Der Nazi-Gegner und das Wunder: Wird dieser Karmeliterpater nun bald heiliggesprochen?

Titus Brandsma O.Carm.
Wikimedia (CC0)

Furchtlos predigte er gegen die Nazis, starb dafür einen heroischen Tod in einem Konzentrationslager – doch viele Menschen heute kennen den seligen Titus Brandsma nicht. Der holländische Priester, Karmelit und Märtyrer starb 1942 im KZ Dachau.

Pater Michael Driscoll will das ändern. Der 76 Jahre alte Priester aus Florida in den USA sagt, dass er der Fürsprache von Pater Brandsma die wundersame Heilung vom Krebs verdanke.
 
"Er war kühn. Er war tapfer", sagte Pater Michael Driscoll gegenüber CNA.

"Er wusste, als er auf der Kanzel predigte, dass Leute in den Gemeinden Notizen für die Nazis darüber machten, was er sagen würde. Aber er machte weiter.“

Driscoll hat seine eigenen Kämpfe durchgemacht. 2004 wurde bei ihm ein fortgeschrittener Hautkrebs diagnostiziert. Kurz danach gab ihm jemand ein kleines Stück von Titus Brandsmas schwarzen Anzug, den der amerikanische Priester jeden Tag auf seinen Kopf auftrug.

Driscoll unterzog sich einer Operation, bei der Ärzte 84 Lymphknoten und eine Speicheldrüse entfernten. Dem Eingriff folgten 35 Tage Strahlenbehandlung, so ein Bericht im "Boca Raton Sun-Sentinel".

Trotz der medizinischen Maßnahmen: Driscolls Krebs – ein Melanom der Stufe vier – hatte eine Überlebensrate von nur 10 bis 15 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Die Diözese Palm Beach teilte am 13. Dezember mit: "Ärzte haben festgestellt, dass Pfarrer Driscolls Krebs jetzt weg ist, und dass seine Heilung und Genesung medizinisch nicht erklärt werden kann. "

Driscoll erzählte, was ihm sein Arzt vor dreieinhalb Jahren sagte: "Sie müssen nicht zurückkommen, verschwenden Sie Ihr Geld nicht mit Flugkosten. Sie sind geheilt. Ich kann keinen Krebs mehr bei Ihnen feststellen."

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Dieses offenbare Wunder könnte zur Heiligsprechung des Seligen Titus Brandsma führen. Die Diözese Palm Beach, in der Driscoll als Priester im Ruhestand tätig ist, übermittelte im Dezember 2017 ihre Ergebnisse und Beweise an den Vatikan.

Brandsma, ein in den Niederlanden geborener Karmeliter, war Professor und Journalist. Er war ein starker Kritiker der Nazi-Ideologie. Nachdem die Nationalsozialisten im Mai 1940 sein Land besetzt hatten, verfolgten sie jüdische Bürger und verhängten zunehmend Einschränkungen gegen andere.

Der Priester verteidigte die Freiheit der katholischen Erziehung und der katholischen Presse gegen den Druck der Nazis.

"Er war ein Sprecher der niederländischen Bischöfe", sagte Driscoll. "Er hat die Botschaft gegen die Nazis bekommen und was sie gegen die katholische Presse, die katholischen Schulen, die Verfolgung von Juden getan haben, nennen Sie es."

Aufgrund der Weigerung von Brandsma, jüdische Kinder aus katholischen Schulen zu vertreiben, und weil er gegen die obligatorische Nazi-Propaganda in katholischen Zeitungen war, wurde er im Januar 1942 von den Nazis verhaftet. Schließlich wurde er in das KZ Dachau bei München deportiert – dort waren bereits 2.700 weitere Kleriker untergebracht, die meisten von ihnen aus Polen.

Nicht-deutsche Priester durften die Messe im Lager nicht lesen.

"Die deutschen Priester schmuggelten die Eucharistie zu ihm, damit er sie durch einen Brillen-Etui an verschiedene Gefangene verteilen konnte", sagte Driscoll. 

Brandsma, der immer schwach war, litt unter der Misshandlung durch die Nazis und kam schließlich in die Krankenstation des KZ. Dort verübten KZ-Ärzte medizinische Experimente an den Opfern.
 
"Es heißt, dass jeder, der da hin mußte, nicht mehr herauskam", sagte Driscoll. "Wahrscheinlich wußte er, als er dorthin kam, dass ihm allerlei passieren könnte".

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Am 26. Juli 1942 wurde ihm eine Todesspritze gegeben, und zehn Minutgen später für tot erklärt. Seine sterblichen Überreste wurden wahrscheinlich innerhalb eines Tages eingeäschert. Er war 61 Jahre alt.
 
Eine Pflegerin, die zum Zeitpunkt des Todes des Priesters im Dienst war, sagte später aus, die Gestapo, die Geheimpolizei der Nazis, habe seinen Tod angeordnet.
 
"Bevor er starb, gab er dieser Person seinen Rosenkranz, einen ziemlich primitiven Rosenkranz, der mit irgendeiner Art von Perlen gemacht wurde", sagte Driscoll. "Er sagte ihr, sie solle den Rosenkranz beten. Sie wandte ein, dass sie das nicht könne, und nicht mehr gläubig sei."
 
"Er sagte, Sie müssen nur von Perle zu Perle zu gehen und sagen: 'Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes, Amen'", erzählte der amerikanische Priester.
 
Brandsma wurde im November 1985 als Märtyrer für den Glauben seliggesprochen.
 
Für Driscoll lehrt das Leben des Priesters auch heute Katholiken, "mutig und kraftvoll das Evangelium zu predigen und keine Angst zu haben".

Pater Brandsma habe seine Mitgefangenen freundlich behandelt und getröstet, sie immer wieder aufgerichtet, so Driscoll. Somit sei er ein Vorbild auch für kranke Menschen – und im Umgang mit ihnen.

"Es ist der Glaube, der heilt. Ich bin gläubig, und das ist wichtig ", sagte er. "Ich sage den Leuten: Es ist nicht das Berühren dieses Stück Stoffes für dich. Es ist der Glaube, der rettet. Du solltest die Hoffnung nicht aufgeben, sondern gläubig sein"

Pater Mario Esposito, ein Karmeliterpriester aus New York, ist ein Vize-Postulator für den Fall. Er sagte gegenüber der Zeitung, er wisse von keinen weiteren Wundern, die Brandsma zugeschrieben werden.

"Wir hoffen, dass dies der eine sein könnte, aber es gibt sehr strenge Standards, und Rom wird diesen Fall sehr genau prüfen", sagte Esposito.

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