Madrid - Freitag, 6. Oktober 2017, 11:19 Uhr.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy traf sich am 3. Oktober mit dem Erzbischof von Barcelona, Kardinal Juan José Omella, sowie dem Erzbischof von Madrid, Kardinal Carlos Osoro; inmitten der Krise, die durch das – von Madrid als illegal bewertete – Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens am Sonntag, den 1. Oktober verursacht wurdem sowie die Entscheidung der spanischen Regierung, dieses durch Polizeigewalt brutal zu unterbinden versuchen.
Dieses Treffen hätte – so die Zeitung La Vanguardia – am Dienstag Nachmittag auf Bitten Rajoys im Moncloa-Palast stattgefunden, einige Tage nachdem die ständige Kommission der Spanischen Bischofskonferenz ein Mitteilung veröffentlicht hatte, in der sie zum "offenherzigen und ehrlichen Dialog" unter den Parteien aufgefordert hatte.
CNA hat versucht, eine Bestätigung dieses Treffens zu erhalten; es wurde aber vom Erzbistum Madrid weder bestätigt noch geleugnet. Auch der Moncloa-Palast hat sich bislang noch nicht geäußert.
Katalonien: Spanische Bischöfe warnen vor 'unumkehrbaren Entscheidungen' https://t.co/rB4k8ZexYb
Laut Angaben des Internetportals Religión Confidencial könnte die Begegnung zwischen Rajoy und den Erzbischöfen von Barcelona und Madrid eine Reaktion auf die von der Bischofskonferenz veröffentlichte Botschaft zur Unabhängigkeit Kataloniens sein.
Die linkspopulistische Partei Podemos informierte ihrerseits, dass ihr Parteivorsitzender Pablo Iglesias ein Gespräch mit Kardinal Carlos Osara geführt habe, bei dem ihm der Kardinal versichert hätte, er würde versuchen, den Ministerpräsidenten Spaniens, Mariano Rajoy, davon zu überzeugen, mit Carles Puigdemont, dem Präsidenten der "Generalitat Kataloniens", zu sprechen.
Das Erzbistum Madrid dementierte dies und versicherte, dass es "auf keinen Fall irgendeine Vereinbarung gegeben hat, sondern nur das sei wiederholt worden, was vergangene Woche von allen Bischöfen Spaniens gemeinsam verlautbart worden war."
Die Unterhaltung zwischen Kardinal Osoro und dem Parteivorsitzenden von Podemos "fällt in den Rahmen jener Gespräche, die üblicherweise mit den verschiedenen politischen Kräften geführt werden", versicherte das Erzbistum Madrid.
Aufruf, Ruhe zu bewahren
In einem Editorial mit dem Titel "Vor allem viel Ruhe", das vergangene Woche von der Wochenzeitschrift Alfa y Omega des Erzbistums Madrid veröffentlicht worden war, werden die Katholiken ermutigt, in "diesen entscheidenden Tagen der schweren politischen Krise, die Spanien durchlebt" extreme Positionen zu vermeiden. Auch erinnert der Artikel daran, dass "der Rechtsstaat über die nötigen Mittel verfüge, um sich durchzusetzen."
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Deshalb betont der Leitartikel der Wochenzeitschrift, dass die Verantwortung der Kirche im aktuellen Moment darin bestünde, "im Sinne der Eintracht zu arbeiten, auch wenn einige ihrer Mitglieder dies nicht getan hätten."
Im Hinblick auf diejenigen, die die Erklärung der Kommission der Spanischen Bischofskonferenz als zu lasch beurteilt hatten, präzisiert "Alfa y Omega", dass "dies bedeute, nicht zu verstehen, was in diesen Augenblicken in Spanien auf dem Spiel stehe."
"Die Verteidigung der Verfassung und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit sind im Dokument klar erkennbar, das gleichzeitig die Notwendigkeit des Dialogs anspricht, welcher unmöglich sein wird, solange nicht ein wenigstens minimales Klima von Gelassenheit herrscht", erläutert die Wochenzeitung.
Sie macht auch darauf aufmerksam, dass es durchaus Menschen gebe, denen daran gelegen sei, das "Klima abzukühlen" und die daher darauf bestünden, dass sich die radikalen Positionen gegenseitig aufwiegeln würden und dass das Letzte, was die Katholiken tun dürften, wäre, sich in diese Dynamik einzuklinken. Die Verantwortung dafür läge bei allen. Vor allem in Katalonien, aber auch im Rest Spaniens, in dem es kein Haus und keinen Arbeitsplatz gebe, bei dem in diesen Tagen nicht leidenschaftlich über die spanische und katalanische Krise diskutiert würde.
Den gesamten Leitartikel im spanischen Original können Sie hier nachlesen.
Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner.
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