Esel herbeibringen. Geschnitzte Figuren gab es nicht; die Tiere waren lebendig, und über der Krippe wurde die Heilige Messe gefeiert.

Franziskus ging es um eine emotionale Erschließung des Glaubensgeheimnisses. Die Gläubigen sollten begreifen, dass Gott nicht fern und abstrakt bleibt, sondern in äußerster Bedürftigkeit und Nähe in die Welt eintritt.

Im Zentrum jeder Krippe liegt das Jesuskind. Es steht theologisch für die Doppelnatur Christi: wahre Gottheit und wahre Menschheit. Die Darstellung als nacktes oder nur in Windeln gewickeltes Kind unterstreicht die radikale Selbsthingabe Gottes. Er setzt sich der menschlichen Kälte und Hilflosigkeit aus.

An seiner Seite steht Maria, die als Gottesgebärerin verehrt wird. Ihre Haltung ist meist kniend oder dem Kind zugewandt. Sie drückt Demut und betrachtende Stille aus. Als Magd des Herrn ermöglichte sie durch ihr Ja-Wort die Menschwerdung Gottes. Der häufig blaue Mantel verweist in der Ikonografie auf die Verbindung von Himmel und Erde.

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Etwas abseits oder schützend im Hintergrund steht der heilige Josef. Er verkörpert Gehorsam, Verantwortung und treue Fürsorge. Oft wird er mit einer Laterne dargestellt, die ihn als Hüter des göttlichen Lichts kennzeichnet, oder mit einem Wanderstab, der seine Rolle als Beschützer der Heiligen Familie betont. Die häufig ältere Darstellung Josefs verweist theologisch auf die Jungfräulichkeit Marias. Er ist nicht leiblicher Vater, sondern Nährvater Jesu.

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In die Szenerie werden die Hirten einbezogen. Sie tragen eine zentrale theologische Botschaft: Die Verkündigung der Erlösung richtet sich zuerst an die Armen und gesellschaftlich Randständigen. Die Hirten stehen für eine offene, hörende Menschheit, die bereit ist, sich auf den Weg zu machen.

Über dem Geschehen erscheinen Engel als Boten Gottes. Sie verkünden das „Gloria in excelsis Deo“ und symbolisieren den Einbruch der göttlichen Herrlichkeit in die Dunkelheit der Welt. Als Mittler verbinden sie den Himmel mit dem irdischen Geschehen im Stall.

Eine besondere Rolle spielen Ochs und Esel, obwohl sie im Lukasevangelium nicht erwähnt werden. Ihre Präsenz geht auf eine traditionelle Auslegung des Propheten Jesaja zurück: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“ (Jes 1,3).

Theologisch werden die Tiere häufig als Sinnbilder für Judentum und Heidentum gedeutet, die beide ihren Erlöser erkennen. Zugleich stehen sie für die gesamte Schöpfung, die ihren Schöpfer anbetet, während viele Menschen ihn nicht erkennen.

So ist die Weihnachtskrippe bis heute weit mehr als folkloristisches Beiwerk. Sie wirkt wie eine „Bibel der Analphabeten“, die ohne Worte verkündet. In einer stark vom Konsum geprägten Zeit bietet sie einen Ort der Sammlung. Sie lädt dazu ein, das Wunder der Weihnacht neu zu betrachten: die stille Begegnung von Gott und Mensch im einfachen Stall von Bethlehem.