Vor einigen Tagen war ich auf einer sogenannten "freien" Trauung, die mich mit vielen Gedanken zurückließ. Die Eheleute hatten mehrfach während der Zeremonie betont, dass viele Faktoren glücklich zusammengekommen seien, damit sie sich treffen und lieben lernen konnten. Die Erklärung hierfür wurde mal bei einer Energie, mal bei einer nicht näher beschriebenen Kraft, mal beim lieben Gott gesucht. Einig war man sich aber offenbar darüber, dass es nicht einfach nur Zufall gewesen sein konnte. Oder wollte man es sich schöner und bedeutsamer vorstellen und nicht einfach nur schnöde eine zufällige Begegnung zum Anfang der großen Liebe machen?

Wenn ich mir die Theodizee Frage stelle, wie schon tausende Generationen vor mir, dann komme ich zu dem Schluss, dass Gott eben nicht wie ein Marionettenspieler in die Welt und in unser Leben eingreift. Wie kann er dann solche Liebesbegegnungen begünstigen? Picke ich mir damit nicht die Rosinen heraus?

Mein Mann und ich hatten eine lange Autofahrt Zeit, um uns darüber auszutauschen und stellten fest, dass wir ganz fest daran glaubten, dass der liebe Gott uns zusammengeführt hat, uns unsere Kinder geschenkt hat und schützend und wohlwollend an unserem Leben teilnimmt.

Vielleicht reicht dieser feste Glaube, den schon Jesus von seinen Anhängern gefordert hat, wenn ich mir z.B. die Erzählung vom "ungläubigen Thomas" anschaue. Doch vielleicht ist es auch gut, solche Glaubensaussagen zu hinterfragen und so weit zu rationalisieren, dass sie diskutierbar sind. Denn gerade, wenn es darum geht, Glaubenskritikern gegenüber zu treten oder sich mit solchen Veranstaltungen wie "freien" Trauungen auseinander zu setzen, sollte man sich seines Glaubens und dessen Wahrheiten sehr bewusst sein. Spürbar war für uns beide nach diesem Tag: Gott war nicht eingeladen zu diesem Fest.

Menschen neigen dazu, Gott zu personalisieren und zu vermenschlichen, weil es so leichter fällt, ihn zu verstehen oder sein Handeln zu begründen, aber Gott handelt göttlich und nicht menschlich.

Vielleicht haben wir uns seine Abwesenheit also nur eingebildet, vielleicht war er stärker anwesend als irgendwo anders, weil eben nicht alles Zufall ist, sondern Gottes allmächtiges Wirken, welches den Menschen wohlgesonnen ist. Ich komme immer wieder zu dem Punkt, wo ich meinen Glauben als Beziehung mit Gott beschreibe und mein Mann und ich uns klar sind, dass wir ihn mit dem Sakrament der Ehe in unsere Ehe und unsere Familie eingeladen haben. Damit haben wir unser Leben um eine Ebene erweitert.

Wenn ich mir meinen Glauben als Beziehung vorstelle, kann es eben auch Beziehungsbrüche, bis hin zu Abbrüchen geben, die dann die Abwesenheit von Gott zur Folge haben. Unglücke oder böse Taten von Menschen sind dennoch als freies Schöpfungswirken zu beschreiben. Sie sind nicht Strafe Gottes, sondern Ergebnis jener Freiheit, die uns Gott geschenkt hat, um unserer Liebe Willen, die nur in uneingeschränkter Freiheit wahrhaftig erfahrbar sein kann.

Damit ist aber auch klar, dass Freiheit und Schicksal nicht zusammen passen. "Sich seinem Schicksal ergeben", ist etwas, dass jeglichen Gestaltungswillen ausklammert und unser Leben in einen monotonen Trott verwandelt, da alles schicksalhaft vorbestimmt wäre. Quatsch!

Gottes gutes Wirken ist eben nicht gegensätzlich zur Freiheit der Schöpfung und der Menschen, sondern setzt immer voraus, dass es einen Gläubigen gibt, der mit Gott im Dialog steht. Niemand der sich seinem Schicksal hingibt oder sich auf den Zufall verlässt.

Als wir uns also die Schöpfung und unser Leben im Auto vor Augen geführt haben, ist uns beiden bewusst geworden, wie schön alles gekommen und geworden ist. Das alles kann kein Zufall sein. Weder die Schöpfung, in ausgeklügelten Ökosystemen mit genau aufeinander abgestimmten Zusammenspielen, noch unsere Liebe und unsere Familie, die unser großes Glück ist. Denn Glück hatten wir sicher, aber Zufall war´s nicht!

 

 

 Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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